Neubau oder Sanierung am Standort der Konrad-Kocher-Schule? Lange hatte der Gemeinderat um einen Kompromiss gerungen. Der könnte nach schlechten Nachrichten der Stadtverwaltung zur Kostenentwicklung hinfällig sein.

Ditzingen - Es kommt nie vor, dass die Ditzinger Stadträte in öffentlicher Sitzung plötzlich singen. Eigentlich nie. Am Montag machten die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt jedoch eine Ausnahme. Sie brachten dem Oberbürgermeister ein Ständchen, der vor wenigen Tagen 60 geworden war.

 

In ihrem „Happy Birthday“ gingen die Stadträte höflich über die Zahl hinweg. In der folgenden Diskussion über die Zukunft der Konrad-Kocher-Schule hingegen hätten sie gerne über konkrete Zahlen gesprochen. Doch die gab es nicht, um die Hiobsbotschaft der Verwaltung einordnen zu können: Die Sanierung des ehemaligen Hauptschulgebäudes wird deutlich teurer als erwartet. Was das für den Standort der geplanten zentralen Grundschule der Kernstadt bedeutet, ist offen. „Wir arbeiten am Thema, um belastbare Zahlen zu bekommen“, sagte Makurath.

Wird die Sanierung teurer, ist die bisherige Diskussion hinfällig. An deren Ende war der Gemeinderat gespalten und hatte sich deshalb auf einen Architektenwettbewerb verständigt, um zwischen Sanierung und Neubau zu entscheiden.

Gemeinderat gespalten

Der Verwaltungschef hatte in dem von CDU und Freien Wählern dominierten Gremium für die günstigere Sanierung plädiert. Dem hatten sich die Freien Wähler angeschlossen, während die CDU seit jeher für einen rund drei Millionen Euro teuren Neubau warb. Der Fraktionschef der Freien Wähler, Manfred Grossmann, deutete am Montag allerdings an, dass die Entscheidung nun anders ausfallen könnte – „eher in Richtung Neubau’“. Er wolle aber zunächst, so Grossmann, die Entscheidung des Regierungspräsidiums über die Zuschüsse abwarten.

Der ursprüngliche Zeitplan ist mit der Hiobsbotschaft über den Haufen geworfen. „Wir wollten weiter sein“, gestand der Verwaltungschef ein. Doch „am Ende des Tages wird es nicht auf ein halbes Jahr ankommen“. In diesem Sommer sollte der Architektenwettbewerb ausgelobt werden. Auch dies ist hinfällig. Die Räte erhofften sich Ideen für das Gelände, das vor Jahrzehnten für eine Grund- und Hauptschule angelegt wurde. Nach der Einrichtung der zentralen Grundschule wird die andere Grundschule aufgelöst.

Untersuchung von 2013 präzisiert

Wie die Verwaltung darlegte, wird einerseits die Sanierung der Außenfassade deutlich teurer als geplant. Andererseits muss der Brandschutz verbessert werden. Er entspreche nicht den Vorgaben, die nach der Kernsanierung des Gebäudes erfüllt werden müssten.

Die Ditzinger hatten sich bisher auf das Ergebnis einer ersten oberflächlichen Brandschutzuntersuchung aus dem Jahr 2013 verlassen. Die hatte dem Gebäude bereits eine höchste Brandschutzklasse attestiert – fälschlicherweise, wie die Detailuntersuchung nun ergab. Diese Anforderungen muss das Gebäude aber nach der Kernsanierung erfüllen. Die Detailuntersuchung bestätigte außerdem, was bereits im Grundsatz bekannt war: Das Gebäude ist so konzipiert, dass es räumlich kaum verändert werden kann. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Innen- und Außenwände tragende Wände – und daher für die Statik des Gebäudes unabdingbar.

Aktuell
Die Entscheidung über die Umgestaltung der Konrad-Kocher-Schule ist die derzeit drängende Frage in der Ditzinger Schulpolitik. Die Diskussion über die Schulentwicklung an sich wird in der Stadt allerdings schon seit Jahren geführt.

Anlass
Die Verwaltung hatte die Debatte über die Bildungseinrichtungen vor mehr als zehn Jahren angestoßen: Sie will ein Gebäude einsparen. So will sie langfristig Kosten für den Unterhalt der sanierungsbedürftigen Gebäude minimieren.

Ärger
Der Gemeinderat beschloss letztlich, die beiden Grundschulen der Kernstadt – also die Konrad-Kocher-Schule (KKS) sowie die Wilhelmschule – am Standort der KKS zusammenzulegen. Dagegen gab es zunächst große Proteste.