Die Deutschen sind von der Zypernkrise verunsichert, sagen Konsumforscher – doch die Angst um das Ersparte könnte die Bereitschaft zu größeren Einkäufen in den kommenden Monaten sogar beflügeln.

Nürnberg - Gute Nachrichten für Händler, schlechte für Banken, das ist die Vorhersage für das deutsche Konsumklima in den kommenden Monaten. Die Kauflaune deutscher Verbraucher wird demnach auf hohem Niveau eine kurze Verschnaufpause einlegen. Zu diesem Schluss kommen die Konsumforscher der Nürnberger Gfk-Gruppe in ihrem aktuellen Konsumklimaindex. Diesen verortet die Gfk für April auf der Vormonatshöhe von 5,9 Punkten. Damit komme der Aufwärtstrend des Konsumklimas aber nur kurz zum Stillstand, sagt der Gfk-Experte Rolf Bürkl. Für neuen Schub dürfte demnächst die Krisenbewältigung der EU in Zypern sorgen, wo Sparer mit namhaften Beiträgen die Sanierung maroder Banken mitfinanzieren müssen. „Wir erwarten eine Reaktion deutscher Verbraucher, die jetzt auch Angst um ihre Ersparnisse haben", sagte Bürkl.

 

Im jetzigen Konsumklimaindex spiegle sich noch kein Zypern-Effekt wider, weil die 2000 Verbraucherbefragungen vor der Lösung der dortigen Krise durchgeführt wurden. Die Gfk rechnet aber damit, dass die Sparneigung hier zu Lande zur nächsten Befragung einen neuen historischen Tiefstand erreicht. Das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen von Sparern in Banken und die Sicherheit dort liegender Ersparnisse sei nach mehreren Jahren Finanzkrise nun weiter im Sinkflug. Zypern werde nun voraussichtlich auch die deutschen Verbraucher misstrauischer machen. Dies könnte dazu führen, dass noch weniger Geld auf die hohe Kante gelegt und statt dessen ausgegeben wird.

Zypernkrise hat die deutschen Sparer negativ beeindruckt

„Zypern wird dem deutschen Konsum helfen", sagt Bürkl voraus. Derzeit liege die Sparneigung in Deutschland mit minus 23 Punkten nahe dem historischen Tief von minus 25 Punkten vom vorigen August. Die Erfahrungen um die Mittelmeerinsel dürften die Sparneigung noch unter diesen Wert drücken. Beteuerungen von Politikern, so etwas wie in Zypern könne hier zu Lande Sparern nicht passieren, würden viele Verbraucher keinen Glauben mehr schenken, warnt Bürkl. Vorerst bleibe die Gfk trotz der erwarteten Stimulation der Kauflaune bei ihrer Prognose von einem Prozent Zuwachs beim privaten Konsum für das Jahr 2013.

Die privaten Verbraucher werden damit fast zur alleinigen Stütze der Binnenkonjunktur, nachdem die Dynamik der Exporte immer mehr erlahmt. Unter dem Strich gehen etwa die heimischen Wirtschaftsweisen im laufenden Jahr nur noch von einem deutschen Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent aus. Der Privatkonsum bleibt dagegen robust, auch weil die Inflationsrate niedrig und die Erwartungen an die Entwicklung der Einkommen hoch sind. Letztere werden unter anderem genährt von den jüngsten Tarifabschlüssen in der Stahlindustrie mit drei Prozent mehr Gehalt und im öffentlichen Dienst mit einem auf zwei Jahre verteilten Gehaltszuwachs von 5,6 Prozent.