Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Seit 18 Jahren ist der deutsche Firmenberater in England zu Hause. Er hat hier studiert, vor zehn Jahren eine Britin geheiratet, die Kinder sind fünf und acht Jahre alt. „Meine Kinder sind mir einen Schritt voraus“, sagt er. „Sie haben britische Pässe.“ Er selbst hat sich kürzlich durch das 85-Seiten-Antragsformular für den Daueraufenthalt gequält, das bisher nur Nicht-EU-Bürger ausfüllen mussten: „Seit März warte ich auf Bescheid.“ Alle 150 000 Europäer, die es wie Antoni gemacht haben, die sich absichern wollten, dürfen nun das Ganze noch einmal wiederholen und auch eine zweite Gebühr entrichten. Denn die Regierung will ein neues, einfacheres Formular für EU-Bürger herausgeben.

 

Was hält er von dem „großzügigen“ Angebot Mays, wie die Premierministerin es nennt? „Es ist ein Minimalangebot mit zeitlicher Begrenzung“, sagt Antoni verbittert. Offenbar solle man dankbar dafür sein, dass man nicht ausgewiesen oder vom Sozialsystem abgeschnitten werde. Allerdings könne man nicht einmal sicher sein, dass es dabei auch bleibe: „Ohne internationalen Schutz stehen wir vollkommen schutzlos da.“ Das, meint Antoni, lehre ein Blick auf die Lage der zugewanderten Commonwealth-Bürger: „Deren Rechte sind seit 1962 immer mehr eingeschränkt worden, erst langsam, dann immer schneller. Und sie haben keine Gerichtsbarkeit, die ihnen Schutz gewährt.“ Nun sollten die EU-Bürger „auf das gleiche niedrige Niveau heruntergezogen werden“. Kein Wunder, dass es an Vertrauen in die britische Politik, in die Regierung fehle – den 3,2 Millionen Europäern im Lande, ihren vielen britischen Angehörigen ebenso wie der EU. Bargaining chips? Unerwünschte Ausländer? Antoni kann es nicht fassen, wovon jetzt die Rede ist: „Wir alle sind hierhergekommen, ohne dass einer von uns gedacht hat, dass so etwas passieren könnte.“