Das Bruttoinlandsprodukt im Südwesten dürfte 2016 um 1,5 Prozent steigen, mehr als zunächst vom Statistischen Landesamt erwartet. Impulse werden nicht zuletzt aus dem Ausland erwartet

Stuttgart - Die baden-württembergische Wirtschaft sieht dem Jahr 2017 mit Zuversicht entgegen. Das Statistische Landesamt erwartet für das nächste Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent, schreiben die Statistiker in einer Mitteilung. 2016 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,5 Prozent zulegen, lautet die Schätzung des Landesamtes. Damit hätte sich Baden-Württemberg deutlich besser entwickelt als noch im Juli vorausgesagt. Damals hatten die Statistiker mit einem Wachstum für das gesamte Jahr 2016 von „nur“ 0,5 Prozent gerechnet. „Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe zeigen seit Jahresmitte wieder nach oben und auch der Dienstleistungs- sowie der Bausektor bleiben als wichtige Wachstumsstütze erhalten“, begründet Carmina Brenner, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, das bessere Abschneiden.

 

Die Exportwirtschaft dürfte 2016 allerdings wohl nicht an ihr Rekordergebnis vom Vorjahr anschließen. Bis Ende September lagen die Ausfuhren rund zwei Prozent unter dem Vorjahr. Vor allem das wichtige US-Geschäft habe im zu Ende gehenden Jahr geschwächelt; hier habe der Einbruch bei zwölf Prozent gelegen. Auch die Geschäfte mit China konnten an die Dynamik von 2015 nicht anschließen – um drei Prozent sanken die Ausfuhren.

Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Zusätzliche Impulse erwarten die Statistiker im nächsten Jahr nicht zuletzt aus den USA. Grund dafür sind die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen. Zudem planten die Vereinigten Staaten Investitionen in die Infrastruktur. Würden solche Projekte realisiert, würde dies „genau zum Produktportfolio der Südwest-Wirtschaft passen“, ist in der Mitteilung des Landesamtes nachzulesen. Die Statistiker bremsen ihre Zuversicht aber gleich im nächsten Satz ab: „Grundvoraussetzung für einen positiven Exportschub ist allerdings, dass protektionistische Maßnahmen von Seiten der USA unterbleiben.“

Positiv entwickelt sich auch der Arbeitsmarkt. Bis Ende September habe sich die Zahl der sozialversicherungspflichtiger Beschäftigten um 89 000 erhöht. Getragen wurde die Entwicklung vor allem vom Dienstleistungssektor (plus 2,6 Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe sei es dagegen nur noch zu einem leichten Aufbau (plus 0,8 Prozent) gekommen. Die Arbeitslosenquote verharre bei 3,8 Prozent. Die von den Firmen gemeldeten offenen Stellen seien um 13 Prozent gestiegen.

Handwerk profitiert

Das Handwerk im Südwesten hat von der günstigen Konjunkturlage profitiert. Impulse seien von der Binnenwirtschaft, Bau und Konsum gekommen. Der Baden-Württembergische Handwerkstag habe denn auch seine Wachstumserwartungen für 2016 auf 3,5 Prozent erhöht. Im nächsten Jahr sei mit einem Zuwachs um 2,5 Prozent zu rechnen. Viele Betriebe würden sich mittlerweile an der Kapazitätsgrenze befinden, so dass Umsatzsprünge nicht mehr zu erwarten seien. Die Beschäftigung werde angesichts der Fachkräfteengpässe allenfalls geringfügig steigen, schreibt der Baden-Württembergische Handwerkstag.

Nicht nur im Land, auch bundesweit laufen die Geschäfte gut. Die vom Münchner Ifo-Institut befragten Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr; der Ifo-Geschäftsklimaindex ist entsprechend gestiegen. Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte in München, dass Nachfrage und Auftragsbestand der Industriebetriebe deutlich anzögen. Entsprechend wollten mehr Unternehmen die Produktion in den kommenden Jahren anheben. Nach Angaben der Bundesbank profitiere die Wirtschaft vor allem von der hierzulande hohen Beschäftigung und den steigenden Einkommen.