Stattliche sechs Listen schicken ihre Kandidatinnen und Kandidaten zur Abstimmung bei der Kommunalwahl – und manche fordern mehr Kontroversen.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - In Geislingen werden bei den Kommunalwahlen die Karten neu gemischt. Vor allem die CDU und die SPD haben zum Teil bereits während der Legislaturperiode wichtige Zugpferde verloren, gleichzeitig gehen mit der Perspektive Geislingen und der Offenen Liste (OLG) zwei neue Gruppierungen ins Rennen. Wobei die OLG viele Bewerber aufweist, die vor fünf Jahren bereits auf der Linken Liste kandidiert hatten.

 

Manche wünschen sich mehr kontroverse Debatten

Gut möglich, dass es künftig im Geislinger Rat kontroverser zugehen wird, und bunter könnte die Ratsrunde auch werden. „Manchmal wäre es besser, wenn es mehr knirschen würde, auch im Umgang mit der Verwaltung“, beschreibt Holger Schrag den Umgangston in der Runde, die für ihren partnerschaftlichen Stil bekannt ist. Nach dem Bruch mit der Linken im Jahr 2016 hofft Schrag auf einen Sitz für die parteilose OLG und strebt wieder eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen an. Diese möchten mit den beiden Gemeinderäten Bernhard Lehle und Ismail Mutlu den letztes Mal knapp verpassten vierten Sitz ergattern und wollen mehr Frauen in den Rat bringen, weshalb die Liste auch zur Hälfte weiblich ist. Fast ebenso viele Bewerberinnen stehen bei der SPD parat, darunter die Gastwirtin Sevgi Tan und die in Kirchenkreisen bekannte Anita Gröh. Auch die bisherigen fünf Räte, zu denen der Landtagsabgeordnete Sascha Binder gehört, stellen sich zur Wahl, während sich der populäre frühere Fraktionssprecher Hansjürgen Gölz schon vor zwei Jahren zurückzog.

Die CDU verliert ihren Stimmenkönig

Auch die CDU musste mit Eugen Kübler und Eberhard Rapp zwei bekannte Geislinger ziehen lassen. Und ob Markus Maichle, der anstelle von Hans-Peter Maichle seinen Hut in den Ring wirft, wie der Vater das Zeug zum Stimmenkönig hat, bleibt abzuwarten. „So eine Verjüngung ist ein natürlicher Prozess“, sagt der Fraktionssprecher Holger Scheible, der als Dienstältester wieder antritt. Zu den jungen Kandidaten zählt der CDU-Kreisvorsitzende Kai Steffen Maier. Die Debatte um die angebliche Sperrzeitverlängerung, die in Geislingen Wellen geschlagen hatte, möchte Scheible zurechtrücken. Man habe nicht die Verlängerung angestrebt, sondern prüfen wollen, was gegen Verschmutzung der Innenstadt und nächtlichen Lärm zu tun ist. Darauf habe sich der Gemeinderat einstimmig verständigt.

Ob die Wahlbeteiligung steigt, wird sich noch weisen

Für Erkan Erdem hat die Debatte „das Fass zum Überlaufen gebracht“. Der Gastwirt führt die auffallend junge Liste Perspektive Geislingen an, die Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund vereint. „Wir wollen die Wahlbeteiligung in Geislingen steigern, weil wir viele Menschen ansprechen, die bisher nicht wählen gehen“, erklärt Erdem, der auch auf die Unterstützung der türkischstämmigen Geislinger setzt. Die Gemeinderäte seien alt und müde, sie sollten „junge Leute mit Ideen und Visionen ranlassen“, erklärt er angriffslustig. Seine Gruppe rechne mindestens mit drei Sitzen im Rat und wolle sich für Integration und die Belebung der Innenstadt einsetzen. Bürgernahe und sachbezogene Politik ohne Parteibuch haben sich die Freien Wähler auf die Fahnen geschrieben. Ihr Sprecher Ludwig Kraus setzt auf bewährte Kräfte wie die Weiler Ortsvorsteherin Bettina Maschke, den Bäckermeister Jörg Bopp und – neu im Bund – Stephan Schweizer, der sich als Vorstand bei der TG Geislingen engagiert.