Am Stuttgarter Flughafen kontrollieren Hunde und Menschen die Fernreisebusse. Sie suchen vor allem nach Geld und Drogen. Bei einem Passagier schlägt der Spürhund Spike an. Erst ist unklar, warum. Dann findet der Zöllner das, was den Hund interessiert.

Echterdingen - Xarit steht auf den Hinterpfoten und schnüffelt im Fernbus an der Wandverkleidung. Wenn es gut läuft, findet der Hund gleich Bargeld oder Tabak. Denn dieser Zollhund ist auf beide Stoffe spezialisiert. Doch Xarit zeigt an diesem Morgen am Stuttgart Airport Busterminal (SAB) am Flughafen kurz vor 9 Uhr kein besonderes Interesse an der Wand und geht zum Ausgang. In diesem Bus aus Varna in Bulgarien gibt es nichts, was sie aufmerken lässt. Ihr Menschenkollege Patrick Deininger geht hinterher. „Der Hund sucht vor allem Dollar-, Schweizer Franken- und Euroscheine“, sagt der Zoll-Pressesprecher Thomas Seemann. Immer wieder kontrollieren seine Kollegen Busse am SAB. „Wir wissen nicht, was Xarit erkennt, ob es das Papier oder die Druckfarbe ist.“ Erfolgreich ist sie immer wieder. „Neulich hat sie iranisches Geld gefunden.“ Was für ihr Herrchen Arbeit ist, ist für Xarit ein Spiel. Und dazu gehört auch eine Belohnung, nämlich ein Leckerli. Das bekommt sie nun von Deininger.

 

Es ist vor allem ein Zeitverlust für die Busfahrer

Für die Fahrer bedeutet solch eine Kontrolle vor allem, dass sie Zeit verlieren. Der Bus aus Varna muss weiter ins Ruhrgebiet. Mit ihm reisen vor allem Bulgaren, die in Deutschland leben und ihre Familie in der Heimat besuchen. „Wir brauchen pro Bus etwa 45 Minuten“, sagt Dirk Riesmeier, Leiter der Verkehrseinheit vom Zoll Stuttgart. Was der Fahrer denkt, lässt sich nicht so einfach herausfinden. Er versteht weder Deutsch noch Englisch. Eine Frau übersetzt für ihn ins Bulgarische. „Er möchte nichts sagen.“ Kurze Zeit rollt der Bus vom Hof.

Bis zur nächsten Kontrolle dauert es nicht lange. Für den Zoll ist vor allem der Morgen interessant, weil dann viele Busse aus Südosteuropa in Stuttgart ankommen. Es sei aber nicht so, dass sie einen bestimmten Verdacht haben oder für sie die Busse eines Landes besonders interessant seien. „Der Grundsatz ist ein freier Warenverkehr, allerdings gibt es Einschränkungen“ Der Zoll hat die Aufgabe, Abgaben im Handel einzunehmen und vor allem verbotene Waren wie Drogen und Waffen zu finden. Immer wieder finden Zöllner Drogen in Fernbussen. „Sie gelten als günstig und anonym“, sagt Seemann. Der größte Fund waren zehn Kilo Heroin, die der Drogenspürhund Spike, der an diesem Tag auch dabei ist, in einem Rucksack gefunden hatte. Dass der Hund an der Verkleidung neben dem Fenster schnuppert, hat einen Grund: „Es ist schon vorgekommen, dass Busfahrer Zigaretten im Wagen versteckt haben“, sagt Riesmeier.

Keiner soll etwas verstecken können

Der nächste Bus aus Bratislava fährt auf den SAB zu. Zwei Zöllner steigen vor der Schranke in den Doppeldeckerbus. Einer bleibt unten und behält die Passagiere im Blick. Seine Kollegin ist für das Obergeschoss zuständig. Niemand soll die Gelegenheit haben, Taschen an eine andere Stelle zu legen. „Es kommt immer mal wieder vor, dass Rucksäcke plötzlich niemandem mehr gehören“, sagt der Pressesprecher. An der Haltestelle angekommen, fragen die Zöllner jeden der Fahrgäste, ob sie Gepäck dabei haben. Das müssen diese mitnehmen und vor sich auf dem Boden deponieren. Dann übernehmen die Hunde. Xarit und Spike schnüffeln die Taschen und die Menschen ab. Am Koffer eines Mannes, der aus Gambia stammt, zeigt Spike großes Interesse. Immer wieder schnüffelt er daran.

