Die Konjunktur in Baden-Württemberg kommt auf Touren. Das Statistische Landesamt rechnet für das Jahr 2014 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent.

Stuttgart - Der Konjunkturmotor kommt in Baden-Württemberg wieder auf Touren. „Die Wirtschaft wird im nächsten Jahr weiter Fahrt aufnehmen“, sagte Carmina Brenner, die Präsidentin des Statistischen Landesamts, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid voraus. Die Konjunkturdaten gäben wieder „mehr Anlass zum Optimismus für Wachstum und Beschäftigung im Südwesten“, meinte Schmid. Die Statistiker erwarten 2014 im Südwesten ein reales Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent. Damit liegt Baden-Württemberg voraussichtlich leicht über dem bundesweiten Trend. Der Sachverständigenrat hat in seinem im November erschienenen Jahresgutachten für Deutschland ein Wachstum von 1,6 Prozent im nächsten Jahr vorausgesagt.

 

Auch im laufenden Jahr dürfte der Südwesten etwas besser als der Bund abschneiden. Die Wirtschaftsweisen erwarten für Deutschland ein Plus von 0,4 Prozent, das Statistische Landesamt für Baden-Württemberg einen Zuwachs von 0,5 Prozent. Der Aufschwung hat erst in der zweiten Jahreshälfte eingesetzt. In den ersten sechs Monaten wurde im Südwesten noch ein leichtes Minus verbucht.

Das schwache Ergebnis im laufenden Jahr ist nach Angaben der Statistiker darauf zurückzuführen, dass der Außenhandel als Wachstumsmotor ausgefallen ist. Erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wird im laufenden Jahr voraussichtlich kein neuer Exportrekord erreicht. Die Statistiker rechnen vielmehr mit einem leichten Rückgang des Exports auf 172 Milliarden Euro. Der Rückgang wird vor allem mit der Konjunkturschwäche in Europa begründet, wohin mehr als die Hälfte der Ausfuhren geht, aber auch mit einer Abschwächung des Wachstums in Schwellen- und Entwicklungsländern.

So sind etwa die Exporte nach China, das auf Platz vier der wichtigsten Lieferländer steht, im bisherigen Jahresverlauf um fast 15 Prozent eingebrochen. Dies wird damit erklärt, dass die Konjunktur im roten Riesenreich seit Mitte 2012 an Schwung verloren hat und zudem immer mehr baden-württembergische Unternehmen eigene Fabriken in China haben und direkt vor Ort produzieren. Im nächsten Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) wieder mit einem kräftigeren Wachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Dies soll der ausländischen Nachfrage nach Investitionsgütern aus Baden-Württemberg ebenso einen weiteren Schub verleihen wie eine allmähliche Konjunkturerholung in Europa.

Die Binnennachfrage erweist sich nach den Berechnungen der Statistiker bereits seit Jahresmitte als wichtige Stütze der Konjunktur und wird auch 2014 eine wichtige Rolle spielen, weil Beschäftigung und Einkommen weiter zunehmen sollen. Statistikchefin Brenner wies darauf hin, dass die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um knapp ein Prozent gestiegen sei. Das entspreche einem Plus von gut 50 000 Personen. Im Jahresdurchschnitt waren es 5,8 Millionen Erwerbstätige. Im nächsten Jahr sei mit einem weiteren Zuwachs um ein Prozent zu rechnen. „Das wäre ein neuer Höchststand im Land“, sagte Brenner. Auch Wirtschaftsminister Schmid hob die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hervor. Bundesweit habe Baden-Württemberg die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit. „Das ist ein Indikator auf dem Arbeitsmarkt, der mir besonders am Herzen liegt“, sagte Schmid.

Anders als zahlreiche Wissenschaftler und Wirtschaftsverbände hat der Minister keine Bedenken, dass die Einführung von Mindestlöhnen Arbeitsplätze kosten könnte. Eine angemessene Bezahlung sei ein überfälliger Schritt für mehr Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Unterstützung erhält Schmid von Eva Strobel, der Chefin der Stuttgarter Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Die geplante Lohnuntergrenze von 8,50 Euro schadet dem Arbeitsmarkt im Südwesten nach Einschätzung der Behördenchefin nicht. Die Einstiegslöhne im Südwesten mit seiner hohen Tarifbindung lägen flächendeckend bereits über der Untergrenze von 8,50 Euro, sagte Strobel in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.