Industrie, Handel und Handwerk blicken trotz Risiken zuversichtlich auf die nächsten Monate. Auch die Ertragslage stufen die Unternehmen als gut ein.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Wirtschaftskammern in Baden-Württemberg blicken zuversichtlich auf das kommende Jahr. Dies gilt sowohl für die Industrie- und Handelskammern als auch für die Handwerkskammern. Die Wirtschaft werde in Baden-Württemberg im nächsten Jahr wohl ähnlich stark wachsen wie im zu Ende gehenden, sagte Georg Fichtner, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Diese ist bei den IHK im Südwesten federführend für das Thema Konjunktur. Nach früheren Angaben sagt die IHK Stuttgart für das laufende Jahr ein Umsatzplus um zwei Prozent voraus. Trifft die zuversichtliche Prognose für 2017 ein, erlebt die Wirtschaft im Südwesten das vierte gute Jahr in Folge. „Die regionale Wirtschaft zeigt sich robust“, sagte Georg Fichtner.

 

Auch die Handwerkskammer Region Stuttgart – ihr Präsident Rainer Reichhold ist auch Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstages – rechnet im kommenden Jahr mit einer Entwicklung wie bereits in diesem Jahr. Für 2016 rechnet das Handwerk mit einem Umsatzplus um zwei Prozent. Diese Prognose will das Handwerk trotz höherer Zuwächse in den vergangenen Quartalen allerdings nicht erhöhen. Der Grund: das Handwerk arbeitet nach den Worten von Rainer Reichhold bereits an der Grenze seiner Kapazitäten.

Nach den Angaben von IHK-Präsident Fichtner ist die Zufriedenheit bei den Betrieben im Südwesten mit ihrer Geschäftsentwicklung gegenüber dem Frühsommer sogar noch leicht gestiegen. Trotz leicht sinkender Auftragseingänge rechnet fast jedes dritte Unternehmen mit einer weiteren Verbesserung, etwa 60 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften. Dies geht aus der Konjunkturumfrage des Industrie- und Handelskammertags hervor. Ertragslage und Kapazitätsauslastung werden ganz überwiegend als „gut“ eingestuft.

Brexit-Folgen als Risiko

Als Risiken betrachtet Fichtner insbesondere mögliche Folgen des britischen Brexit. Falls es einen „Brexit light“ gebe, könnten weitere Länder mit Austrittsüberlegungen spielen, was zu einer weiteren Verunsicherung der Wirtschaft führen könne. Ungelöst sei auch noch die Schuldenkrise verschiedener europäischen Länder. Derzeit helfe der Wirtschaft bei ihren Exporten der im Vergleich zum US-Dollar schwache Euro. Dieser führt dazu, dass Exporte etwa in die USA billig sind. Eine deutliche Erholung des Euro könne daher ein entscheidender Risikofaktor werden.

Eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland könne Unternehmen ebenfalls belasten, sagte Fichtner. Er riet allerdings nicht von einem solchen Schritt ab. Wenn sich die Politik dafür entscheide, müsse die Wirtschaft eben damit klar kommen, meinte der IHK-Präsident. Recht zurückhaltend zeigt sich die Industrie im Südwesten, aber auch in der Region Stuttgart, bei ihren Investitionen sowie einer weiteren Einstellung von Beschäftigten. Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem hohe Arbeitskosten und der Mangel an Fachkräften.

Das Handwerk investiert

Anders als in der Industrie nimmt im Handwerk die Zahl der Betriebe, die ihre Investitionen weiter steigern wollen, nach den Worten von Handwerkspräsident Reichhold weiter zu. Etwa 75 Prozent der Handwerksbetriebe seien nach den aktuellen Umfrage zur Konjunktur mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Rund 40 Prozent der Unternehmen hätten in den vergangenen die Monaten ihre Umsätze teilweise deutlich erhöht und rechneten damit, dass dieser Trend weiter anhalte. Auch die Bereitschaft, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, sei weiterhin hoch.

Spürbar gestiegen sei der Anteil der Betriebe mit einem Auslastungsgrad ihrer Kapazitäten zwischen 80 und 100 Prozent. In der Regel gilt ein Auslastungsgrad von mehr als 80 Prozent als recht gut. Besonders positiv entwickle sich das Bau- und Ausbauhandwerk. Etwas eingetrübt habe sich die Stimmung etwa bei Lieferanten für die Industrie. Weiter gute Aussichten erwartet das Nahrungsmittelhandwerk, besonders auch wegen des nun bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts.