Bei seinem Gastspiel im Stuttgarter Mozartsaal präsentierte das Freiburger Barockorchester Mozart, Haydn und Salomon. Ein hochklassiger Abend.

Stuttgart - Lorenzo Coppola tritt vor das Freiburger Barockorchester, in den Händen eine Bassett-Klarinette. Er erzählt die Geschichte des kurzlebigen Instruments mit dem grotesk erigierten „Liebesfuß“ anstelle des Trichters, für das Wolfgang Amadé Mozart sein Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 komponierte. Dann wird gespielt.

 

In der (rekonstruierten) Originalfassung des Konzerts führt Coppola dem staunenden Publikum die Vorzüge seines Instruments vor. Er lässt die plärrenden Rechteckschwingungen des erweiterten tiefen Registers (bis groß-A statt klein-cis) mit den süßen Spitzentönen in den Dialog treten. Dabei betont die opernhaft-rhapsodischen Züge des Werks. Von der Gewolltheit, die manchen Darbietungen im Zeichen der historisch informierten Aufführungspraxis innewohnt, ist nichts zu spüren. Stattdessen fühlt man: so und nicht anders muss man das spielen. Die Zugabe – der langsame Satz aus dem ersten Klarinettenkonzert von Louis Spohr (1808) – reißt das Publikum aus der Entrückung in den Alltag zurück. Coppola benutzt hier eine B-Klarinette, freilich keine moderne.

Ansammlung von Spitzenmusikern

Coppola ist regelmäßiger Gast im Orchester, einer bemerkenswerten Ansammlung von Spitzenmusikern, die sich abseits von Konzertagenturen und Tarifverträgen als Gesellschaft bürgerlichen Rechts selbst verwalten und vermarkten. In ihrer Stuttgarter Reihe spielte es nun wieder im ausverkauften Mozartsaal unter der Leitung des Konzertmeisters Gottfried von der Goltz und hat sich mit einer fulminanten Darbietung von Joseph Haydns Sinfonie D-Dur Nr. 86 (1786) mehr als nur aufgewärmt.

Nach der Pause eine Romanze für Violine und Orchester von Johann Peter Salomon, vorgetragen von Gottfried von der Goltz. Salomon ist als der Impresario in die Geschichte eingegangen, der Haydn nach London holte. Sinnfällig der Abschluss eines hochklassigen Abends mit Haydns 104. und letzter Sinfonie. Lorenzo Coppola hat sich ins Orchester eingereiht. Das Orchester bedankt sich spielfreudig mit dem Schlussrondo aus Haydns Sinfonie Nr. 96.