Konzert in der Liederhalle So war’s bei den Black Crowes in Stuttgart
Die US-Band The Black Crowes präsentiert sich in Stuttgart ewig jung und wild: Kritik und Setlist vom Auftritt in der Liederhalle.
Die US-Band The Black Crowes präsentiert sich in Stuttgart ewig jung und wild: Kritik und Setlist vom Auftritt in der Liederhalle.
Chris Robinson ruft: „Er war der Größte!“ Er meint Otis Redding, den Soulsänger, der am 10. Dezember 1967 bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam. Der Song „Hard to Handle“, der erst nach Reddings Tod veröffentlicht wurde, war für diesen kein wirklich großer Hit. Für The Black Crowes schon. Sie verwandelten den Song auf ihrem ersten Album im Jahr 1990 in einen echten Kracher. Seither gehört er zum festen Repertoire der Band aus Atlanta. Am Donnerstagabend kommt das Stück gegen Ende des Konzertes, das The Black Crowes in der Liederhalle geben. Der Rock’n’Roll ist lange zuvor schon da.
Die Black Crowes haben sich 1989 gegründet und einen wuchtigen, wilden, von Blues und Soul getränkten Sound in die 1990er Jahre hinüber gerettet. Sie haben sich mehrmals aufgelöst, sind aber einmal mehr im Jahr 2019 zurückgekehrt und sind nun unterwegs mit ihrem ersten Album seit 14 Jahren. Auf „Happiness Bastards“ bleiben sich die Brüder Chris und Rich Robinson treu – und genau das wollen die 2000 Fans, die zum Konzert in Stuttgart gekommen sind, hören.
Die Bühne der Black Crowes gleicht einem Zirkuszelt: Da ziehen bunte Lichterketten zu einer Spitze hin, oben steht in Rummelplatzschrift der Album-Titel. Drummer Cully Symington sitzt auf einen Podest, um das herum sich etliche Verstärker stapeln. Zu seiner Linken die beiden Backgroundsängerinnen, zu seiner Rechten Keyboarder Erik Deutsch. Davor Sven Pipien, der langjährige Gitarrist der Black Crows, Nico Bereciartua, ihr neuer Gitarrist, und Rich Robinson, Chris Robinson – der eine ein Fels in der Brandung, der mit ruhiger Miene die Finger blitzschnell über das Griffbrett unzähliger Gitarren fliegen lässt, der andere ein ausgeflippter Rock’n’Roll-Clown, der über die Bühne tänzelt und schlingert, der keinen Augenblick still steht, der zittert von Kopf bis Fuß, sich ans Mikrofon wirft, den Mikrofonständer packt und in seiner tätowierten Hand umherwirbeln lässt, die Augen aufreißt, kehlig singt und schwitzt und tanzt.
Chris Robinson trägt einen glitzernd schwarzen Anzug, dazu einen schwarzen Schlips, der anfangs noch halbwegs gerade gebunden ist, sich nach und nach auflöst. Bei einigen Songs spielt er die Mundharmonika, und wenn er singt ist Vorbild Otis niemals wirklich fern. Die klangliche Qualität des Konzertes ist ein wenig abhängig von Standort des Zuschauers, was aber nicht wichtig ist, denn schließlich geht es hier um Rock’n’Roll.
Die Setlist ist gut durchmischt – es beginnt zwar mit „Bedside Manners“ vom neuen Album, doch bald schon kehren die Black Crowes mit „Twice as Hard“ zum Anfang ihrer Karriere zurück. „Thorn in My Pride“ kommt später, ebenso wie „She Talks to Angels“, „Jealous Again“, „Remedy“ und natürlich „Hard to Handle”, bei dem zwei Saxofonisten die Bühne stürmen. All die alten Hits werden groß gefeiert . An jeder Station ihrer Tour haben The Black Crowes 2024 bislang eine andere Zugabe gespielt – in Stuttgart ist es „Virtue and Vice“ von ihrem Album „By Your Side“. Die Brüder Robinson sind älter geworden – und wild geblieben.
Bedside Manners ● Dirty Cold Sun ● Twice as Hard ● P.25 London ● By Your Side ● Cross Your Fingers ● Seeing Things ● Road Runner ● Thorn in My Pride ● Wanting and Waiting ● Hard to Handle ● She Talks to Angels ● Follow the Moon ● Sting Me ● Jealous Again ● Remedy ● Zugabe Virtue and Vice