Die Buchhändlerin Uscha Kloke vom Botnanger Buchladen hat keine rechten Autoren in ihrem Sortiment. Trotzdem sieht sie die politisch motivierte Absage einer Lesung in München der „Spiegel“-Kolumnistin Margarete Stokowski kritisch.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Gerade wurde der Botnanger Buchladen mit 15 000 Euro als eine von fünf „besonders herausragenden Buchhandlungen“ Deutschlands geehrt. Die Inhaberin Uscha Kloke hält die Kontroverse um Margarete Stokowski für ein heikles Thema, hat dazu aber ein klare Meinung.

 

Frau Kloke, haben Sie auch Bücher rechter Verlage in Ihren Regalen?

Nein, wir nehmen keine Publikationen aus dem rechten Spektrum ins Sortiment. Wir halten die nicht vorrätig. Ich finde, dass man damit nicht zur Debattenkultur beitragen kann. Die Bücher lägen hier schweigend neben anderen renommierten Büchern und würden damit eingemeindet und zur Normalität erklärt. Es gehört zu unserem täglichen Geschäft, Titel nicht ins Sortiment aufzunehmen. Das hat nicht das Geringste mit Zensur zu tun, sondern liegt einfach daran, dass wir nun einmal nicht alles führen können. Mir obliegt es, die Entscheidung zu treffen, für was wir unseren Platz und unsere Kapazität nutzen wollen.

Kann man sie bei Ihnen bestellen?

Aber natürlich bestellen wir die Bücher auf Wunsch. Wir üben keine Zensur dahingehend aus, dass wir uns weigern würden, bestimmte Titel zu verkaufen. Das maße ich mir nicht an, und das steht mir nicht zu. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, weshalb Leute Publikationen aus radikal rechten Verlagen bestellen. Die kriegen sie hier selbstverständlich besorgt, gar keine Frage.

Wo verläuft die Grenze?

Die Grenze verläuft für mich bei Herrn Sarrazin, auch den haben wir nicht vorrätig im Sortiment. Und zwar, weil ich bei ihm die viel größere Gefahr sehe. Für mich geht die Gefahr weniger von den bisweilen völlig kruden Schriften der rechten Verlage aus. Da wird immer Antaios genannt, aber es gibt ja noch eine ganze Menge anderer Verlage, Kopp zum Beispiel, der neben Büchern über das Einmachen extrem hetzerische Titel im Programm hat. Aber wirklich gefährlich sind die Sarrazins, die harmlos stapelweise an den Buchladenkassen ausliegen. Das gibt es bei uns nicht, wir räumen ihm keinen Platz ein. Aber natürlich gilt auch hier: wer ihn will, bekommt ihn bestellt.

Können Sie die Absage Margarete Stokowskis wegen eines Regals mit rechten Büchern nachvollziehen?

Nein. Das hätte doch im Rahmen der Lesung diskutiert werden können. Sie hätte sagen können, dass sie mit dem Gedanken gespielt hätte, die Lesung wegen dieses Regals abzusagen. Aber offensichtlich wollte sie anfangs gar nicht, dass der Grund ihrer Absage publik wird. Das finde ich schräg. Außerdem ist die Buchhandlung Lehmkuhl in München über jeden Verdacht erhaben. Dort gibt es Veranstaltungen zu allen möglichen breit gefächerten gesellschaftlichen und politischen Themen.