Girl in Red begeistert mit intensiver Show in Berlin. Kritik und Setlist vom Auftritt in der Uber Eats Music Hall.
Freitagabend in der Uber Eats Music Hall in Berlin. Die Spannung ist greifbar. Girl in Red, alias Marie Ulven, ist bekannt für ihre schonungslose Offenheit, eine Qualität, die sie bereits 2018 mit ihrem Durchbruchssong „i wanna be your girlfriend“ unter Beweis stellte: „I don’t wanna be your friend, I wanna kiss your lips.“ Nun steht sie vor dem letzten Deutschlandauftritt ihrer „DOING IT AGAIN BABY“-Tour. Die Erwartungen sind hoch. Trotz verkürzter Setlist aufgrund einer leichten Erkrankung enttäuscht Ulven diese nicht. Im Gegenteil.
Wie Chappell Roan steht Girl in Red für Selbstbestimmung und Queerness
Girl in Red bleibt ihrer kompromisslosen Art treu und behandelt in ihren Songs Themen wie mentale Gesundheit, Selbstfindung und queere Identität mit einer seltenen Direktheit. Ähnlich wie Chappell Roan, die erst vor wenigen Tagen in Berlin aufgetreten ist, steht Ulven für Selbstbestimmung und Queerness, doch während Roan auf extravagante Pop-Performances setzt, zeigt Girl in Red eine introspektive und rauere Seite. Ihre Mischung aus Indie-Pop, Lo-Fi und Alternative-Sounds erzeugt eine dynamische Atmosphäre, die den gesamten Abend durchzieht.
Marie Ulven in Anzug und Krawatte
Der Auftakt ist kraftvoll und energetisch. „DOING IT AGAIN BABY“ eröffnet die Show, und Marie Ulven springt in einem lässigen, weiten Anzug mit Krawatte über die Bühne wie eine junge Rocklegende. Die Gitarrenriffs durchdringen die Halle und setzen den Ton für den Rest des Abends. Songs wie „bad idea!“ und „girls“ bringen das Publikum in Bewegung und lassen die Menge euphorisch mitsingen. Bei „girls“ wird Ulvens Botschaft besonders deutlich: „I’m not talking about boys, I’m talking about girls.“ So wurde die Frage „Hörst du Girl in Red?“ zu einem Code, um die sexuelle Orientierung diskret zu signalisieren.
Emotionaler Moment bei „Rue“
In Songs wie „Body and Mind“ und „watch you sleep.“ taucht die Halle in die Gefühlswelt von Ulven ein, die über Selbstakzeptanz und Verletzlichkeit singt.
Ein unerwarteter emotionaler Höhepunkt des Abends ist „Rue“. Während die ersten Töne erklingen, bricht die Performance plötzlich ab, ein Fan ist zusammengebrochen. Ulven stoppt die Show sofort, kümmert sich um die Situation und setzt nach einer kurzen Pause wieder ein. Dieser Moment der Fürsorge verleiht dem Auftritt eine noch intensivere Energie, besonders als sie später eine Regenbogenflagge in die Höhe hält, begleitet vom Jubel des Publikums.
Leichtigkeit und Leidenschaft
Die Show ist geprägt von Momenten der Leichtigkeit, wie der verspielten „meow version“ von „What Was I Made For?“. Ebenso gibt es kathartische Ausbrüche bei „Serotonin“ und „You Stupid Bitch“, in denen Ulven ihre ganze Leidenschaft auf die Bühne wirft und das Publikum in einen emotionalen Rausch versetzt.
Trotz der verkürzten Setlist gelingt es Marie, eine tiefe Verbindung zu ihren Fans herzustellen. Zwischen den Songs erzählt sie Anekdoten aus ihrem Leben, etwa wie sie mit 14 Jahren zusammen mit ihrem damaligen Freund Axel an einem Fingerboard-Wettbewerb im Berliner Cassiopeia teilnahm, und lacht über ihre Erfahrungen mit der deutschen Sprache. All das schafft eine intime, fast familiäre Atmosphäre. Der finale Song „i wanna be your girlfriend“ bringt die Halle endgültig zum Kochen und vereint das Publikum im ausgelassenen Mitsingen.
Solidarisierung mit der LGBTQ+-Community
Die Stimmung in der Uber Eats Music Hall ist elektrisierend. Das Publikum, viele junge Menschen, die sich mit der LGBTQ+-Community solidarisieren, bildet ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Anders als beim kürzlich stattgefundenen Chappell-Roan-Konzert, bei dem die Fans in auffälligen, genderfluiden Outfits erschienen, wirken die Besucher hier entspannter und weniger extravagant, aber nicht weniger ausdrucksstark.
Marie Ulven präsentiert sich an diesem Abend authentisch, ehrlich und ungezwungen. Die Mischung aus emotionaler Tiefe, spielerischer Leichtigkeit und kraftvoller Performance macht das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ihre Setlist ist eine Reise durch ihre Gefühlswelt, intensiv, berührend und mitreißend. Ein Abend, der in Erinnerung bleibt und den man nicht hätte verpassen dürfen.
Setlist: Girl in Red in der Uber Eats Music Hall in Berlin
- DOING IT AGAIN BABY
- bad idea!
- Body and Mind
- girls
- watch you sleep.
- I’m Back
- What Was I Made For?
- hornylovesickmess
- October Passed Me By
- we fell in love in october
- Phantom Pain
- You Stupid Bitch
- Serotonin
- Too Much
- midnight love
- dead girl in the pool.
- Rue
- i wanna be your girlfriend