Am 9. Juni sind Kommunalwahlen. Die Landeszentrale für politische Bildung und die Stadtbibliothek wollen Erstwähler umfassend darauf vorbereiten.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Durchschnittlich ein Prozent der Stimmzettel bei Wahlen ist ungültig. Bei der Kommunalwahl sind es aber drei Prozent. Kein Wunder, denn dabei gibt es einiges zu beachten. Das ist ein Grund dafür, warum die Landeszentrale für politische Bildung (LPB) insbesondere zur Kommunalwahl Workshops für junge Menschen anbietet.

 

So zum Beispiel im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Demokratie bilden“ der Stadtbibliothek Stuttgart. „Wir wollen informieren und junge Menschen dazu befähigen, zu wählen“, sagt Stefanie Schilling. Sie ist Mitglied im Direktionsteam und zuständig für die Kinder und Jugendarbeit und fügt hinzu: „Das Thema ist wichtig, insbesondere wenn man sich unsere aktuelle gesellschaftliche Entwicklung anschaut.“ Viele Standorte haben sich an den Demokratietagen beteiligt, die Resonanz sei sehr positiv, sagt Stefanie Schilling.

Das Thema Wahlen langweilt viele Jugendliche

Wenn das Thema Wahlen in der Schule behandelt werde, würde das viele Mädchen und Jungen eher langweilen, sagt Stefanie Hörsch. Sie unterrichtet Gemeinschaftskunde, Geschichte und Spanisch an der Steinbeisschule, einem beruflichen Gymnasium in Stuttgart, und besucht den Workshop „Zum ersten Mal im Wahllokal“ mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Die Lehrerin findet es wichtig, dass die jungen Menschen Input von einer Institution außerhalb der Schule bekommen, welche die Inhalte noch einmal anders aufbereiten und vermitteln kann.

In diesem Fall sind das Natalia Nagel und Roman Strauß. Beide sind als freie Mitarbeitende bei der LPB tätig und studieren auf Lehramt unter anderem Politik. „Wir nehmen den Auftrag ernst, welchen der Name ,Landeszentrale für politische Bildung’ impliziert“, sagt Roman Strauß. Natalia Nagel ergänzt: „Es geht um Demokratiebildung, und Wahlen sind da der wichtigste Baustein.“

Was ist panaschieren und kumulieren?

Bei der Kommunalwahl hat die eigene Stimme besonders viel Gewicht, weil die Zahl der Wahlberechtigten verhältnismäßig gering ist. Doch das Verfahren ist ein bisschen komplizierter. So hat man nicht nur eine Stimme wie bei der Europawahl, sondern so viele Stimmen, wie Sitze im Gemeinderat zu vergeben sind. In Stuttgart sind das 60. Die Stimmen dürfen auf Kandidierende unterschiedlicher Parteien aufgeteilt werden. „Panaschieren“ heißt das im Fachjargon. Zudem darf ein Kandidierender nicht nur eine, sondern bis zu drei Stimmen erhalten, was mit dem Begriff „kumulieren“ gemeint ist. Wer aber mehr als 60 Stimmen vergibt, macht seinen Wahlzettel damit ungültig.

Über diese Möglichkeiten, seine Stimmen zu verteilen, wusste selbst Alisa Börner noch nicht ganz genau Bescheid. Und das, obwohl die 18-Jährige während des Workshops immer wieder beweist, dass sie beim Thema Politik den Durchblick hat. Am 9. Juni ist die Schülerin als Wahlhelferin im Einsatz. „Weil ich das wichtig finde und weil ich den Ablauf mal aktiv kennenlernen möchte“, sagt sie.