Lange Wartezeiten seien für die Fluggäste schlecht, bekennt der Geschäftsführer des Stuttgarter Flughafens, Walter Schoefer. Daher fordert er, die Sicherheitskontrollen effektiver zu gestalten.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Stuttgart – - Herr Schoefer, sind lange Schlangen am Flughafen zu Ferienbeginn unvermeidlich?
In den Sommerferien rechnen wir mit rund zwei Millionen Passagieren – und zum Start am Freitag mit etwa 40 000 Reisenden in den Terminals. In Spitzenzeiten kann es zu Warteschlangen kommen. Aber es ist in der Planung gemeinsam mit der Bundespolizei und dem Sicherheitsdienstleister viel getan worden, um sie so gering wie möglich zu halten.
Wo liegen die Schwachstellen des Sicherheitssystems an den deutschen Flughäfen?
Wir stellen fest, dass der Durchsatz pro Kontrollspur in anderen Ländern höher ist als bei uns in Deutschland. Warteschlangen sind für die Fluggäste misslich – das kann auf Dauer nicht so bleiben. Da besteht Handlungsbedarf. Zum Teil hängt es an baulichen Gegebenheiten. Auch in Stuttgart diskutieren wir über eine Terminalerweiterung, weil die Kontrollmöglichkeiten einfach mehr Platz brauchen. Das bedeutet etwa, dass mehrere Fluggäste gleichzeitig Handgepäck und Kleidungsstücke auf das Band legen und andere Reisende überholen können. Es hat aber auch mit der Organisation von Geräten und mit ausreichend Personal des Dienstleisters in Spitzenzeiten zu tun. In Stuttgart lief es im ersten Halbjahr 2017 sehr problematisch. Heute haben wir im Bundesvergleich geradezu hervorragende Verhältnisse. Da haben wir sehr effiziente Mechanismen entwickelt, die es an anderen Flughäfen so nicht gibt.
Alles gut also?
Natürlich haben wir Ideen, wie wir die Dinge noch besser gestalten können. Gerne würden wir uns als Flughafen mehr einbringen in das Verhältnis von Bundespolizei und Sicherheitsdienstleister. Die Betreiber sollten in das Ausschreibungsverfahren einbezogen werden, was heute das Bundesbeschaffungsamt allein macht. Beispielsweise haben wir technische Systeme, mit denen wir unser Abfertigungspersonal flexibel steuern. Da könnte der Bund in den Ausschreibungen aufnehmen, dass der Sicherheitsdienstleister unser Personal- und Flugplanungssystem mit benutzen muss. Ich könnte mir auch bestimmte finanzielle Anreize bei der Einhaltung von Servicelevels vorstellen.
In Düsseldorf wurde der Dienstleister abgemahnt. Wie bewerten Sie die Qualität der Sicherheitsfirmen?
Wir sind in der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Frasec auf einem sehr guten Stand. Aber immer dann, wenn an einem Flughafen Drucksituationen entstehen, gibt es mal Wortwechsel an der Sicherheitskontrolle. Das spüren wir auch.
Sicherheit bleibt eine hoheitliche Aufgabe?
Niemand sollte daran rütteln, dass der Staat die Sicherheit zu gewährleisten hat.
Was halten Sie von staatlichen Luftsicherheitsgesellschaften?
Wir hören aus Bayern, dass es im Alltag gut zu funktionieren scheint. Aber dazu muss in jedem Bundesland der politische Wille da sein, eine solche Landesgesellschaft zu gründen und diese Aufgabe vom Bund zurückzunehmen. Ob es diese große organisatorische Lösung gibt, muss man sehen. Unterhalb der großen Lösung gibt es eine Reihe von Prozessverbesserungen, die sehr wohl zu spürbaren Entlastungen führen, wie man in Stuttgart schon sieht.
Wird das ganze Kontrollsystem dann teurer?
Heute werden sogenannte Kontrollstunden abgerechnet. Wenn wegen erhöhten Passagieraufkommens mehr Stunden notwendig werden, wird die Summe auch durch mehr Passagiere geteilt. Insofern muss es nicht zwingend teurer werden. Anreizsysteme können die Effizienz weiter erhöhen, ohne dass es auf Kosten der Sicherheit geht. Generell sollte die Politik jedoch über die Luftsicherheitsgebühr intensiv nachdenken, weil es die Wettbewerbsfähigkeit des Luftstandortes Deutschland in Europa betrifft. Andernorts übernimmt der Staat die Kosten ganz oder zumindest zur Hälfte. Auch bei uns muss der Bund bei den Kontrollaufgaben höhere finanzielle Anteile übernehmen.