Konzert im Beethovensaal So war’s bei Peter Kraus in Stuttgart

Peter Kraus beim Auftritt am Samstag in Stuttgart Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Der leichtfüßig-lächelnde Rocker: Der 85-jährige Peter Kraus begeistert bei seiner Abschiedstour im Stuttgarter Beethovensaal – und verrät das Geheimnis seiner ewigen Jugendlichkeit.

Im Fall von Peter Kraus ist der Titel „Rockin‘ 85!“ kein leeres Versprechen. Denn tatsächlich hat der 85-jährige Sänger am Samstagabend den voll besetzten Beethovensaal auf derart fulminante Weise gerockt, dass gegen Ende des Konzerts viele aus dem Publikum nach vorne strömten, um ausgelassen tanzend Party zu feiern.

 

Einstiges Teenager-Idol

Wie macht er das bloß? In einem Alter, in dem andere sich auf Rollatoren stützen müssen und froh sind, überhaupt noch auf zwei Beinen stehen zu können, flitzt Senior Kraus lächelnd leichtfüßig über die Bühne und sieht dazu in seinem grauen Anzug mit weißen Sneakers auch noch unverschämt gut aus. Vielleicht liegt es an den Genen, vielleicht auch an dem gesunden Lebenswandel des einstigen Teenager-Idols, der seit 55 Jahren mit derselben Frau verheiratet ist?

„Hula Baby“, „Va bene“ und „Diana“

In den 1950er-Jahren hat Kraus den Rock’n’Roll in Deutschland salonfähig gemacht, indem er ihn von allem Rebellischen und Unanständigen befreite – den lasziven Hüftschwung gestand man dem ansonsten gesittet auftretenden Sonnyboy gerne zu. Den zeigt er er auch an diesem Abend, wo es gleich mit einigen Rock’n’Roll-Titeln losgeht. Seine fünfköpfige Band plus Sängerin beweist da gleich, was sie drauf hat, wobei sich vor allem der Gitarrist André Tolba profiliert. Danach kommen einige der frühen Kraus-Hits. „Hula Baby“ kam 1958, „Va bene“ 1960 heraus, Kraus singt sie mit immer noch sehr präsenter Stimme, und erst bei Paul Ankas eingedeutschtem „Diana“ merkt man, dass die Höhenlagen nicht mehr ganz so sicher erreicht.

Von Udo Jürgens zu Peter Alexander

„Ich freue mich, dass Sie alle da sind“, sagt Kraus, „und ich freue mich, dass ich auch da bin“, und es folgt eine weitere Serie Rock’n’Roll, während die kreisenden bunten Lampen einen Hauch Discoatmosphäre erzeugen. Dann wagt er sich an die großen amerikanischen Klassiker: „L-O-V-E“ von Nat King Cole, dann Gershwins „Summertime“, die deutschen Übersetzungen klingen etwas holprig und da fehlt es Peter Kraus’ Stimme dann doch etwas an Volumen – was aber spätestens bei dem Schlagermedley vergessen ist, mit dem er einigen verstorbenen Kollegen seine Reverenz erweist.

Das Publikum wiegt sich beglückt zu Peter Alexanders kleiner Kneipe, singt bei Udo Jürgens’ Fernwehhymne an New York den Refrain mit und am Ende kommt, nach zweieinhalb Stunden und an die 40 Songs, Kraus’ größter Hit: „Sugar Baby“. Doch vorher schon hat Kraus in einem Lied das Geheimnis um seine so unglaublich scheinende Jugendlichkeit gelüftet: „Ich lass“, so verrät er, „den alten Mann nicht rein“. Wenn´s denn so einfach ist.

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