Die dänische Sängerin Tina Dico spielte ein wunderbares Konzert im Theaterhaus. Und hätte sich dabei fast in Halluzinationen verloren.

Stuttgart - "Ich bin totally ehrlich", sagt die großgewachsene Dänin, und alles was folgt, würde man ihr ohnehin glauben, so charmant und gar nicht gespielt mädchenhaft moderiert sie sich durch ihr eigenes Konzert. Es sei nämlich so: Sie habe Fieber, noch dazu Halluzinationen. "Aber vielleicht ist das ja gut so", sagt Tina Dico ». Auf jeden Fall werde das ein "interessanter Abend".

Mit gut 400 Menschen ist die kleine Halle im Theaterhaus » ausverkauft, das Publikum so bunt gemischt wie die ersten Laubhaufen an diesem kalten Herbstabend. Es ist ein bisschen so, als hätten sich die Fans von Aimee Mann », Florence & The Machine » und Taylor Swift » auf Tina Dico geeinigt. Das funktioniert erstens musikalisch ganz gut und erklärt zweitens, wieso die Leute zwischen Mitte 20 und Mitte 50 sind.

Zwischen Country und Soul


Man hat also zunächst ein bisschen Angst vor so viel Konsensfähigkeit, die Konzerten ja selten gut tun. Diesem aber schon.

Wenn Tina Dico sagt, mit ihrem Publikum auf eine Reise gehen zu wollen, dann ist das eben nicht aus einer ganz fiesen Ecke der Musikmetaphernschublade gegriffen, sondern hat ganz viel mit ihr selbst zu tun. Geboren im dänischen Arhus (als Tina Dickow) hat sie schon so ziemlich überall gelebt. In Amerika, in Frankreich, zuletzt in London. Ums ständige Unterwegssein, niemals Ankommen und die Sehnsucht nach einem echten Zuhause geht es dann auch in vielen ihrer Texte. Ganz konkret um London und Paris, aber auch um "Copenhagen", wo sie jetzt wieder lebt. Ihre Songs klingen manchmal nach On-The-Road-Country, manchmal nach Soul, Folk, Singer-Songwriter-Pop. Gesungen ist das mal mit dunkler Stimme, mal glockenklar.

Eine erstklassige Band


Zum Glück hat sie eine Band dabei, die das alles mitmacht. Die jazzig und rockig ist, sich nie unnötig in den Vordergund spielt und auch noch mit Tina Dicos Schlagferigkeit klar kommmt. Alle vier sind klasse Musiker. Und trotzdem kann Tina Dico auch ohne sie auf der Bühne stehen, nur mit ihrer Gitarre und ihrer wahnsinnig tollen Stimme. Wenn man ehrlich ist, bräuchte sie nicht einmal ein Mikrofon.

Bei Songs wie "Watching Him Go" oder "Room With A View" hängt man dann an ihren Lippen und geht - doch, wirklich - gern mit ihr auf Reisen. Allerbestes Kopfkino eben.

Den Über-Song des Abends, "Count To Ten" », spielt Tina Dico, die am Donnerstag 33 Jahre alt wird, gleich zweimal. Der Filmakademie » sei dank, denn die wollte Teile des Auftritts festhalten.

Das Publikum freute sich so über ein extra-langes Konzert. Und über eine wunderbare Sängerin, die sehr gerne weiter halluzinieren darf, wenn dabei solche Songs herauskommen.