Spannender als die Frage, ob der stadtweite Trend sich auch in Möhringen und Vaihingen zeigt, ist doch der Blick auf die Ausreißer. Diese erzählen oft genauso interessante Geschichten über die Menschen, die dort wohnen. Ein Überblick.

Filder - Um 18.30 Uhr am Dienstagabend war es so weit: Die Stadt Stuttgart hatte alle Stimmzettel ausgezählt, die finalen Ergebnisse der Kommunalwahl waren da – und damit nach Redaktionsschluss für die Ausgabe der Filder-Zeitung am Mittwoch. Insgesamt waren rund 450 000 Stuttgarter am Sonntag zur Wahl des Gemeinderats aufgerufen, ein neuer Rekord. 57,4 Prozent von ihnen – und damit mehr als noch vor fünf Jahren – haben ihre Stimme abgegeben.

 

Was fällt auf den Fildern auf?

Die Wahlbeteiligung auf den Fildern ist höher als anderswo in Stuttgart. Im gesamten Stadtbezirk Möhringen etwa gaben 61,6 Prozent der Wähler ihre Stimme ab, im gesamten Stadtbezirk Vaihingen waren es sogar 64,9 Prozent. Ähnlich hohe oder teils sogar noch höhere Werte erzielten übrigens auch die anderen Bezirke auf der Filderebene, wohingegen der stadtweite Durchschnitt bei 57,5 Prozent lag.

Im übrigen entspricht das Wahlergebnis zumindest grob dem in der gesamten Stadt. Die Grünen haben also gewonnen vor der CDU. Die SPD schneidet schlecht ab, bleibt aber drittstärkste Kraft. Spannender werden die Zahlen jedoch dann, wenn man einzelne Nachbarschaften herauszieht. Hier zeichnen sich teils dramatische Ergebnisse ab. Briefwahlwähler sind in diesen Zahlen aber nicht enthalten.

Wer hat am radikalsten gewählt?

In Dürrlewang ging jede vierte Stimme an eine radikale Partei – und zwar ganz gleich, ob links oder rechts des politischen Spektrums. So kam die AfD auf 11,9 Prozent, was fast schon doppelt soviel ist wie die 6,1 Prozent, die die Partei stadtweit erringen konnte. SÖS kam auf 7,7 Prozent der Stimmen (Stadt 4,4 Prozent) und die Linke auf 6,1 Prozent (Stadt 5,3 Prozent).

In Büsnau und auf dem Fasanenhof hat die AfD mit 12,9 Prozent und 13,3 Prozent noch stärkere Resultate einfahren können. Letzteres ist insofern interessant, als dass der Fasanenhof bislang als dunkelrote Hochburg galt. Zwar ist das Ergebnis der Linken dort mit 7,2 Prozent immer noch besser als in der Gesamtstadt, sticht aber nicht mehr allzu sehr hervor.

Wo ist die Hochburg der Grünen?

Bei den jungen Leute, das zeigen alle Untersuchungen, gibt es eine klare Tendenz, die Grünen zu wählen. Hinzu kommt dann noch, neben anderen Faktoren freilich, die Bildung. Wer also vor der Wahl prognostizierte, dass Studentenwohnheime und Akademiker-WGs im Speckgürtel des Vaihinger Unicampus für die Ökopartei eine sichere Bank sind, der lag damit richtig. Im Wahlbezirk Pfaffenwald wählte jeder Dritte die Grünen, genau gesagt 34,6 Prozent (Stadt 26,3 Prozent). Im nahen Österfeld waren es mit 32,9 Prozent kaum weniger, wie auch im Lauchäcker mit 31,6 Prozent.

Der Pfaffenwald ist übrigens noch in einem anderen Punkt klarer Spitzenreiter auf der Filderebene. Nirgendwo sonst schneidet die CDU so schlecht ab. Ein Ergebnis von geradezu unterirdischen 8,2 Prozent (Stadt 19,4 Prozent) bedeutet, dass sie dort nur die viertstärkste Kraft ist nach den Grünen, der SPD und den Linken.

Wo sind die Bürgerlichen stark?

Viele Demoskopen behaupten ja, dass die Wähler der bürgerlich-konservativen Parteien und der Grünen oftmals mehr gemein haben, als man auf den ersten Blick sieht. Auch wenn das Beispiel des Pfaffenwald sie vielleicht Lügen zu strafen scheint, Sonnenberg gibt ihnen recht. Dort nämlich konnte die CDU mit 23,2 Prozent ein überdurchschnittliches Ergebnis einfahren. Und auch für die FDP ist die gut situierte Wohngegend mit 11,3 Prozent (Stadt 7,9 Prozent) eine Bank. Aber die Grünen sind dort mit 29,8 Prozent halt auch ziemlich gut aufgestellt. Die Parteien am Rand haben hier keine Chance. SÖS, Linke und AfD spielen keine Rolle. Ganz ähnlich ist das übrigens auch in anderen, ähnlich aufgestellten Wohngegenden auf der Filderebene: Schönberg und Waldau.

Wo hält man der SPD die Treue?

Die schmerzhafte Antwort für viele Genossen: Nirgendwo auf der Filderebene. Einzig in Dürrlewang mit 13,5 Prozent und in Kaltental mit 13 Prozent liegen die Resultate noch leicht über dem stadtweiten Schnitt von 11,6 Prozent.