Eigentlich geht es im LKA Longhorn musikalisch ja gern etwas härter zu. Aber wenn Milow mit seiner Band kommt, darf auch einfach mal fröhlich getanzt werden. Der Belgier stellt in Stuttgart sein jüngstes Album „Lean into me“ vor – vergisst aber auch nicht seine guten alten Hits. Da geht ein Licht an!

Stuttgart - Urplötzlich ist er da, steht sonnig auf der Theke des LKA, spielt seine Gitarre, zwei Luftballons tanzen über ihm, eine kleine Sofaleuchte hängt an seiner Schulter: Milow, der smarte Belgier mit dem Händchen für die Ohrwürmer, die aus jedem Radio kriechen. Seinen ersten Hit veröffentlichte er 2006, und jeder erinnert sich an ihn: „You don’t know anything about me“, so geht der Refrain, locker aus dem Ärmel, Milow singt ihn auf der Theke.

 

Dann setzt seine Band ein, dann springt er auf die Bühne: restlos ausverkauft ist das LKA am Donnerstagabend, und alle, die gekommen sind, tanzen. Milow ist nicht zum ersten Mal an diesem Ort, er weiß, dass dort ansonsten die härtere Musik spielt, er vermeint die Energie des LKA zu spüren und stellt sich vor, wie es wäre, wenn seine Fans einen Moshpit bildeten vor der Bühne, für ihn, den Kuschelrocker.

Zum Schluss gibt es „Lay your Worry down“ a capella

Tatsächlich bedient Milow, eigentlich Jonathan Ivo Gilles Vandenbroek, 38 Jahre alt im Juli, dieses Genre so gut wie eine Handvoll andere. Seine Stärke sind die Melodien, und seine Musiker verpacken sie mal als Ballade, mal als jugendlich flotte Tanznummer, wahlweise mit clever groovender Elektrobegleitung oder mit Gitarrensolo. Da Milows Vorband am Donnerstag krankheitshalber ausfällt, darf ein solches Solo auch einmal ein wenig länger werden.

„Lean into me“ heißt Milows sechstes Album, erschienen im Frühling. Ein gutes halbes Dutzend neuer Songs hat er in sein Programm aufgenommen – doch unbesorgt: sie sind nicht schwerer als die alten, die längst jeder mitsingen kann. Milow war da, bevor viele junge deutsche Songwriter die Bühne betraten, sucht den heute Anschluss, trat 2019 im Tauschkonzert „Sing meinen Song auf“, singt nun ein Stück von Johannes Oerding, auf Deutsch. Eines seiner eigenen Lieder hat er dem Baseballstar Michael Jordan gewidmet, ein anderes dem Sommer. Spät dann bringt er „Ayo Technology“, seinen zweiten frühen Hit, von 2008. Höher kletterten die Stücke Milows seither nicht in den Hitparaden, aber ein sicherer Lieferant arglos frohen Wohlfühl-Pop ist er geblieben. Schließlich stehen er und seine Musiker auf der Bühne, singen gemeinsam a cappella: „Lay your Worry down“.