Wolfgang Joop hat die die Diskussion angestoßen. Die Debatte über das Verhältnis der Generationen ist wichtig – aber sie ist mit Respekt zu führen, meint unser Kommentator Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Ob Wolfgang Joop Zeit seines nun 73-jährigen Lebens bedeutende Beiträge zur internationalen Mode geleistet hat, darüber kann man je nach Geschmack streiten. Auf jeden Fall ist der Mann immer gut für steile Thesen zum Welt- und Alltagsgeschehen. Gerade hat ihm eine Boulevardzeitung eine große Überschrift spendiert; ein Joop-Zitat, das zweifellos Gesprächsstoff bietet: „Bald wird es Hass gegen Alte geben“. Die Medizin mache weiter Fortschritte, so Joop, die Lebenserwartung der Deutschen steige ständig, „die Alten“ stürben immer später. „Wenn ich Gleichaltrige sehe, denke ich oft: ,Hier muss bald abgeräumt werden’. Harte Worte – die den Leser natürlich auch auf die Idee bringen können, der nicht nur von Berufs wegen stark an Selbstinszenierung orientierte Joop hadere vor allem mit den Begleitumständen seines eigenen Alters. Aber dass hinter der Provokation ein ernsthaftes Problem steckt, wird keiner bezweifeln können. Die deutsche Gesellschaft wird in den kommenden Jahren im Durchschnitt immer älter werden, und das nicht nur aus medizinischen, sondern vor allem aus statistischen Gründen.