Frei und unabhängig sind die Gemeinderäte in der kleinsten Kommune des Landkreises. Und sie bleiben stets sachlich, beteuern die beiden Anführer der Listen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Deckenpfronn - Meinungsverschiedenheiten sind im Deckenpfronner Gemeinderat offenbar nicht an der Tagesordnung. „Bei uns muss sich keiner auf Kosten der anderen Partei profilieren“, sagt Ralph Süßer von den Unabhängigen Bürgern. Im Dorf herrsche eine andere Kultur. Diese Einschätzung bestätigt auch die Konkurrenz: „Wir unterscheiden uns durch die Persönlichkeiten und nicht von der Sache her“, sagt Ulrich Lutz von der Freien Wählervereinigung. Zwei Listen gibt es in Deckenpfronn und 21 Kandidaten, die sich um die zwölf Sitze im Gemeinderat bewerben. Diese Aufteilung hat einen Sinn: Es gebe mehr Auswahl, erklärt Werner Lutz, und damit mehr Demokratie im Ort, sagt Ralph Süßer.

 

Lebens- und liebenswert lauten die Schlagworte, mit denen die Freie Wählervereinigung um Stimmen wirbt. Die Kandidaten versprechen eine nachhaltige Kommunalpolitik und wollen sich für ein offenes, von Gemeinschaftlichkeit geprägtes Dorf einsetzen. Als engagiert und verantwortungsbewusst charakterisieren sich die Unabhängigen Bürger, sie treten für „eine maßvolle Entwicklung“ und ein lebenswertes Umfeld ein. „Die beiden Listen stehen nicht für unterschiedliche Positionen“, erklärt Ralph Süßer. Und Ulrich Lutz ergänzt wieder: „Die Zusammenarbeit im Gemeinderat und mit dem Bürgermeister ist ausgezeichnet.“

Eine Krippe für die Kleinen

Die Kinderbetreuung war das dominante Thema in der vergangene Legislaturperiode. In dem 3200-Einwohner-Ort gibt es nun auch eine Krippe für die Kleinen. „Das hätte man vor zehn Jahren auch noch nicht gedacht“, sagt Ulrich Lutz. Ein neues Baugebiet wurde fertig gestellt, Straßen wurden instand gesetzt, Abwasserkanäle saniert, und das Rathaus wurde zum Bürgerbüro umgebaut. „Außerdem konnten wir die Entschuldung der Gemeinde vorantreiben“, sagt der Chef der Freien Wähler. Betrug das Minus auf dem Konto vor einigen Jahren noch 1,5 Millionen Euro, sind es jetzt weniger als 100 000 Euro. „Trotzdem haben wir kräftig investiert“, sagt Ralph Süßer.

Geld wird Deckenpfronn in der kommenden Legislaturperiode vor allem in die Abwasseraufbereitung stecken müssen. Der Gemeinderat muss entscheiden, ob die eigene Kläranlage erweitert wird oder sich der Ort dem Zweckverband Nufringen-Gärtringen anschließt. Rund 1,5 Millionen Euro sind in beiden Fällen fällig. Die Innenentwicklung im Dorf müsse vorangetrieben werden, sagt Ralph Süßer. Ulrich Lutz will die Kommune darüber hinaus demografiefest machen, indem etwa Barrieren für Rollstuhlfahrer abgebaut werden. Umgesetzt werden soll auch das Wahlversprechen von Bürgermeister Daniel Gött für ein Freizeitgelände.

Fest steht bereits, dass der Gemeinderat jünger aus der Kommunalwahl hervorgehen wird. Bei der Freien Wählervereinigung hören die langjährigen Ratsmitglieder Herbert Ziegler und Ilona Walz auf. Bei den Unabhängigen Bürgern verabschiedet sich Günther Lutz, auf deren Liste stehen sogar sechs neue Namen.