Personenwagen und Lastwagen könnten in eigene Gesellschaften ausgegliedert werden – fast wie schon einmal. In der Kartellaffäre gibt es Streit mit BMW.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler überprüft gegenwärtig seine Konzernstruktur. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung steht dabei die Rückkehr zu einer Aufteilung der Geschäftsbereiche im Vordergrund, die es in etwas anderer Form früher schon einmal gab: eine Holding an der Spitze, darunter rechtlich selbstständige Gesellschaften, insbesondere für Personenwagen (Mercedes) und Lastwagen; unter dem Chef Edzard Reuter (bis 1995) gab es eine Holding und darunter eine Gesellschaft für Personenwagen und Lastwagen. Daimler-Chef Dieter Zetsche sprach bei der Erläuterung des Geschäftsverlaufs im zweiten Quartal nur davon, „die divisionale Struktur des Konzerns durch rechtlich selbstständige Einheiten abzubilden“. Weitere Erläuterungen lehnte er ab. Am Mittwoch erfuhren die Betriebsräte an den Standorten vormittags um 8 Uhr bei Sondersitzungen von dem Vorhaben. Entscheidungen sollen bis Mitte nächsten Jahres fallen. Intern wird erwartet, dass Zetsche, 64 Jahre alt, dessen Vertrag im Dezember 2019 ausläuft, den Aufsichtsratsvorsitz in der neuen Holding übernehmen wird.

 

Die zahlen finden kaum Beachtung

Zetsche präsentierte gute Zahlen, so etwa den Anstieg des Gewinns vor Zinsen und Steuern im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Bei der Pressekonferenz dominierten aber Fragen zum Dieselskandal und zu möglichen Absprachen eines Kartells, bestehend aus Daimler, BMW, Audi, VW und Porsche. Stellungnahmen lehnte Zetsche durchweg ab. Er ging nur auf eine Äußerung von Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), ein. Die Branche müsse sich kritischen Fragen offener stellen und mehr Selbstreflexion üben. „Ich bin überrascht von der Stellungnahme von Herrn Wissmann. Weiter möchte ich das nicht kommentieren“, sagte Zetsche.

Unterdessen droht ein Zerwürfnis zwischen Daimler und BMW. Daimler und VW, stellvertretend auch für Audi und Porsche, sollen sich in dem Kartellfall selbst bezichtigt haben, um als Kronzeuge von einer Strafe verschont zu bleiben. BMW wäre auf jeden Fall der Dumme. Experten schätzen, dass den Münchnern eine Strafe von bis zu fünf Milliarden Euro drohen könnte. Wie zu hören ist, legt BMW deshalb gemeinsame Projekte mit Daimler erst einmal auf Eis. „Es ist sehr emotional geworden“, beschreibt ein Insider das aktuelle Verhältnis. Zetsche sprach von Gerüchten. Er sehe keinen Anlass, „von irgendwelchen Irritationen“ bei BMW auszugehen, sagte der Daimler-Chef. Er will ein Gespräch mit BMW-Chef Harald Krüger führen.

Die Bundesregierung mag den Briten nicht folgen

Die Entscheidung der britischen Regierung, Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab 2040 zu verbieten, wird von der Bundesregierung nicht nachvollzogen. Man setze auf Technologiefreiheit, um die Klimaziele zu erreichen. Der VDA ergänzte: „Es ist wichtig, in der Klimapolitik technikneutral vorzugehen“.