Die CDU wird vom Wähler gerupft, die SPD verliert ebenfalls und die Grünen setzen nach 2009 erneut zu einem Höhenflug an. Wir haben erste Reaktionen auf die Prognose zum Ausgang der Wahl gesammelt.

Stuttgart - Es war nur eine Prognose, die am Sonntagabend im Rathaus den Ausschlag dafür gab, ob die Vertreter der Parteien eher bedröppelt dreinschauten oder sich zu den Gewinnern der Kommunalwahl zählten.

 

Alexander Kotz gehörte am Wahlabend zweifellos in die erste Kategorie. Eigentlich wollte die CDU durchstarten (so ihr Wahlkampfslogan). Jetzt hat sie eine formidable Bruchlandung hingelegt, wenn sich die Prognose bewahrheit: „Der Bundestrend war gegen uns, die Unzufriedenheit mit der Großen Koalition greifbar“, macht der Fraktionschef der Christdemokraten vor allem die Berliner Politik für die erdrutschartigen Verluste in Stuttgart verantwortlich. Dass der Protest der CDU gegen die Fahrverbote offenbar nicht gezogen hat, relativiert Kotz: „Das war nur ein Thema unter vielen.“ Gleichwohl müsse die CDU ihre Politik „überdenken“.

Grünen-Fraktionschef sieht Rückenwind für Kuhns OB-Kandidatur

Für den Grünen-Fraktionschef Anderas Winter sind die Prognosezahlen schlicht „fantastisch“. Es zeige sich, dass die Grünen die Themen ansprächen, die die Stuttgarter bewegten. „Die Wähler goutieren unsere verlässliche Haltung beim Thema Luftreinhaltung.“ Die Prognose sei „eine Bestätigung dafür, die eigenen Ziele konsequent weiter zu verfolgen“. Winter sieht darin auch „Rückenwind“ für eine mögliche erneute Kandidatur von Fritz Kuhn für das Amt des OB.

Eher zerknirscht zeigte sich der SPD-Spitzenkandidat Martin Körner. „Das wäre kein gutes Ergebnis, der Bundestrend war gegen uns.“ Dass die Partei bundesweit bei der Europawahl zwölf Prozentpunkte eingebüßt habe, geht nach seinen Worten nicht spurlos an der Stuttgarter Partei vorbei. Er habe aber schon im Vorfeld nicht mit einem guten Resultat gerechnet. Immerhin: Es gebe etwa in Mannheim deutlich höhere Verluste für die Sozialdemokraten. Konsequenzen für die Bundespartei will Körner aber zumindest nicht laut fordern.

Thomas Adler von der Linken ist mit der Vorhersage für eine Partei zufrieden und auch mit der krachenden Niederlage der CDU. Allerdings haben die Grünen nach seiner Ansicht zu Unrecht von der Klimadebatte profitiert. Matthias Oechsner (FDP) freut sich vor allem darüber, dass die unter der Legislaturperiode zur dreiköpfigen Gruppe geschrumpfte FDP wohl wieder den Fraktionsstatus erlangt. „Von mir aus hätten wir gern noch mehr zulegen dürfen“, so der Liberale.

Rockenbauch: „Wähler beurteilen Grünen-Politik anders als wir“

Hannes Rockenbauch von der SÖS freut sich zwar ebenfalls, dass die CDU verloren hat – und die AfD weitgehend stabil geblieben ist. Er erkennt im vorhergesagten Wahlergebnis aber auch, „dass die Bevölkerung die Politik der Grünen im Rat offenbar anders beurteilt als wir.“ AfD-Spitzenkandidat Christian Köhler wiederum sieht die Zahlen für seine Partei eher positiv, habe doch die zuletzt durch Austritte auf einen Stadtrat geschrumpfte AfD während der vergangenen fünf Jahre kein gutes Bild abgegeben. Michael Schrade von den Freien Wählern ist stolz, dass seine Wählergemeinschaft den Fraktionsstatus gehalten hat.

Freude herrscht auch bei den Stadtisten, der Jungen Liste, den Piraten und der Partei, die im neuen Gemeinderat vertreten sein dürften. Die Liste „Kein Fahrverbot in Stuttgart“, das Bündnis Zukunft Stuttgart 23 mit den beiden Ex-AfD-Stadträten sowie die Liste SchUB des Ex-Stadtisten Ralph Schertlen dürfen zwar noch hoffen, ein Mandat ist laut Prognose aber eher unwahrscheinlich.