Bayer will Monsanto kaufen, Dow Chemical und DuPont wollen gemeinsam einen Agrarriesen schmieden und Chem-China ist an Syngenta interessiert. Knapp 200 internationalen Organisationen warnen vor den negativen Folgen dieser Konzentrationen – auch für bäuerliche Kleinbetriebe.

Stuttgart - Knapp 200 internationale Organisationen – darunter Greenpeace, die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sowie der Naturschutzbund Deutschland – haben die EU-Kommission aufgefordert, die geplanten Fusionen der weltgrößten Agrarchemie- und Saatgutkonzerne zu verhindern. Die angekündigten Zusammenschlüsse von Bayer und Monsanto, von Dow Chemical und Dupont sowie von Syngenta und Chem-China würden zu einer inakzeptablen Oligopolstellung führen, in der die dann noch drei Konzerne rund 70 Prozent des weltweiten Pestizidmarkts und gut 60 Prozent des kommerziellen Saatgutmarkts konzentrierten, heißt es in einem offenen Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

 

Mit diesem dominanten Marktanteil und ihrer politischen Macht hätten die Konzerne einen „viel zu großen Einfluss auf die Ausgestaltung des Landwirtschafts- und Ernährungssystem“, ist in dem Brief zu lesen. „Die Fusionen würden die durch die industrielle Landwirtschaft verursachten Probleme weiter verschärfen“, schreiben die Organisationen. „Patente beeinträchtigen die Vielfalt beim Saatgut und gefährden damit die Ernährungssicherheit insbesondere von Kleinbäuerinnen und -bauern im globalen Süden.“ Die Organisationen fordern deshalb die EU auf, nicht nur die ökonomischen Folgen der Übernahmen zu untersuchen, sondern auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen mit in die Betrachtung einzubeziehen.

Bayer bietet 59 Milliarden Euro

Im September vergangenen Jahres hatte Bayer angekündigt, für umgerechnet 59 Milliarden Euro den US-Saatgut- und Pflanzenschutzkonzern Monsanto zu übernehmen. Die Akteure rechnen mit dem Abschluss des Geschäfts bis Ende des Jahres. Die Bayer-Pläne wurden bereits heftig kritisiert – auch weil der Ruf von Monsanto nicht untadelig ist. Die Kartellbehörden dürften die Pläne genau untersuchen: Nach Einschätzung von Experten könnte Bayer vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft, insbesondere bei Baumwolle, Sojabohnen und Raps, stoßen.Bereits Ende 2015 wurde der Zusammenschluss von Dow Chemikal und Dupont zu einem Branchenriesen auf den Weg gebracht. Die EU hat den Zusammenschluss im Volumen von 130 Milliarden Dollar soeben gebilligt, nachdem beide Unternehmen Zugeständnisse gemacht haben. Und Anfang vergangenen Jahres hatte der chinesische Staatskonzern Chem-China umgerechnet 39 Milliarden Euro für das auf Pflanzenschutzmittel und Saatgut spezialisierten Schweizer Chemieunternehmen Syngenta geboten; auch hier steht die Entscheidung der EU offenbar kurz bevor.