Der Landesverband der Industrie rechnet mit einem Ende der Wachstumsphase. Sorgen machen ihm auch protektionistische Tendenzen und seiner Ansicht nach zu hoch gestecket klimapolitische Ziele.

Stuttgart - Die Wirtschaft im Bund und im Land wird nach Meinung des Landesverbands der Industrie (LVI) im kommenden Jahr nicht mehr wachsen. Dies erklärte der LVI-Präsident Hans-Eberhard Koch. Es werde allerdings auch keinen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts geben, sagte Koch. Die Industrie- und Handelskammer der Region Stuttgart hatte dagegen erst kürzlich erklärt, sie rechne mit einem weiteren Wachstum. Als Gründe für das fehlende Wachstum nannte der LVI-Präsident die seiner Ansicht nach noch immer unsichere Lage in der Eurozone, die protektionistische Haltung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump sowie die schwache Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Schwellenländern. Auch die Sanktionen gegen Russland schadeten der Wirtschaft. Diese akzeptiere aber die politischen Vorgaben. Unternehmen, die in Russland produzierten täten sich vor dem Hintergrund der Sanktionen leichter als solche, die nur dorthin exportierten. Auch eine mögliche protektionistische Politik in den USA könne dazu führen, dass Unternehmen dann dort produzieren würden statt lediglich in die Vereinigten Staaten zu exportieren.

 

Geringe Investitionsbereitschaft

Sorgen mache ihm die weiter geringe Investitionsbereitschaft der Wirtschaft, sagte Koch. Für das zu Ende gehende Jahr rechnet sein Verband für den Bund mit einem Wachstum um 1,6 Prozent. Für Baden-Württemberg erwartet der LVI dagegen nur ein Plus um 0,8 Prozent. Bei den Auftragseingängen sehe es aber im Südwesten wieder besser aus als bundesweit.

Gefahr der De-Industrialisierung

Eine Gefahr, die bis hin zur „De-Industrialisierung“ gehen könne, sieht Koch in zu ambitionierten klimapolitischen Zielen. So werde Strom auch wegen zunehmender Eingriffe in den Markt immer teurer. Deshalb dürften Kohlekraftwerke nicht vorschnell abgeschaltet werden. Gefährlich sei es, bei der Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes nur auf Elektromobilität zu setzen. Die Industrie im Südwesten habe ihre Stärken bei Verbrennungsmotoren. Deren Entwicklung sei noch keineswegs ausgereizt. Koch hält wenig davon, in Deutschland Batterien für Elektroautos zu produzieren. Batterien könnten auch im Ausland gekauft werden. Insbesondere die kleineren Zulieferer für die Autoindustrie fühlten sich bei der Diskussion um die Elektromobilität „von der Politik im Stich gelassen“.