Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Die Kinderbetreuung weist nach Ansicht der SÖS auf die sozialen Missstände in der Stadt hin. Eltern bezahlten bis zu 900 Euro für einen Platz in kleinen Gruppen, während es zu viel Einrichtungen mit zu großen Gruppen gebe. Der gesetzliche Anspruch auf einen Kitaplatz müsse sofort umgesetzt werden. Nötig seien kostenlose frühe Bildung und Kinderbetreuung, die Aufwertung des Erzieherinnenberufs auch durch bessere Bezahlung, eine ausreichende Personaldecke für jede Kita und kostenloses gesundes Essen für alle Kinder.

 

Die Linke fordern mehr Platz für ausreichende und anregende Kitas und Außenanlagen, „statt mehr Flächen für Büros oder Einkaufszentren zu verschwenden“. Man brauche auch mehr qualifizierte Erzieherinnen. Die Anhebung deren Entgeltgruppe von S 6 auf S 8 sei dringend nötig. Die Leistung brauche eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung.

Ganztag ist nicht gleich Ganztag

Positives kann die Stadt bei der Ganztagsbetreuung vermelden, besonders bei den Drei- bis Sechsjährigen. Aktuell sind Pfeifle zufolge 68 Prozent der Plätze für Kinder im Kindergartenalter Ganztagesplätze – im März 2013 waren es 51 Prozent. „Ende 2015 liegen wir bei 80 Prozent, das ist bedarfsgerecht“, sagt Pfeifle. Eltern wissen allerdings: Ganztag ist nicht gleich Ganztag. Mit Betreuungsverträgen über acht, teilweise sieben Stunden, ist ein voller Arbeitstag nicht abzudecken, dennoch gilt solch ein Platz als Ganztagsplatz. Der Jugendamtsleiter weist zwar darauf hin, dass 65 Prozent der Gruppen für Drei- bis Sechsjährige bis zu zehn Stunden öffnen könnten – und bei den Null- bis Dreijährigen könnten 50 Prozent aller Gruppen bis zu zehn Stunden aufhaben. Doch ob Eltern in der Praxis auch solch einen langen, ihrem Bedarf entsprechenden Vertrag erhalten, ist eine ganz andere Geschichte.

„Man muss die Öffnungszeiten arbeiterfreundlich machen“, fordert deshalb Thorsten Kussmann. Die Stadt kann das Angebot jedoch nur dann erweitern, wenn sie genügend pädagogisches Personal für die zusätzlichen Stunden zur Verfügung hat. „Auch die Öffnungszeiten hängen mit den Erzieherinnen zusammen“, ist auch dem Elternvertreter Kussmann klar.

Gute Noten von den Eltern

Immerhin, was die Qualität der Einrichtungen angeht, scheinen die meisten Eltern zufrieden zu sein. In einer trägerübergreifenden Umfrage, deren Ergebnisse diesen Februar vorgestellt wurden, haben sie den Kindertagesstätten im Durchschnitt gute Noten gegeben. Im Einzelnen gab es aber auch negative Ausreißer nach unten. Auf dem Ergebnis der Umfrage sollte man sich nicht ausruhen, meint Monika Schneider. So sei bei den städtischen Einrichtungen das Einsteinkonzept „ins Stocken geraten“, das den Forschergeist der Kleinen wecken soll. Auch hier sieht sie den zukünftigen Gemeinderat deshalb in der Pflicht.

Kommunalomat zur Wahl in Stuttgart

Das sagen die Grünen zur Kinderbetreuung

Die Grünen haben nach eigener Aussage dafür gesorgt, dass der längst überfällige Ausbau der Kinderbetreuung endlich kraftvoll angegangen wird. In den kommenden Jahren wollten sie den Ausbau der Kleinkindbetreuung und die Ganztagsbetreuung von Kindergartenkindern konsequent vorantreiben, damit alle Familien in Stuttgart selbstbestimmt Familienleben und Berufstätigkeit vereinbaren und nach ihren Vorstellungen organisieren könnten.

Die Qualität des Angebots wollen die Grünen in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Dazu gehören für sie eine ausreichende Ausstattung mit Fachkräften, die kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung der pädagogischen Konzepte, eine gesunde Ernährung mit einem möglichst hohen Anteil an regionalen und biologisch erzeugten Lebensmitteln, großzügige Außenflächen und Naturerfahrungsmöglichkeiten.

Das sagt die CDU zur Kinderbetreuung

Eine gute und qualitätsvolle Kinderbetreuung ist der CDU ein großes Anliegen. Sie habe den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz eingeführt. In Stuttgart müssten weitere Kita-Plätze geschaffen und in Qualität investiert werden. Und die Kita-Plätze müssten dort sein, wo die Eltern sie benötigen. Die Union setze sich für weitere Qualitätsverbesserungen, eine Ausweitung der Öffnungszeiten der Kitas und deren bessere Ausstattung sowie für Sprachförderungen ein.

