Die Konjunkturprognose ist für den Südwesten noch zur Jahresmitte verhalten ausgefallen. Doch zu Weihnachten gibt es positive Überraschungen und die Prognose für 2017 liegt über der bundesweiten Vorhersage.

Stuttgart - Das Wirtschaftswachstum im Südwesten dürfte 2017 an Fahrt aufnehmen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im kommenden Jahr um 1,75 Prozent zulegen, wie das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart mitteilte. Für 2016 erwarten die Statistiker ein Wachstum von 1,5 Prozent.

 

Im Sommer hatten sie ihre Prognose noch gekappt. Inzwischen zeigten aber die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nach oben, Dienstleistungen und Bau blieben als wichtige Wachstumsstütze erhalten. „Daher rechnen wir mit einem Anziehen der Konjunktur zum Jahreswechsel 2016/17“, sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carmina Brenner.

Vom Ausgang der Wahlen in den USA und im Vereinigten Königreich dürften für den Südwesten 2017 Impulse ausgehen, hieß es weiter. In beiden Ländern solle die Fiskalpolitik eine stärkere Rolle spielen. Investitionen in die Infrastruktur seien geplant. Solche Geldpakete könnten auch der Südwest-Wirtschaft nützen.

Prognose liegt über der bundesweiten Vorhersage

Damit liegt die Prognose für 2017 über der bundesweiten Vorhersage. Für Deutschland rechnet der Sachverständigenrat mit einer Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent. Für 2016 rechnete er deutschlandweit bislang mit einem Plus von 1,9 Prozent. Baden-Württemberg ist allerdings stärker als die gesamte Wirtschaft abhängig von Exporten. Das im Südwesten für 2016 erwartete Wachstum von nur 1,5 Prozent liegt den Statistikern zufolge auch an zurückgegangenen Ausfuhren in die USA. Das Wirtschaftsministerium war zuletzt noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen.

Die Prognose bestätigt die optimistische Sichtweise der Maschinenbauer. „Insbesondere in den Schwellenländern erhoffen wir uns mehr Investitionsbereitschaft, nicht zuletzt aufgrund zuletzt gestiegener Rohstoffpreise“, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA, Dietrich Birk, der Deutschen Presse-Agentur. „Alles in allem rechnen wir mit einem moderaten Wachstum.“ Trotz der geopolitischen Spannungen und weltpolitischen Unsicherheiten sehe er durchaus Wachstumspotenzial. In diesem Jahr sei die Auftragslage ein ständiges Auf und Ab gewesen, sagte Birk. „2016 wird im Vergleich zu 2015 für den baden-württembergischen Maschinenbau nicht der große Sprung nach vorne.“

Industrie schlägt vorsichtigere Töne an

In der gesamten Industrie werden hingegen vorsichtigere Töne angeschlagen. Der Landesindustrieverband rechne eher mit einer Stagnation der Wirtschaft im kommenden Jahr, sagte Präsident Hans-Eberhard Koch. Das gelte auch für die Industrieunternehmen im Land. „Ich sehe das aber nicht so negativ“, sagte Koch. Denn in einigen Schwellenländern zeichne sich ab, dass die Talsohle durchschritten sei. Die Umsätze aller Industriefirmen im Land verharrten schon in diesem Jahr wegen der schwachen Auslandsnachfrage auf Vorjahresniveau.

Besonders positiv gestimmt sind die Handwerker. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) erhöhte am Montag seine Umsatzprognose für 2016 auf ein Wachstum von 3,5 Prozent. Das entspreche 93 Milliarden Euro. Zudem erwarten die Handwerker 3500 zusätzliche Beschäftigte. Für das Jahr 2017 werde sich an der allgemeinen Konjunkturlage wenig ändern. Die Impulse dürften weiterhin vom Bau und vom privaten Konsum kommen.