Konflikt in Oberstenfeld Burgherr stellt klar – Hühnerhof wäre das Aus für den Biergarten

Die traumhafte Lage der Burg Lichtenberg spricht für einen regen Besuch, sollte es zu einer Außengastronomie kommen. Foto: vanti/Ralf Poller

Die Planung des Hühnerhofs in Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) bewegt die Region. Nun bezieht der Eigentümer der Burg Lichtenberg Stellung – mit einer klaren Botschaft an den Landrat.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Einen Bier- und Weingarten auf der Burg Lichtenberg wünschen sich viele Menschen im Bottwartal. Das Ja der Gemeinde Oberstenfeld zu einem Hühnerhof in nächster Nähe dämpft jedoch die Erwartungen. Der Burg-Eigentümer Christoph Wichmann würde sein Biergarten-Projekt aufgeben, sollte das Landratsamt die Tierhaltung im großen Rahmen genehmigen.

 

Herr Wichmann, die Gemeinde befürwortet den Hühnerhof. Wie beurteilen Sie die Lage?

Der Oberstenfelder Gemeinderat hat für mich völlig überraschend und sinnbefreit einer agrarindustriellen Massentierhaltung zugestimmt und damit sein schönstes Juwel mit Füßen getreten. Überraschend deshalb, weil es eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik der Gemeinde darstellt, die immer auf den Schutz des Lichtenbergs mit seiner einzigartigen Stauferburg ausgerichtet war.

Der Eigentümer Christoph Wichmann (links) erwarb die Burg von Burkhard Dietrich von und zu Weiler (†). Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Was bedeutet das für Ihre Gastronomiepläne?

Ich vermute, dass sich der Bier- und Weingarten damit erledigt hat, sollte auch das Landratsamt Ludwigsburg dem Hühnerhof zustimmen. Ich würde dies bedauern. Hektoliter Wein zur Stützung des regionalen Anbaus würden dann eben nicht mehr getrunken werden.

Wäre es überhaupt eine gute Zeit, um die geplante Gastronomie zu eröffnen? Bosch baut viele Arbeitsplätze ab, andere Firmen auch – wäre die Nachfrage noch groß genug?

Sie können davon ausgehen, dass sich ein Bier- und Weingarten in beschaulicher Abendsonne mit traumhaftem Ausblick keine Sorgen über eine ausreichende Nachfrage machen müsste – das Gegenteil wird eher der Fall sein. Schon unsere Glühweinsonntage im Januar oder die Afterworkpartys im Sommer auf der Burg sind absolute Renner.

Wie geht es Ihnen selbst emotional damit, dass das Verfahren schon so lange dauert?

Da ich Sache und Person schon immer bestens trennen konnte, bin ich völlig entspannt und wundere mich allenfalls. Positive Effekte hat das lange Zuwarten sicher nicht gebracht, eher traurige. Wenn ich an manchen älteren Menschen denke, die ich kannte und die so gerne hier oben ein Viertele getrunken hätten, aber inzwischen leider schon verstorben sind. Das Verfahren dauert nun schon über sechs Jahre.

Welche Dinge werden von Ihnen für den Biergarten derzeit behördlich verlangt – wie stehen die Chancen, dass Sie die Auflagen erfüllen können?

Ich habe alle Auflagen, die mir bekannt sind, erfüllt. Die letzten waren extrem teure faunistische Untersuchungen und Flächenausgleichsplanungen, deren Notwendigkeit für ein kleines Küchenhaus von 70 Quadratmetern schon Fragen aufwirft. Aber auch diese Auflagen wurden mit einem positiven Votum des Fachgutachters erfüllt. Mir ist nichts bekannt, was dem Projekt entgegenstehen würde. Gleichwohl steht die Genehmigung noch aus. Sollte es zu der Massenhühnerhaltung in unmittelbarer Nähe der Burg kommen, hätte sich das aber ohnehin erledigt.

Welche Ideen haben Sie, damit die Burggastronomie auf potenzielle Besucher attraktiv wirkt?

Es gibt sehr viele Ideen, die ich schon zum Teil mit dem bisherigen Bürgermeister Markus Kleemann besprochen hatte, aber dafür wäre der Boden entzogen. Dazu hätte zum Beispiel auch die überfällige Sanierung des alten Teehauses, die ich sogar übernommen hätte, gehört, was sich jetzt aber als absolut sinnlos herausstellen könnte, da das Teehaus direkt neben der 140 Meter langen Eierfabrikhalle liegen würde.

 

Wie intensiv betreiben Sie die Innengastronomie auf der Burg?

Unsere sogenannte Eventgastronomie ist überregional schon sehr angesehen und recht erfolgreich. Wir sind ausgebucht, wovon nicht nur etliche Arbeitsplätze abhängen, sondern auch Handel und Dienstleister, auch Kunstschaffende, nicht zuletzt viele Beherbergungsbetriebe im Bottwartal profitieren. Welche Auswirkungen die Agrarindustrieansiedlung auf die Eventgastronomie hätte, ist ungewiss. Wenn die Emissionen und der beißende Gestank auch diesen Geschäftszweig schädigen sollten, würden wir die Burg für die Öffentlichkeit komplett schließen.

Es sind bisher alles Hypothesen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass der Landrat Dietmar Allgaier auch dieses Mal standhaft bleiben und auch diesen Antrag, wie die ähnlichen Anträge zuvor, ablehnen wird, um das schönste Naherholungsziel seines Landkreises zu schützen.

Wann könnten Sie bei einer positiven Entwicklung frühestens den Biergarten eröffnen?

Terminliche Aussagen gibt es keine, bis das Landratsamt in Ludwigsburg seine, für die Burg schicksalhafte, Entscheidung getroffen hat.

Zur Person

Burgeigentümer
Christoph Wichmann ist seit fast sieben Jahren Geschäftsführer und Eigentümer der Burg Lichtenberg. Er ist Rechtsanwalt und war viele Jahre im Vorstand der Bausparkasse Wüstenrot und der Wüstenrot Bank.

Widerstand
Der Burgeigentümer hat den geplanten Hühnerhof des Großbottwarer Eierproduzenten Martin Föll von Anfang an bekämpft.

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