Im Bereich der Grundschulbetreuung will die CDU, dass Eltern flexibel entscheiden können, an welchen Tagen sie welche Betreuung für ihre Kinder benötigen. Sie lehnt nur eine Wahlmöglichkeit zwischen Halbtags- und Ganztagesbetreuung ab. Sie trete dafür ein, dass Eltern tage- und stundenweise eine gute Betreuung wählen könnten, die ihren Bedürfnissen entspricht. Dazu gehöre auch ein Mittagsessen, selbst wenn die Kinder nur bis 14 Uhr betreut werden.

Das sagt die SPD zur Kinderbetreuung

Familien oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern sind im Beruf und zu Hause besonders gefordert, meint die SPD. Das gelte für Väter und Mütter gleichermaßen. Deshalb brauchten sie Unterstützung. Bei den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren wollen die Sozialdemokraten weiter investieren und einen Versorgungsgrad von 75 Prozent erreichen. Es gehe aber nicht nur um genügend Betreuungsplätze, sondern auch darum, wie die Kinder gefördert werden. Die SPD will die pädagogische Qualität der Betreuung- und Bildungsangebote verbessern. Kitas sollen deshalb zu Kinder- und Familienzentren werden, in denen mit zusätzlichen Fachkräften von außen Kinder besonders unterstützt können. Familien mit Kindern sollen finanziell entlastet werden. Langfristig halte die SPD am Ziel fest, alle Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur Hochschule gebührenfrei zu stellen.

Das sagen die Freien Wähler zur Kinderbetreuung

Für die Freien Wähler hat das Thema Kinderbetreuung einen hohen Stellenwert. Die Vielfalt der Träger ist ihnen genauso wichtig wie die Entscheidungshoheit der Eltern, wann, wo und wie lange ihre Kinder in den Einrichtungen betreut werden. Platz-Sharing und Kindertagesstätten mit besonderen Öffnungszeiten halten die Freuen Wähler für zeitgemäß – dies komme den Wünschen der Eltern entgegen.

Um dem Erziehermangel in der Landeshauptstadt abzuhelfen, wollen sie zusätzlich zu den traditionellen Erzieherinnen vergleichbare Berufe in die Erziehertätigkeit in Kitas einbinden. Dazu bedürfe es eines entsprechenden und attraktiven Weiterbildungsangebots, meinen die Freien Wähler. Von Elterninitiativen betriebene Kinderbetreuungseinrichtungen müssten ihrer Ansicht nach bei der Weiterentwicklung von Schülerhäusern und Ganztagsschulen berücksichtigt bleiben.

Das sagt die FDP zur Kinderbetreuung

Alle Stuttgarter Kinder sollen die Chance erhalten, unabhängig vom Elternhaus ihre eigenen Fähigkeiten so früh und so gut wie möglich zu entfalten. Deshalb setze sich die FDP dafür ein, dass für alle Stuttgarter Kinder ausreichend Plätze in den für die Familien passenden Betreuungseinrichtungen geschaffen würden. Wichtig in diesem Zusammenhang sei den Freien Demokraten, dass die Öffnungszeiten so gestaltet würden, dass die Familien Kinderbetreuung und Berufstätigkeit der Eltern gut vereinbaren könnten, wenn sie dies wünschten.

Dafür setzen sich die Liberalen unter anderem ein: für eine ausreichende Zahl von Betreuungsplätzen für Kinder, deren Öffnungszeiten so gestaltet werden, dass Familien Beruf und Betreuung gut miteinander verbinden könnten sowie für die Verhinderung der finanziellen Ungleichbehandlung der Betreuungsangebote.

Das sagen SÖS und Linke zur Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung weist nach Ansicht der SÖS auf die sozialen Missstände in der Stadt hin. Eltern bezahlten bis zu 900 Euro für einen Platz in kleinen Gruppen, während es zu viel Einrichtungen mit zu großen Gruppen gebe. Der gesetzliche Anspruch auf einen Kitaplatz müsse sofort umgesetzt werden. Nötig seien kostenlose frühe Bildung und Kinderbetreuung, die Aufwertung des Erzieherinnenberufs auch durch bessere Bezahlung, eine ausreichende Personaldecke für jede Kita und kostenloses gesundes Essen für alle Kinder.

Die Linke fordern mehr Platz für ausreichende und anregende Kitas und Außenanlagen, „statt mehr Flächen für Büros oder Einkaufszentren zu verschwenden“. Man brauche auch mehr qualifizierte Erzieherinnen. Die Anhebung deren Entgeltgruppe von S 6 auf S 8 sei dringend nötig. Die Leistung brauche eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung.