Die Flächen für das geplante Haus mit 82 Zimmern werden vorerst doch nicht verkauft. Mit Beteiligung der Öffentlichkeit soll nun um einen Kompromiss gerungen werden. Dennoch will die Bürgerinitiative ihre Unterschriftenaktion weiter fortsetzen.

Nürtingen - Mit Bauchschmerzen haben Kritiker des geplanten Hotels am Neckar im Nürtinger Gemeinderat einen Vorschlag des Oberbürgermeisters Otmar Heirich (SPD) mitgetragen oder sich bei der Abstimmung zumindest enthalten. Damit ist der November-Beschluss zum Verkauf von städtischen Flächen an den Reutlinger Hotelier Hans-Joachim Neveling vom Tisch. Diese Rücknahme des Verkaufbeschlusses hat die Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar verlangt.

 

Ein Hotel ist gesetzt, ein „attraktiver Biergarten“ gewünscht

Weiter hat der Gemeinderat am Donnerstagabend einer Mediation zugestimmt. Unter der Leitung des Architekturbüros nonconform soll es nun kurzfristig eine Planungswerkstatt geben, in der unter Einbeziehung der Öffentlichkeit nach einem Kompromiss gesucht wird. Mitreden dürfen die Bürger laut dem Beschluss über „die Gestaltung der verbleibenden Freiflächen bis zum Neckarufer, dabei wird Wert auf einen attraktiven Biergarten gelegt.“

Sauer aufgestoßen ist Stadträten der Fraktionen Nürtinger Liste/Grüne, NT 14 und SPD aber dennoch. Anders als der OB sehen sie das Verfahren eben nicht „wieder auf Null gestellt“. Denn der jetzt neu gefasste Beschluss sieht vor, dass für die Flächen an der Neckarstraße die „Nutzungsart Hotel festgelegt“ wird. Diese Festlegung konterkariert für einen Teil des Gremiums die im Moderationsprozess angestrebte Ergebnisoffenheit. Die Stadträtin Julia Rieger (NT 14) scheiterte aber mit ihrem Antrag, die Muss-Bestimmung in eine Kann- oder wenigstens Soll-Bestimmung umzuformulieren. Er habe versucht, so erklärte Otmar Heirich, mit seinem Vorschlag allen gerecht zu werden. Er betonte einmal mehr, dass es in der Stadt einen „dringenden Bedarf an Hotelbetten“ gebe.

Bürgerinitiative sieht noch „erheblichen Klärungsbedarf“

Der Mediationsprozess soll in rund zwei Wochen beginnen und sich über einen Zeitraum von vier Wochen erstrecken. Vertreter der Bürgerinitiative (BI) sind am Freitag erneut zu einem Gespräch beim OB eingeladen gewesen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Es gebe noch „erheblichen Klärungsbedarf“, teilt die Initiative mit und kündigt eine Stellungnahme für die nächste Woche an. Sie ist ebenso wie ein Teil der Stadträte mit der Formulierung des neuen Beschlusses nicht einverstanden, sondern sieht in der Festlegung auf ein Hotel eine „Zementierung des Verfahrens“. Das Bürgerbegehren richtet sich gegen den Verkauf der Flächen – zum Bau eines Hotels. Deshalb soll die Unterschriftenaktion gegen ein Hotel auch weitergehen.

Die BI hat bisher rund 3600 Stimmen gesammelt. Das sind rund 1500 Unterschriften mehr, als für die Herbeiführung eines Bürgerentscheids notwendig sind. Die BI fordert praktisch eine Halbierung des Baufensters auf rund 1000 Quadratmeter, um eine 50 mal 18 Meter große Fläche am Neckar freizuhalten. Was passiert, wenn der während der Mediation zu erzielende Kompromiss Hans-Joachim Neveling zu wenig Platz für sein geplantes Fortuna-Hotel lassen sollte?, fragten Stadträte in der Sitzung. „Der Investor ist nicht raus, aber wir sagen, wie das Hotel aussehen muss“, so die Antwort von Otmar Heirich. „Wenn etwas herauskommen sollte, was Herr Neveling nicht mittragen kann, müssen wir uns einen neuen Investor suchen.“

Investor: Hotel bringt Vorteile beim Hochwasserschutz

Der Hotelier bekräftigt indessen, sich an der Mediation beteiligen zu wollen. An einem 80-Zimmer-Hotel hält er allerdings fest. Er sei aber bereit, mit dem Haus um weitere zwei Meter vom Fluss wegzurücken. Er möchte, so Hans-Joachim Neveling, die Öffentlichkeit auf einen Umstand hinweisen, der in der Diskussion bisher zu kurz gekommen sei. Beim Bau seines Hotels in der geplanten Form werde es eine schiebbare Stahlwand geben, die bei Hochwasser das Gelände bis zur Freien Kunstakademie schütze. Würde das Hotel aber an die Straße rücken, entfiele die Wand. Dann müsste der bestehende 2,70 Meter hohe Wall erhöht werden, der den Blick auf den Neckar verstellen würde. Zudem würde es dann keinen Biergarten geben, so Neveling.

Einen solchen wolle er zusammen mit einer Hausbrauerei betreiben, nach Art des „Barfüßers“ in Reutlingen, der ein „echter Publikumsmagnet“ sei. Neveling: „Das wäre eine Bereicherung für Nürtingen.“