Die Freien Wähler nominieren ihre Bewerber für den Gemeinderat. Sorgen macht die AfD.

Weil der Stadt - Wenn Parteien oder Wählervereinigungen ihre Listen aufstellen, ist die interessante Frage: Wer tritt an? Genauso spannend ist indes, welcher der amtierenden Ehrenträger sich zurückzieht und keinen Platz mehr auf der Liste beantragt.

 

Die Freien Wähler müssen da in diesem Jahr durchaus bluten. Ihr Fraktionschef Markus Kling nimmt seinen Hut. „20 Jahre sind genug“, sagt er. Ebenfalls seinen Abschied kündigt der Münklinger Klaus-Peter Fritschi an. „Gemeinderat ist ein hochinteressantes Amt“, sagt der 72-Jährige. „Man kann mitgestalten und etwas bewegen – wenn ich nur an das Neubaugebiet Häugern denke.“

Zur Nominierung ihrer Gemeinderatskandidaten haben sich die Freien Wähler am Dienstagabend getroffen. Fritschis Aufgabe als nunmehr unabhängiger Kopf ist es, die Wahl zu leiten. „Wir Alten haben bis jetzt mitbestimmt“, sagt er, und gibt seinen Kollegen mit auf den Weg: „Jetzt übergeben wir in die Hand der Jüngeren.“

Die finden sich durchaus auf der Liste. Spitzenkandidatin für Weil der Stadt ist Ricarda Stäbler, die nach Stationen im Ausland nun seit zwei Jahren im elterlichen Bauunternehmen arbeitet und seit einem Jahr in die dortige Geschäftsführung eingestiegen ist. „Gemeinderatsarbeit wäre eine spannende Aufgabe, darauf freue ich mich“, sagt die 31-Jährige. „Besonders einbringen würde ich die Perspektive der Frauen und der jungen Erwachsenen.“

22 Kandidaten treten an

22 Kandidaten haben die Freien Wähler für die Gemeinderatswahl am 26. Mai gefunden, darunter sind drei Frauen. „Frauen haben wir in der Regel auf die vorderen Plätzen gesetzt – wenn sie wollten“, erklärt Harald Burkhardt, der Vorsitzende der Weiler Freien Wähler. Ansonsten sind die Kandidaten auf der Liste weitgehend alphabetisch aufgeführt.

Mit B geht es darum weiter. Michael Borger, der Vorsitzende der Narrenzunft AHA, der sich vor fünf Jahren erstmals für die Kommunalpolitik begeistern ließ, will dabeibleiben. Neu dagegen ist Bernd Böhmler, ein selbstständiger Coach und Mediator. „Ich möchte gern Verantwortung übernehmen“, sagt der 59-Jährige.

Eine Überraschung ist den Freien Wählern in dem kleinen Hausen gelungen. Vor fünf Jahren hatten sie dort gar keinen Kandidaten, jetzt sind es gleich zwei. Bernd Glocker ist der ebenso bekannte wie engagierte Hausener Unternehmer, Vorsitzende des TSV und Sprecher der „Dorfgemeinschaft“, die sich um die Belange des kleinen Orts kümmert. „Ich gestalte gerne mein Umfeld mit“, sagt der 57-Jährige. „Und jetzt gerne auch an vorderster Front.“

Zweite Hausenerin ist Lea Bauer, die 21 Jahre alt ist, im Jugendbeirat aktiv war, dafür aber jetzt zu alt ist, wie sie berichtet. Parteien und die Freien Wähler hätten sie angesprochen, ob für sie jetzt nicht der richtige Gemeinderat etwas wäre. „Für die Freien Wähler habe ich mich entschieden, weil ich mich im Moment noch nicht ganz hinter eine Partei stellen will“, berichtet die Studentin.

In Merklingen treten mit Bernd Laure, dem dienstältesten Gemeinderat Weil der Stadts, Holger Borel und Emilio Diaz Ocampo wieder erfahrene Gemeinderäte an. Neu ist der Industriefachwirt Michael Breitling. „Ich interessiere mich für Politik und versuche, jetzt meinen Teil dazu beizutragen“, erklärt der 41-Jährige.

In Schafhausen gesellt sich zum Feuerwehrkommandanten Jürgen Widmann dieses Mal unter anderem Reinhard Heselschwerd. Der selbstständige Unternehmer wohnt seit acht Jahren in Schafhausen. „Es ist diese dörfliche Struktur, die ich mitgestalten will“, sagt er.

Schulen, Stadtentwicklung, Verkehr und altersgerechtes Wohnen

Ein neues Gesicht haben die Freien Wähler ebenfalls in Münklingen. Armin Bär, 40, ist auch Unternehmer und arbeitet im IT-Bereich, der Digitalisierung und mit Software. Politische Erfahrung hat der Familienvater gesammelt, als er vor ein paar Jahren in den Wirtschaftsrat der CDU in Berlin berufen wurde. Begeistert von der Arbeit dort ist er aber nicht.

„Egal, was man einbringt, es versickert“, sagt er. „Was im Großen nicht klappt, das müssen wir im Kleinen vorantreiben“, ist er überzeugt und will sich deshalb in der Kommunalpolitik einbringen.

Jetzt starten die Freien Wähler in den Wahlkampf. Die Themen sind klar: Schulen, Stadtentwicklung, Verkehr und altersgerechtes Wohnen. „Welche Schwerpunkte wir in den Stadtteilen setzen wollen, diskutieren wir jetzt“, kündigt der Ortsverbandsvorsitzende Harald Burkhardt an.

Sorgen macht bei ihm dagegen die Ankündigung der AfD, auch in Weil der Stadt aktiv werden zu wollen. „Ich hoffe nicht, dass die Schlagworte der AfD, die sie auf Bundesebene bringt, auch bei uns im Kommunalen Einzug hält“, sagt Burkhardt.

Die Liste

Für Weil der Stadt
Ricarda Stäbler, Michael Borger, Bernd Böhmler, Wolfgang Holler, Martina Roeßle, Thomas Schmidt, Christoph Sigel, Klaus Mauderer.

Für Merklingen Holger Borel, Michael Breitling, Emilio Diaz Ocampo, Bernd Laure, Andreas Lieb.

Für Schafhausen Reinhard Heselschwerdt, Hans-Jürgen Schumacher, Thomas Widmaier, Jürgen Widmann.

Für Münklingen Armin Bär, Harald Burkhardt, Markus Schmid.

Für Hausen Lea Bauer, Bernd Glocker.