Zwei Zöllner kontrollieren den Mann. An ihm finden sie nichts. Dann schaut die Zollbeamtin Yvonne Lang in den Koffer. Zum Vorschein kommen ein Laptop, ein buntes Tuch und eine Jogginghose. Nichts Besonderes. Dann findet Lang Tabletten. „Was ist das?“, fragt sie. „Das ist so was wie Viagra“, antwortet der Mann. Ein Spezialist vom Zoll kommt hinzu und bestätigt den Fund. Alles in Ordnung. Dann findet Lang den Quell des Geruchs, den Spike so interessant fand: ein Käsebrötchen im Rucksack. Entwarnung. Der Mann kann gehen.

Lang hat Pause und holt sich einen Kaffee. „Für uns ist es wichtig, dass wir mit den Reisenden ruhig umgehen“, sagt er. Wenn jemand Medikamente dabei hat, sei es gut, wenn sie ein Rezept vom Arzt dabei hätten. So könnten die Pillen identifiziert werden. Gemeinsam mit den Kollegen und den Hunden wartet sie nun auf den nächsten Einsatz. Das dauert. Kaum ein Bus biegt mehr auf den SAB. „Es hat einen Unfall auf der A 8 gegeben. Vollsperrung“, verkündet ihr Chef Riesmeier. Das Warten gehört für sie zum Arbeitsalltag.

Die Festplatte macht Probleme

Dann fährt ein Bus aus Serbien aufs Gelände. Diesmal werden die Zöllner fündig. Neben dem Gepäck der Passagiere steht ein Karton mit einem elektronischen Gerät. Riesmeier, der Busfahrer und ein Mann, der in Deutschland lebt und sich das Gerät hat schicken lassen, sprechen darüber, was das ist. Der Busfahrer hat es für einen Kunden von Serbien nach Deutschland transportiert. „Ich wollte diese Festplatte für eine Überwachungskamera in ein Hotel in Serbien einbauen lassen“, sagt der Unternehmer. Doch dann gab es ein Problem mit der Lizenz. „Ich habe sie mir mit dem Bus von Serbien nach Stuttgart schicken lassen. Das geht am schnellsten.“ Nun will er eine andere Lizenz installieren und das Gerät nach Serbien zurückschicken. „Ich habe es in Deutschland gekauft“, sagt der Mann. Damit hat er die Mehrwertsteuer schon bezahlt. Belegen kann er es nicht. Doch nun ist die Ware unverzollt aus einem Drittland in die EU gelangt. „Der Unternehmer muss die 19 Prozent Mehrwertsteuer plus einen Zollzuschlag von 8,7 Prozent zahlen“, erklärt Riesmeier. An einem Strafverfahren ist er gerade so vorbeigeschrammt. „Die Schwelle dafür liegt bei 250 Euro“, sagt er. Einfacher ist für die Zöllner der Fall eines Passagiers, in dessen Gepäck viel Tabak gefunden wird. „Er darf 250 Gramm frei einführen“, sagt Pressesprecher Seemann. Ein Kollege verkündet das Ergebnis des Wiegens: 1,5 Kilogramm. Darum muss er 36 Euro Tabaksteuer nachzahlen.

Mittags zieht Dirk Riesmeier zieht Bilanz: „Der letzte Bus hat sich gelohnt. Sonst war die Kontrolle unauffällig.“ Wichtig sei, dass die Beamten Präsenz gezeigt hätten. „Auch ein Tag, an dem wir nichts finden, ist ein erfolgreicher Tag.“