Siegfried Bassler, SPD-Urgestein und früherer Fraktionschef im Rathaus, hat von den S-21-Befürwortern in seiner Partei und von den lethargischen Skeptikern die Nase voll. Er bewirbt sich auf der offenen Liste der Linken um einen Platz.
Stuttgart - Mit dem SPD-Urgestein Siegfried Bassler und dem Friedensaktivisten und früheren Mitglied der Jungen Union, Paul Russmann, hat die Stuttgarter Linke zwei prominente Bewerber für ihre Liste zur Kommunalwahl 2014 gewinnen können.
Der Pfarrer Bassler (80), ehemaliger Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion und Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd, begründete am Freitag seine Kandidatur auf der offenen Liste mit der Haltung der SPD zum Projekt Stuttgart 21: „Die Projektkritiker bleiben weitgehend stumm, da bewegt sich innerparteilich nichts“. Nachdem sein Versuch, auf der aktuellen SPD-Gemeinderatswahlliste unterzukommen, abgeblockt worden sei, habe er sich entschlossen, für die Linke ins Rennen zu gehen. Mit seiner Kandidatur wolle er den S-21-kritischen sozialdemokratischen Wählern ein Angebot machen. Aus der SPD austreten will Bassler aber nicht, ein Parteiausschlussverfahren nimmt er bewusst in Kauf: „Wenn jemand wie Thilo Sarrazin in der SPD bleiben darf, wäre mein Ausschluss zumindest merkwürdig.“
Linke peilen mindestens drei Mandate an
Der katholische Theologe und gebürtige Rheinländer Russmann (58) will im Fall seiner Wahl die Kritik an den von Stuttgart aus geplanten Drohnenseinsätzen der US-Streitkräfte zum Thema machen. Die Kommandozentralen der Eucom und der Africom seien „ein Sicherheitsrisiko“ für die Bevölkerung, weil sie die Landeshauptstadt zum Angriffsziel islamischer Gotteskrieger machten. Russmann will sich außerdem für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung stark machen.
Linken-Bundeschef Bernd Riexinger erklärte, ein gutes Abschneiden bei der Kommunalwahl sei wichtig, um die Basis der Partei auf Gemeindeebene zu verbreitern. Für Tom Adler, den Sprecher der Linken in der Fraktionsgemeinschaft SÖS, heißt dies: „Wir wollen besser abschneiden als 2009.“ Damals reichte es für zwei Mandate. Am Samstag will die Kreispartei ihre Wahlliste aufstellen und über die Platzierung der Bewerber entscheiden.