Mit dem Einzug der Grünen in den Waldenbucher Gemeinderat werden die Karten neu gemischt – drei kleine Fraktionen stehen künftig einer starken Freie-Wähler-Fraktion gegenüber.

Waldenbuch - Die Waldenbucher Kommunalpolitik ist bunter geworden. Die Grünen haben aus dem Stand heraus drei der 18 Mandate im Gemeinderat gewonnen und nehmen in den kommenden fünf Jahren neben Freien Wählern, CDU und SPD als vierte Fraktion am Ratstisch Platz. Doch nicht nur das Farbenspiel ist neu. Auch die Kräfteverhältnisse haben sich verändert. Die Freien Wähler legen einen Sitz zu und sind jetzt mit Abstand die stärkste Fraktion im Gemeinderat. CDU (4 Sitze), SPD (3) und Grüne (3) können die acht Kollegen der FWV künftig nur noch gemeinsam überstimmen.

 

Die ersten Analysen liegen auf dem Tisch. Trost beziehen die Wahlverlierer aus dem Bundestrend, der die großen Volksparteien ebenfalls auf Talfahrt schickt. „Die Gemeinderatswahl ist eine Persönlichkeitswahl. Wer sich mit der Kommunalpolitik nicht gezielt befasst, trifft seine Entscheidung aufgrund der allgemeinen politischen Verhältnisse“, hat die SPD-Fraktionschefin Ingrid Münnig-Gaedke beobachtet.

Erschwerte Bedingungen für CDU und SPD

Den Sozialdemokraten in Waldenbuch sei es zwar gelungen, mit einem Stimmenanteil von 17,12 Prozent drittstärkste Kraft vor den Grünen (16,72 Prozent) zu bleiben. Dem generellen Aufwind für die Ökopartei habe man jedoch nichts entgegensetzen können. Besonders bitter sei, dass durch die veränderten Verhältnisse auch die SPD-Rätin Heidrun Rohse nicht mehr den Sprung ins Kommunalparlament geschafft habe, die sich besonders für Klima- und Artenschutz engagiert habe.

Auch der CDU-Sprecher Karl Rebmann zeigt sich vom Ergebnis seiner Fraktion nur mäßig überrascht: „Schön ist anders, aber es war zu erwarten, dass wir Stimmen verlieren.“ Erschwerend kam hinzu: Beide Parteien mussten den Rückzug ihrer langjährigen Fraktionsvorsitzenden verkraften. SPD-Zugpferd Ulrich Doster und CDU-Stadtrat Alf Dieter Beetz hatten sich während der ablaufenden Legislaturperiode aus dem Gremium verabschiedet.

Die Folgen sind gravierend: Jeweils zwei Mandate haben CDU und SPD am 26. Mai eingebüßt und bilden gemeinsam mit den Neueinsteigern von den Grünen nun die kleinteilige Gegenmacht zu den erstarkten Freien Wählern. „Wir hätten uns gewünscht, dass es zu keiner so großen Mehrheit gekommen wäre, um auch kleineren Mehrheiten in der Gemeinde Gehör zu verschaffen“, erklärt der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Karlheinz Roth enttäuscht.

Freie Wähler auf Höhenflug

Den Sprung der Öko-Partei ins Kommunalparlament hatten die Mitbewerber zwar fest einkalkuliert. Dass sie zudem auch noch einen Sitz an die Freien Wähler verlieren, hat sie hingegen kalt erwischt. Karl Rebmann stellt ernüchtert fest: „CDU und SPD haben an Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten verloren. Für uns werden die nächsten fünf Jahre erheblich schwieriger.“

Eine neue Leichtigkeit des Seins verspürt man derweil bei den Freien Wählern. Die Fraktion hatte angesichts des erweiterten Bewerberfelds um den Erhalt ihrer sieben Sitze gekämpft – jetzt ist es sogar einer mehr geworden. Die Fraktionschefin und Stimmenkönigin Annette Odendahl – sie liegt mit 5051 Wählerstimmen deutlich vor ihrem Fraktionskollegen Jürgen Schwab, der mit 2901 Stimmen das zweitbeste Ergebnis einfuhr – verrät: „Das war die Überraschung. Das hat keiner von uns erwartet.“

Grüne nach 20 Jahren wieder im Gemeinderat

Zur Freude über den Erfolg gesellt sich jedoch auch bei den Freien Wählern die Erkenntnis, dass die Arbeit im Gremium künftig nicht einfacher wird. „Bei vier Fraktionen werden die Diskussionen natürlich vielfältiger und intensiver. Gleichzeitig empfinde ich es jedoch als Bereicherung, dass die Grünen nun mit am Ratstisch sitzen“, sagt Annette Odendahl. Die Sorge vor Machtdemonstrationen ihrer Fraktion hält sie für unbegründet. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und konzentrieren uns auf Sachthemen“, versichert Odendahl.

Diese dürften in den kommenden Jahren noch deutlich mehr als bisher auf ökologische Gesichtspunkte hin abgeklopft werden. Dafür wollen Maria Rapp, Sebastian Winkler und Elena Kossiva-Rapp sorgen, die nach einer Pause von mehr als 20 Jahren die Grünen ins Kommunalparlament zurück gebracht haben. „Die Zeit war reif dafür“, stellt Maria Rapp fest. Dass es auf Anhieb so gut geklappt hat, hält indes auch sie für erstaunlich. „Wir sind ja nur mit einer halben Liste angetreten. Da haben wir sicher auch vom Bundestrend profitiert“, räumt sie ein.

Den Neulingen am Waldenbucher Ratstisch ist deshalb durchaus bewusst, dass sie jetzt liefern müssen. „Nun geht es darum, dass wir unsere Ziele in der täglichen politischen Arbeit auch umsetzen. Das empfinde ich als eine Verpflichtung, vor der ich großen Respekt habe“, sagt Maria Rapp. Die Schonfrist läuft am 23. Juli ab – dann trifft sich das neue Ratsgremium zur konstituierenden Sitzung.