Der Autobauer schafft einen eigenen Vorstandsposten für China und befördert den Scania-Chef zum Chef der Lkw-Sparte. Damit will VW schlagkräftiger werden.

Stuttgart - Es ist äußerst ungewöhnlich, dass sich ein Aufsichtsratschef in einer Pressekonferenz als Fragesteller meldet. Deshalb stutzen die Journalisten zunächst ebenso wie VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem, als VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der in der ersten Reihe sitzt, den Finger streckt. Piëch fragt VW-Konzernchef Martin Winterkorn, wie viele Positionen bei dem beschlossenen großen Umbau der Führung des Autokonzern mit externen Managern besetzt worden seien. Piëch weiß es als Aufsichtsratschef natürlich. Doch er will, dass es noch einmal ausdrücklich gesagt wird.

 

Und so sagt Winterkorn ins Mikrofon: „Es hat keine Besetzungen von außen gegeben“. Alle Positionen seien mit internen Managern besetzt worden. Als Winterkorn später gefragt wird, warum es so wichtig sei, dass alle Positionen intern besetzt worden seien, und der VW-Chef ausführt, dass die Vernetzung wichtig sei, dass man Manager brauche, die in anderen Bereichen schon Erfahrung gesammelt hätten und den Konzern kennen, mischt sich der Patriarch noch mal ein: „Wir haben auswärts keine besseren gefunden“, schiebt Piëch nach.

Es ist ein ausdrückliches Lob für die eigene Mannschaft, das vielleicht auch davon ablenken soll, dass es bei „einer der umfassendsten strukturellen und personellen Neuaufstellungen in der Konzerngeschichte von VW“ (Winterkorn) mit mehr als 30 personellen Wechseln auf unterschiedlichen Hierarchieebenen nicht nur Gewinner gibt und einige unter die Räder kommen. Der Umbau gebe VW „zusätzliche Schubkraft“ auf dem Weg zum größten Autohersteller der Welt schwärmt der Konzernchef. Dieses Ziel soll bis 2018 erreicht werden. Das Team dafür sei jetzt aufgestellt – mit den richtigen Persönlichkeiten auf den richtigen Positionen.

Erst auf Nachfrage indes teilt Winterkorn mit, dass Audi-Entwicklungschef Michael Dick, der von Bentley- und Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer abgelöst wird, in den Ruhestand geht. Erst auf Nachfrage sagt Winterkorn, dass Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer, der von VW-Marketingchef Luca de Meo abgelöst wird, ausscheidet und erst auf Nachfrage erfahren die Journalisten, dass für Karl-Thomas Neumann, der bisher China-Chef war, „eine andere Aufgabe im Konzern“ gesucht werde, wie es vage heißt.

Winterkorn lässt sich keine negative Aussage oder Unzufriedenheit über die Leistungen der Verlierer entlocken, auch nicht über Jochem Heizmann, der in den vergangenen Jahren im Konzernvorstand Regie bei einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Lkw-Töchtern MAN und Scania führen sollte und nun im Konzernvorstand das neu geschaffene Ressort China übernimmt. Heizmann sei ein erfahrener Produktionsexperte und genau der richtige Mann für diesen Job, versichert Winterkorn. Mit ihm werde die Erfolgsgeschichte von VW in China fortgeschrieben, sagt der Konzernchef und weist darauf hin, dass der Wolfsburger Konzern dort das Tempo noch einmal erhöhen und bis 2016 in China gemeinsam mit den chinesischen Partnern mehr als 14 Milliarden Euro investieren wolle. Ein erheblicher Teil fließe in zusätzliche Kapazitäten und neue Fabriken. China ist bereits heute das Land mit den meisten Produktionsstandorten im Konzern. Mit diesen Investitionen dürfte sich die Abhängigkeit des Konzerns von China noch verstärken. Bereits im vergangenen Jahr wurden dort 2,3 Millionen Fahrzeuge verkauft, wurde dort ein operatives Ergebnis von 2,6 Milliarden Euro verbucht.

Die Allianz zwischen Scania und MAN soll nun statt Heizmann Scania-Chef Leif Östling voranbringen, der im Konzernvorstand für Nutzfahrzeuge zuständig sein wird. Diesem Bereich wird künftig auch die Marke VW Nutzfahrzeuge zugeordnet. Bei MAN in München dürfte man über diese Personalie alles andere als erfreut sein. Ebenso wenig wie über die Tatsache, dass MAN-Chef Pachta-Reyhofen künftig Östling in der Konzernhierarchie untergeordnet ist und auch ein Scania-Mann die Führung des Lkw- und Busgeschäfts von MAN übernimmt.

Zwischen den selbstbewussten Wettbewerbern MAN und Scania herrscht sei jeher ein Spannungsverhältnis, was die Suche nach Gemeinsamkeiten erschwert.

Wohl auch um Ängste zu beseitigen, dass MAN künftig nach der Pfeife von Scania tanzen müsse, hob Winterkorn hervor, dass die Marken MAN, Scania und VW in der Zusammenarbeit „gleichberechtigt und auf Augenhöhe“ agieren würden und die „starke, traditionsreiche Marke MAN mit allen Geschäftsfeldern, Standorten und Arbeitsplätzen“ von der neuen Struktur profitieren werde.