"Es geht hier nicht um mich, sondern um meine Musik"


Manche werten den Wegzug aus Erolzheim freilich als klares Indiz für seine Oberschwabenaversion. Gropper kann sich auch diesen Rückschluss nicht erklären, schließlich liefert er ständig Beweise seiner Heimatliebe: Beim Auftaktkonzert in Biberach verlangt er wesentlich weniger Eintrittsgeld als anderswo. Für die ersten Klänge von "Vexations" spaziert er in den Wald hinter seinem Elternhaus, um Vogelgesang aufzunehmen. Und zwei seiner Mitstreiter sind alte Kumpels: Den Manager und Bandkollege Maximilian Schenkel sowie den Musikclipregisseur und Tourdokumentarfilmer Philipp Kässbohrer kennt er aus der Schule. Auch Verena Gropper ist mit von der Partie, sie unterstützt den Bruder gesanglich und mit der Geige.

Organisation, Buchhaltung, Pressekoordination - Gropper ist das ganze Drumherum suspekt. "Ich dachte, Musik machen wäre romantischer", sagt er. Maximilian vertraut er, der Manager und Freund muss alles für ihn regeln. Sechs Wochen im Tourbus, jeden Abend ein Konzert in einer anderen Stadt. Null Privatsphäre. Ohne die vertrauten Gefährten an seiner Seite würde er den Stress nicht durchstehen. "Dann lieber eine Festanstellung", sagt Gropper.

In einer Hinsicht ist Konstantin Gropper ein Egoist: wenn es um seine Kunst geht. Jedes Stück entsteht in seinem Kopf, und nur dort. Niemanden fragt er um Rat. Das fertige Werk ist von seinen Bandkollegen und der Plattenfirma so hinzunehmen, wie es ist. Ist das vielleicht sein Erfolgsrezept - dass er sich nicht verbiegen lässt? "Noch mal, es geht hier nicht um mich, sondern um meine Musik!", bruddelt Gropper. Er schreibe Texte, in denen sich jeder wiederfinden könne, Texte, die von Versagensängsten handeln, von der Furcht, nicht den richtigen Weg zu finden.

Der Pop-Akademiker will einfach spielen


Nach dem Abitur studiert Gropper zunächst in Heidelberg Philosophie: "Verplemperte Zeit." Er wechselt auf die Mannheimer Popakademie und entwickelt sich dort zum Vorzeigestudenten. Als Bachelor of Arts wird er ins Musikbusiness entlassen. Er kreiert sein Debütalbum von vorne bis hinten selbst: melancholischer Bombastpop, zeitloses Tapetenmustercover, stilsichere Pressefotos und eine selbstbewusste Botschaft: "Die Platte entstand nicht im Studio, sondern in meinem Schlafzimmer." Die Resonanz auf das anspruchsvolle Do-it-yourself-Werk ist erstaunlich.

Es dauert nicht lang, und ein großes Musikmagazin klopft bei Konstantin Gropper an, um ihn zu seiner Mannheimer Studienzeit zu befragen. "Mein Verhältnis zur Popakademie ist ambivalent, das theoretische Wissen hat mich nicht weitergebracht", antwortet Gropper ehrlich. "Aber der praktische Aspekt umso mehr, Leute kennenlernen, Kontakte knüpfen und sich musikalisch ausprobieren." Seit diesem Interview gilt er als Feind der Popakademie - kein Pressetermin ohne die obligatorische Frage: Warum halten Sie die Popakademie für überflüssig? "Soviel Tamtam um Worte, die nie gesagt wurden", klagt Gropper.

Nach zwei Stunden bedankt sich Konstantin Gropper höflich für das Interesse. Den kalten Kaffee lässt er stehen. In der nächsten Zeit wird er keine Interviews geben, sondern das machen, was er seit seiner Kindheit liebt: Musik.

Konzert
Konstantin Gropper tritt mit seiner Band Get well soon am Samstag, 20. März, beim Stereo Mondo Festival in Mannheim auf.

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