Womit muss sich der Gemeinderat von Hemmingen in den ersten ein, zwei Jahren befassen? Die Fraktionen sehen fast dieselben Themen – mit unterschiedlichem Gewicht.

Hemmingen - Bildung und Bauen, Wohnen im Alter und Durchgangsverkehr – der Hemminger Gemeinderat hat zumindest am Anfang seiner Amtszeit genug Themen zur Beratung.

 

Wohnen im Alter großes Thema

Wohnen im Alter „Wir wollen die Seniorenarbeit in einer Klausur mit Experten beraten“, kündigt Walter Bauer von der CDU an – und nennt damit seine erste Priorität. Die Wohnungen, die im neuen Gebäudekomplex der Bietigheimer Wohnbau an der Hauptstraße entstehen, würden nicht reichen.

Sein Kollege Wolfgang Gerlach (Freie Wähler) geht einen Schritt weiter: Aufgabe müsse es auch sein, einen Standort für ein weiteres Seniorenheim zu finden – am besten in der Nähe des bestehenden Kleeblatt-Hauses. Man solle auch prüfen, ob es am Bahnhof ein Grundstück der Gemeinde gebe, das dafür groß genug sei.

Aus Sicht von Barbara von Rotberg (FDP) müsse man auch Wohnmodelle für Ältere entwickeln, die es ihnen ermöglichen, so lange wie möglich zuhause zu wohnen. „Ich denke an Wohn- wie Wohnungsgemeinschaften, in denen Jung und Alt zusammenleben“, sagt die Liberale. Dies müsse zwar von privaten Initiativen ausgehen. Jedoch könne die Gemeinde den Stein ins Rollen bringen, indem sie etwa dafür sorgt, dass Interessierte zusammenfinden und informiert werden.

Vielleicht, sagt die 67-Jährige, würden Ältere auch einen ehrenamtlichen Shuttledienst nutzen. „Mit dem Hemminger Fahrschein kann man nur drei Stationen fahren. Zu den Läden kommt man so nicht unbedingt“, begründet von Rotberg. Eine Umfrage könnte den Bedarf ermitteln.

Mehr Bedarf bei der Kinderbetreuung

Kinderbetreuung Auch für die Enkel-Generation gibt es in Hemmingen genug zu tun: Ein neuer Kindergarten in der Laurentiusstraße steht auf der Agenda – der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt auch in der Gemeinde weiter. Die SPD hat es sich dabei auf die Fahne geschrieben, „die Gebührentreiberei zu verhindern“, sagt der Fraktionschef Wolfgang Stehmer. Am liebsten hätten die Sozialdemokraten kostenlose Kindertagesstätten.

Wie geht es mit der gymnasialen Oberstufe weiter?

Bildung Auch die Glemstalschule in Schwieberdingen wird genug Stoff für Diskussionen liefern – spätestens, wenn die prognostizierten Baukosten von fast 25 Millionen Euro für die beschlossene Sanierung und Erweiterung nicht reichen. Dass die Modernisierung endlich in trockenen Tüchern ist, erleichtert alle Räte. „Wir haben selbst die Schule besucht und finden das Konzept gut“, sagt auch Markus Walker. Der 22-Jährige will für Die Partei in den Gemeinderat einziehen.

Apropos Schule: Wolfgang Gerlach rechnet damit, dass die gymnasiale Oberstufe – lange diskutiert und letztlich abgelehnt – wieder auf die Tagesordnung kommt. „Die SPD gibt keine Ruhe“, befürchtet er – die Genossen um Wolfgang Stehmer forderten in Hemmingen die Oberstufe immer offensiv. In wenigen Monaten haben sie wieder das Recht, das Thema im Gemeinderat anzusprechen. Stehmer kündigte bereits an, weiter für die Oberstufe zu kämpfen. „Der nächste Antrag kommt.“ Der 68-Jährige hofft, dass er unter den neuen Räten Verbündete findet.

Neue Verkehrszählungen für neue Konzepte

Verkehr Das allgegenwärtige Reizthema Verkehr ist auch in Hemmingen obenauf – nicht erst, seitdem die beliebte Autobahn-Ausweichstrecke zwischen Rutesheim und Stuttgart-Zuffenhausen fast täglich Hunderte Autofahrer durch den Ort bringt. Dagegen könne man ohne eine Umfahrung von Ditzingen-Heimerdingen nicht vorgehen, sagt Wolfgang Gerlach. Neue Verkehrszählungen in der Gemeinde sollen die Daten für neue Konzepte liefern.

Gleichwohl müsse man den öffentlichen Nahverkehr verbessern, findet Wolfgang Stehmer. „Wir wollen die Anbindung der Strohgäubahn an Stuttgart-Feuerbach wie ein Hemminger Tagesticket für einen Euro.“ Markus Walker meint für Die Partei dazu: „Da es in Hemmingen oft Stau gibt, wollen wir die Straßen mit besserem Nahverkehr entlasten.“ Dazu solle das Bähnle ergänzt werden um Fahrten des historischen Dampfzugs Feuriger Elias.

Bauen ja, aber . . .

Wohnbau Ein Verkehrskonzept muss laut Walter Bauer auch am Anfang der Planung eines zweiten Neubaugebiets südlich der Pestalozzistraße stehen – worin sich im Übrigen alle Räte weitgehend einig sind. Die Hemminger wollen die Planung der Fläche vorantreiben. Die SPD allerdings nur, wenn die Gemeinde dafür sorgt, dass das Areal nach der Umlegung zügig bebaut wird. „Ungenutztes Gelände können wir nicht verantworten“, sagt Stehmer. Insgesamt fordern die Sozialdemokraten mehr Bauaktivität. „Es gibt im Ort viele Baulücken.“

Bestand Barbara von Rotberg möchte, dass vor lauter Bauen die Bestandsgebäude nicht vernachlässigt werden. „Der Erhalt liegt mir sehr am Herzen“, sagt die Liberale. Sie war es deshalb auch, die sich – erfolgreich – dafür einsetzte, dass das undichte Schuldach der Grundschule repariert wird. „Darauf bin ich stolz.“