Stuttgart 21? Bezahlbarer Wohnraum? Was sind die Themen, die die Wähler wirklich beschäftigen? Vaihingen-Rohr war bei der letzten Kommunalwahl 2009 der Stadtteil, der dem Stuttgarter Gesamtergebnis am nächsten kam. Deshalb haben wir dort fünf Jahre später am Wahltag nachgefragt.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart - Der Durchschnittswähler bei der Kommunalwahl 2009 saß im Vaihinger Stadtteil Rohr. Dies zeigt der Wahlatlas von stuttgarter-zeitung.de. Das Votum aus diesem Stadtteil kam dem Ergebnis für ganz Stuttgart am nächsten. Die Gegend ist also ein guter Gradmesser. Was hat die Wahlentscheidung der Rohrer bei der Kommunalwahl 2014 beeinflusst? Welche Themen sind den Menschen wichtig? Sechs Stuttgarter geben Auskunft.

 

Horst Bippan Foto: Michael Steinert
Horst Bippan war mit der Politik der vergangenen Jahren unzufrieden. Deshalb habe er die Grünen nicht mehr gewählt, sondern seine Stimmen auf zwei andere Listen verteilt. „Ich habe die Politiker gewählt, die mich inhaltlich überzeugt haben“, sagt der 78-Jährige. Für die kommenden fünf Jahre wünscht er sich, dass es im Gemeinderat wieder besser voran geht: „Das geht auf keine Kuhhaut, was da teilweise abging.“ Wie der Großteil der Wählerschaft hat Bippan vom Kumulieren und Panaschieren Gebrauch gemacht.
Irene Decker Foto: Michael Steinert
Irene Decker (84) hingegen hat nur panaschiert. „Ich habe Kandidaten von mehreren Listen gewählt“, sagt sie, „aber jeder hat immer nur eine Stimme bekommen.“ Die Rentnerin hofft, dass die Politik ihre Generation nicht aus den Augen verliert. Ansonsten wünscht sie sich, dass „es möglichst so weitergeht“.
Sven Lang Foto: Michael Steinert
Diesen Wunsch hegen Sven Lang(40) und seine Frau Sandra (39) nicht. Bei ihrer Entscheidung war das maßgebliche Kriterium die Schulpolitik. „Wir haben vier Kinder, deshalb steht Bildungspolitik bei mir im Fokus“, sagt Sven Lang, der auch als Elternbeirat tätig ist. Das Ehepaar hat kumuliert und panaschiert. Sandra Lang hat die Befürchtung, dass das Schulsystem zu sehr vereinheitlicht wird: „Ich hoffe, dass die Politik unser Schulsystem nicht vollends an die Wand fährt.“ Sie sei gegen den Ausbau von Gemeinschaftsschule, Gymnasien und Realschulen sollten erhalten bleiben.
Simon Hochschein Foto: Michael Steinert
Simon Hochschein (18) durfte am Sonntag bei der Kommunalwahl zum ersten Mal in seinem Leben wählen. An die Politik hat der Schüler keine konkreten Erwartungen. Bei ihm war der persönliche Bezug zu einigen der Kandidaten ausschlaggebend. „Ich habe zum Beispiel den Präsidenten des Vereins gewählt, in dem ich Mitglied bin“, sagt Hochschein. Den Rest der Stimmen hat er auf verschiedene Listen verteilt. „Ich habe den Wahl-O-Mat gemacht, bevor ich wählen gegangen bin. Das war eine zusätzliche Entscheidungshilfe“, berichtet der 18-Jährige.
Sandra Gräfe Foto: Michael Steinert
Sandra Gräfe hat wieder so gewählt wie vor fünf Jahren: „Die Grünen“, sagt sie, „und zwar die ganze Liste.“ Der Grund hierfür sei einfach. Eine Legislaturperiode reiche nicht, um die Pläne umzusetzen, die die Partei habe. „Man sollte der Politik Zeit lassen. Ständige Wechsel sind nicht gut“, betont die 35-Jährige.
Regine Herrmann Foto: Michael Steinert
Auch Regine Herrmann (47) hat wieder so gewählt wie beim letzten Mal. „Bei meiner Wahlentscheidung gab es keine konkreten Anlässe. Das habe ich eher aufgrund von grundsätzlichen Überzeugungen gemacht.“ Einen konkreten Wunsch hat sie aber schon: „An den Unterschieden in der Einkommensverteilung muss sich etwas ändern.“