Zwei Heiratsschwindlerinnen und ein Gauner im Clinch: Peter Yeldhams Gaunerstück „Auf und davon“ hat in der Komödie im Marquardt Premiere gefeiert.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Gut, dass es Männer gibt. Da sitzt eine schöne, französische Gräfin „ohne einen Centime in einem fremden Land“. Sie klagt, sie jammert, lässt ein paar falsche Tränen kullern – und schon findet sich ein reicher Mann, der ihr die Hand küsst und großmütig einen Scheck überreicht. Wenn der Kerl aber seinen Lohn einfordert, nämlich Sex, dann zerreißt sie mit gespielter Empörung den Scheck – aber in Wahrheit ist ihre Freundin damit schon auf dem Weg zu Bank. Die Tricks der beiden Heiratsschwindlerinnen haben immer bestens funktioniert – bis Charlie ihnen auf die Schliche kommt, sie „ausgekochte, billige Betrügerinnen“ nennt und sein Geld zurück will. Ausgerechnet Charlie, der selbst der „abgebrühteste Lügner des Jahrhunderts“ ist.

 

Es hat besonderen Charme, wenn Betrüger sich gegenseitig betrügen – wie in „Auf und davon“. In der Komödie im Marquardt hatte am Wochenende das Stück des australischen Autors Peter Yeldham Premiere. Darin wird auch das Publikum an der Nase herumgeführt. Denn nicht nur Elizabeth, Josephine und Charlie spielen sich gegenseitig die krudesten Geschichten vor, sondern auch die Zuschauer können sich nie ganz sicher sein, wer gerade wieder wen hinters Licht führt. Ist Charlie in Gangster? Ein Banker? Ein Kommissar?

Wortwitz und ein gut funktionierendes Team

Die Reise des Gangstertrios geht kreuz und quer durch die Welt. In New York, Paris, Istanbul und Tokyo steigen sie ab. Charlie wird Geschäftspartner – aber auch wenn sie sich schwören, dass es „keine Geschichten innerhalb des Teams“ geben soll, bleibt’s doch nicht beim Geschäftlichen. Wie Katz und Maus schleichen die Drei umeinander und man weiß nie genau, wer gerade wen austrickst.

So setzt „Auf und davon“ zwar auch auf Wortwitz – „Geh sparsam mit deinem Talent um, soviel hast du nicht“. Aber in erster Linie ist es eine Komödie mit doppeltem, ja dreifachem Boden und können die Schauspieler ihre Figuren immer wieder neu erfinden. Ein gut funktionierendes Team wurde engagiert: der Fernsehschauspieler Max Tidof, Natalie O’Hara, die man als Gastwirtin aus „Der Bergdoktor“ kennt, und mit Martine Schrey. O’Hara und Schrey bringen Tempo in den Abend, während Tidof Vielseitigkeit beweist – unter anderem als schweizerischer Finanzjongleur mit schönstem Schweizerdeutsch.

Manfred Langner hat inszeniert, die Kostüme mit Anklängen an die sechziger Jahre sind originell (Ausstattung Barbara Krott) und als Running Gag tauchen Susanne Theil und Jens Woggon immer wieder als turtelndes Hotelpersonal auf – in jeweils landestypischen Kostümen. So ist es ein runder, leichter Abend, der nicht das abgedroschene Komödienschema bedient. Die Drei erweisen sich noch ausgebuffter, als man vermutet hätte. „Ich habe keine Skrupel, die Armen zu schröpfen, aber die Reichen haben eben viel mehr Geld“.

Vorstellungen: Bis 2. März täglich außer montags