Mehr als jeder zehnte Fahrgast war bei einer großen Kontrollaktion von SSB und Polizei am Wochenende ohne Ticket unterwegs.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Dass man in Stuttgarts Nahverkehr nicht nur eine Maske tragen, sondern auch ein Ticket dabei haben sollte – das scheint mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Die jüngste gemeinsame Großkontrolle von Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und Polizei am Wochenende hat jedenfalls eine traurige Rekordquote gebracht: Mit einem Anteil von 11,6 Prozent ist zum ersten Mal mehr als jeder zehnte Fahrgast als Schwarzfahrer erwischt worden.

 

Die Sünderquoten steigen

5606 Menschen sind in der Nacht zum Samstag von SSB-Kontrolleuren an den Stadtbahn-Haltestellen Charlottenplatz und Neckartor sowie an den Nachtbushaltestellen unter die Lupe genommen worden. 650 von ihnen hatten keinen gültigen Fahrausweis dabei. Hatten sich die Fahrgäste in Coronazeiten daran gewöhnt, dass kaum noch kontrolliert wird? „Die letzte Vollkontrolle dieser Art ist schon eine Weile her“, sagt Polizeisprecherin Elena Marino. Nämlich genau ein Jahr. Damals, im November 2021, lag die Quote noch bei neun Prozent. Zur Einordnung: Im Mai 2016 waren von knapp 10 000 kontrollierten Fahrgästen nur 453 ohne gültiges Ticket – was einer Quote von 4,5 Prozent entsprochen hat. Bei der Kontrollaktion greift die Polizei übrigens dann ein, wenn Personen ohne Ausweispapiere angetroffen werden. Immerhin: „Die Maske war diesmal kein Problem“, sagt Marino.

Rabauke verletzt drei Polizisten

Für den größten Ärger sorgte indes einer, der gar kein Fahrgast war. Ein Betrunkener störte am Samstag gegen 1 Uhr am Charlottenplatz die Kontrollen – und leistete bei seiner Festnahme heftigen Widerstand. Ein 38-jähriger Beamter wurde schwer, zwei 26 und 27 Jahre alte Beamte leicht verletzt. Der Rabauke musste seine mehr als 1,6 Promille im Polizeigewahrsam ausnüchtern.