Das französische Ensemble Le cercle de l’Harmonie spielt Werke von Felix Mendelssohn und Fanny Hensel im Theaterhaus. Und ein „Tatort“-Kommissar liest dazu.

Felix Mendelssohn war ganz und gar nicht angetan, als er hörte, was Conradin Kreutzer da in seiner „Melusina“ komponiert hatte. „Die Ouvertüre“, so schrieb er, „missfiel mir ganz apart, nachher auch die ganze Oper.“ Nun war der Mythos über die Meerjungfrau Melusina, die ihre wahre Identität geheim halten muss, um nicht ihr restliches Leben in Gestalt eines Fischwesens verbringen zu müssen, ein beliebtes Sujet in der Romantik. So fühlte sich Mendelssohn nach der unerquicklichen Hörerfahrung angeregt, eine eigene Ouvertüre darüber zu komponieren. Heraus kam ein Meisterwerk, das nun beim Konzert des französischen Ensembles Le cercle de l’Harmonie unter der Leitung von Jérémie Rhorer im Theaterhaus zur Eröffnung gespielt wurde.

 

Das Konzept des Konzerts mutete bestechend an

Das Konzept des Konzerts im Rahmen des Musikfests mutete bestechend an: Nicht nur sollten Werke von Felix Mendelssohn denen seiner gleichermaßen genial begabten Schwester Fanny gegenübergestellt, die Werke sollten dazu noch mit ihren literarischen Vorlagen verknüpft werden. Dazu hatte man den Schauspieler Wolfram Koch – TV-Guckern vor allem bekannt als Kommissar Brix im Frankfurter „Tatort“ – eingeladen, der vor den Musikstücken die entsprechenden Texte las. Eine Szene aus Goethes „Faust II“ also vor Fanny Mendelssohns Kantate, in der sie Ariels Gesang zur Äolsharfe und den anschließenden Elfenchor vertonte. Koch erledigte das professionell, las in bewährtem Rezitatorenmodus, die Wörter gestisch-dramatisch unterstützend. Allein: Wer den Kontext nicht kannte, dürfte angesichts seines beträchtlichen Lesetempos Schwierigkeiten gehabt haben zu verstehen, worum es da eigentlich geht. Das galt für Goethes „Faust“, mehr aber noch für Schillers, ebenfalls von Fanny Hensel vertonte dramatische Ballade „Hero und Leander“ – mit 26 Strophen ohnehin ein bisschen lang für ein Intermezzo.

Der junge begabte Dirigent zeigt, was er kann

Der Wortverständlichkeit zugutekam, dass Kochs Stimme über die Saalanlage verstärkt wurde – allerdings unterstützten die Tontechniker auch das Orchester lautstärkemäßig, was zu unschönen Resultaten führte: zu laute Holzbläser, Verzerrungen in den Höhen und ein inhomogenes Klangbild. Immerhin wurde deutlich, warum Jérémie Rhorer nicht nur in Frankreich als einer der interessantesten jungen Dirigenten gilt: Sein Dirigat ist so elegant wie seine Phrasierungen, die Musik ist lebendig und stets im Fluss.

Dass seine Musiker nicht ihren besten Tag hatten, wurde nach der Pause deutlich, als Felix Mendelssohns komplette Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“ auf dem Programm stand. Irritierend unsauber gleich der Einsatz der Violinen in der Ouvertüre, wacklig die Bläserintonation. Das wurde im Verlauf zwar besser, Festspielniveau besaß dieser Abend aber nicht.