Nicht nur bei den Christdemokraten ziehen sich Urgesteine der Kommunalpolitik zurück. Zugleich aber treten die Kinder amtierender Räte an. Dass die jungen Menschen in die Gremien drängen, freut die Liberalen besonders.

Ditzingen - Was wird sich ändern im nächsten Ditzinger Gemeinderat? Nicht viel, sagen die einen. Schließlich hatten sich die, die nun nicht mehr antreten, schon seit geraumer Zeit im wesentlichen zurückgehalten. Andere wiederum sehen vor allem den Verlust an Erfahrung, der dem Gremium mit dem Christdemokraten Rolf Feil – seit 39 Jahren dabei - und dem Sozialdemokraten Heinz Lienow verloren geht. Er gehörte fast viereinhalb Jahrzehnte dem Rat an. Bei ihnen war die Entscheidung ebenso über längere Zeit gereift wie bei Peter Rombold. Der Christdemokrat tritt ebenfalls nicht mehr an.

 

Dafür will verstärkt die nächste Generation in den Gemeinderat nachrücken, in allen Parteien und Gruppierungen. Für die Grünen tritt mit Christian Schnabel der Sohn des Chefs der Unabhängigen Bürger, Dieter Schnabel, an. Alexander Feil und Christian Rombold kandidieren für die CDU, jene Partei also, in der auch ihre Väter aktiv sind.

Schleppende Kandidatensuche

Vor diesem Hintergrund äußern sich die Sprecher aller im Rat Vertretenen zufrieden über die Listen mit ihren Kandidaten. Gleichwohl: Bisweilen „schleppend“, sei die Kandidatenaufstellung verlaufen, sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Konrad Epple. „Die Kandidaten haben uns nicht die Tür eingerannt“, sagt auch der Fraktionschef der Freien Wähler, Manfred Grossmann. Er hofft, dass die Freien Wähler speziell in der Kernstadt wieder stärker werden. Ein Fraktionsmitglied – der langjährige Betreiber des Bürofachhandels, Horst Brose – hatte sich 2018 zurückgezogen.

Freie Wähler, Unabhängige Bürger und CDU haben die Listenplätze nicht alternierend mit Männern und Frauen besetzt. „Ich halte nichts davon, entscheidend ist, was jemand einbringt“, sagt etwa Dieter Schnabel. Der Unabhängige Bürger wirbt für einen „starken, unabhängigen Gemeinderat, der sich als Kontrollorgan versteht“. Nicht jeder Vorschlag der Verwaltung müsse auch angenommen werden, sagt er. Selbst wenn die Verwaltung ihr Amt hauptamtlich, die Stadträte hingegen ehrenamtlich ausführten, so „entbindet uns das nicht davon, dass wir kritisch umgehen mit der Verwaltung“.

Bedeutung des Listenplatzes im Ort

Ob der Listenplatz in Ditzingen überhaupt die Bedeutung hat wie etwa in Stuttgart, bezweifelt Konrad Epple. Man kenne die Menschen, man wähle also die Köpfe, ist der CDU-Ortsverbandsvorsitzende überzeugt. „Manche legen gar keinen Wert auf die Platzierung“ , sagt der Mann, der aus der letzten Wahl als Stimmenkönig hervorging. Epple führt erneut die Liste seiner Partei an. Den hohen Anteil junger Kandidaten in seiner Partei hält er nicht für ungewöhnlich. „Ich käme in Erklärungsnot, wenn es anders wäre“, sagt er. Ein Grund dafür sei die starke Junge Union. Die CDU ist die mit acht Sitzen bisher stärkste Fraktion, gefolgt von den Freien Wählern (sechs Sitze) und der SPD. Diese hat fünf. „Ich wäre glücklich, wenn wir das wiederholen können“, sagt die SPD-Fraktionschefin Sabine Roth.

Andere Parteien richten ihr Augenmerk im besonderen Maße auf die Ortschaftsräte. „Wir sind in allen Teilorten besser aufgestellt als früher“, sagt etwa der Vorsitzende der Ditzinger Grünen, Ulrich Steller. Einerseits haben wie in Hirschlanden Jüngere den Weg hin zum kommunalpolitischen Engagement gefunden. Andererseits versuchen ehemalige Räte auch dieser Partei erneut den Sprung ins Parlament. Shammi Singh etwa gehörte bis 2014 dem Gremium an, ehe er die Stadt aus beruflichen Gründen verließ. Auf der Gemeinderatsliste der SPD wiederum steht mit Herbert Hoffmann auch der langjährige Leiter des Stadtarchivs und heutige Chef der Bürgerstiftung.

Liberale erstmals mit einer Liste im Ortschaftsrat

SPD und Grüne haben im kleinsten Ortsteil Schöckingen erneut eine gemeinsame Liste gebildet. Das habe in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert, heißt es dazu auf beiden Seiten. Schöckingen ist aber auch aus liberaler Sicht dieses Jahr im Fokus: Dort tritt die FDP seit mehr als einem Jahrzehnt erstmals überhaupt wieder mit einer Liste an. Der einzige Freidemokrat im Gemeinderat, Horst Ludewig, wäre froh über Unterstützung auch im Vollgremium der Stadt. „Ich hoffe auf einen zweiten Sitz.“ Das müsste möglich sein, sagt er mit Blick auf den Bundestrend der FDP: „Der ist nicht so schlecht.“