Das Unternehmen Mann+Hummel hat die eigene NS-Vergangenheit nur höchst lückenhaft aufgearbeitet – trotzdem soll der Firma nun ein Straßenname in Ludwigsburg gewidmet werden. Die Vorgehensweise der Akteure ist dilettantisch, meint unser Redakteur Tim Höhn.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Es war gut gemeint. Eine Straße für Mann+Hummel, warum denn nicht? Immerhin handelt es sich um ein stolzes und erfolgreiches Unternehmen, einen wichtigen Arbeitgeber. Kann man diesen heute noch dafür verantwortlich machen, was die Firmengründer vor mehr als 75 Jahren trieben? Kann man die Gründer dafür kritisieren, also mit erhobenem Finger auf Menschen zeigen, die in einer Diktatur zurecht kommen mussten? Adolf Mann und Erich Hummel waren nicht an Verbrechen beteiligt, daher kann man über alle diese Fragen diskutieren und zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Alle Antworten sind legitim.

 

Allerdings ist der Umgang der Stadt und des Unternehmens mit den Fragen geradezu dilettantisch. Mann+Hummel unterschlägt in der eigenen, aufwendig erstellten Firmenchronik ausgerechnet das dunkelste Kapitel der Firmenhistorie, versucht das höchst fragwürdige Agieren der Gründer gar in helles Licht zu tauchen. Das ist peinlich und schadet mehr, als es nutzt. Die Stadt wiederum installiert mit viel Getöse eine Historikerkommission zur Überprüfung von historisch belasteten Straßennamen, und wenn, wie jetzt geschehen, die Expertise der Historiker nicht passt, wird sie passend gemacht. Nicht mehr nur peinlich, sondern schon fahrlässig ist die Geheimniskrämerei der Verwaltung. Das Gutachten ist unter Verschluss, und sogar die Stadträte mussten darum kämpfen, es einsehen zu dürfen. Wer so handelt, kann die Kommission auch gleich abschaffen.