Mit jugendlichen Kandidaten umwerben die politischen Gruppierungen die Erstwähler zwischen 16 und 22 Jahren wie nie zuvor. Viele werden ganz vorne auf den Wahllisten platziert.

Sindelfingen-Böblingen-Aidlingen - So bunt sind die Wahlplakate, die zurzeit wieder die Straßen schmücken, noch nie gewesen. In diesem Jahr setzen sämtliche Parteien bei der Kommunalwahl auf Vielfalt: Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund finden sich viel häufiger auf den Wahllisten als noch vor einigen Jahren. Vor allem setzen die Parteien auf junge Gesichter. „Besonders ist, dass die jungen Leute dieses Jahr verstärkt auf den vorderen Listenplätzen sind“, sagt Ulrike Mozden, die selbst vor zehn Jahren als SPD- Jungstadträtin ins Böblinger Rathaus einzog und jetzt nach ihrem Umzug nach Sindelfingen in der Nachbarstadt antritt.

 

„Dass so viel junge Leute aufgestellt werden, hat natürlich mit der Senkung des Wahlalters zu tun“, räumt Sabine Kober, Grünen-Stadrätin in Sindelfingen und Mutter des 25 Jahre alten SPD-Bewerbers Christopher Kober ein. Erstmals dürfen schon 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Und so sind es in diesem Jahr gleich sechs Jahrgänge von Erstwählern. Allein in Sindelfingen dürfen 3800 16- bis 22-Jährige wählen, knapp 2800 sind es in Böblingen. Die Neuwähler sollen durch gleichaltrige Ratsbewerber dazu gebracht werden, auch wirklich zu den Urnen zu schreiten: die Parteien rüsten mit Jugendlichen auf.

In Sindelfingen konnten die Parteien ihre Kandidaten aus dem im vergangenen Jahr gegründeten Jugendgemeinderat akquirieren. Sehr offensiv umwarben sie die Jungräte – und teilten sie praktisch untereinander auf. Milenko Milojevic, als Vorsitzender des Jugendgremiums das bekannteste Gesicht, kandidiert für die Freien Wähler – auf Platz zwei gleich nach der Fraktionschefin Ingrid Balzer und auch noch auf Platz neun für den Kreistag. Seine Stellvertreterin Mira Weiss, 18 Jahre jung, steht bei den Grünen auf Platz zwei der Maichinger Liste, ihr Kollege Niklas Hornik tritt für die Linken an. Die CDU hat drei Kandidaten im Alter bis 25 Jahren auf ihrer Liste. Den aussichtsreichen Platz drei belegt Johanna Forster, die aus der Parteijugend kommt und auch noch für den Kreistag antritt. Die FDP hat ebenfalls drei Kandidaten bis 25, darunter Moritz Knapp, den Sohn des Fraktionschefs Andreas Knapp.

Auch in manch kleinerer Kreiskommune setzt man auf die Jugend: So in Aidlingen, wo der 23-jährige Daniel Schmidt auf Platz eins für die Liberalen antritt und hofft, „erstmals die FDP in den Gemeinderat zu bringen“. Doch auch die Konkurrenz kann punkten: Die CDU hat den Studenten Christopher Flik auf der Liste, die SPD Alexander Schneider, 25 Jahre alt. Wenig Aussicht auf einen Einzug ins Gremium hat der junge Grünen-Kandidat Oliver Benz: Sein Vater ist CDU-Gemeinderat. Ein weiteres Familienmitglied ist laut der Gemeindeordnung in kleinen Kommunen verboten.