Gerade Projektleiter sieht er als besonders gefährdet an, in die Falle der ständigen Erreichbarkeit zu tappen. "Diese fachlich meist sehr fähigen Mitarbeiter haben oft nur ein begrenztes Repertoire an Methoden-, Führungs- und Sozialkompetenz", beobachtet Rauwerdink. "Verbunden mit der gestiegenen Arbeitsbelastung zeigen sie klassische Symptome der Überlastung bis hin zu psychosomatischen Störungen, Depressionen oder massiven körperlichen Einschränkungen." Gerade die Arbeitsbelastung hat sich nach seiner Wahrnehmung durch die Wirtschaftskrise weiter verschärft.

Da ist der Anlagenbauer, der Anfang 2008 drei seiner sechs China-Projekte stornieren muss und dadurch plötzlich drei überzählige Projektmanager im Haus hat. Bei den anderen drei Kollegen, die "verschont" geblieben sind, führt das zu zusätzlichem Stress angesichts der Konkurrenz in den eigenen Reihen. Aufkommende Existenzängste verschärfen sich durch ständige Fragen von Partnern und Lieferanten zur Situation und der Zukunft des eigenen Projekts. "Und der Projektmanager kann die Fragen in dieser ungewissen wirtschaftlichen Situation ja gar nicht beantworten", sagt Rauwerdink.

Ein anderes Beispiel ist ein Automobilzulieferer, der Ende 2008 alle Leiharbeiter in Forschung und Entwicklung aus wirtschaftlichen Gründen entlässt und alle Weiterbildungen für die Belegschaft aus Kostengründen streicht. "Die Projektanforderungen bleiben aber trotz der drastisch reduzierten Ressourcen die gleichen", so Rauwerdink. Der Projektmanager sei dann gefordert, die eigenen Mitarbeiter, das Management sowie die Lieferanten und Kunden bei Laune zu halten. Eine Quadratur des Kreises. "Und selbst wenn wirtschaftlich nun tatsächlich das Schlimmste hinter uns liegen sollte, wird es für die Projektleiter nicht besser", ergänzt Rauwerdink. Denn sie müssen nun unter enormem Zeitdruck Produkte zur Marktreife führen. Eine permanente Erreichbarkeit per E-Mail und Handy steigert da den Stress noch weiter. "Hören Sie auf, alle fünf Minuten in Ihr E-Mail-Postfach zu schauen", rät Rauwerdink daher. "Morgens und mittags reicht."