„Africa“, „Hold The Line“ und „Rosanna“: Die Westcoast-Rock-Perfektionisten Toto sind am Dienstagabend in Stuttgart aufgetreten. Bilder, Setlist und Kritik vom Konzert in der Porsche-Arena.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Zum hämmernden Klavier von „Hold The Line“ verraten sie, dass Liebende Geduld brauchen. Zum pfiffigen Groove von „Rosanna“ schwärmen Steve Lukather und Joseph Williams abwechselnd von dieser Frau, die die Schauspielerin Rosanna Arquette sein könnte, die damals mit Toto-Keyboarder Steve Porcaro zusammen war. Zum feinen Netz aus Percussion und Synthesizern, das „Africa“ webt, begibt sich die Band in der Serengeti auf Sinnsuche: Toto haben am Dienstagabend mit ihrer „The Dogz Of Oz“-Tour Station in der fast ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart Halt gemacht.

 

XXL-Versionen der Toto-Hits

Die Songs bei dem Konzert klingen zwar exakt genauso, wie man sie von den Schallplatten-Aufnahmen aus den 1980ern kennt, als die Band ihre größten Hits hatte. Doch die sechs Musiker, die Steve Lukather, um sich herum versammelt hat, sind viel zu gut, um sich damit zu begnügen, diese, den Sound eines Jahrzehnts prägenden Stücke einfach nur herunterzuspielen. Fast jede Nummer verwandelt sich bei der Show in Stuttgart in eine XXL-Version seiner selbst. Die Lieder plustern sich mit zahlreichen Soloeinlagen auf, in denen jeder mal auf die eine oder andere Art seine Virtuosität beweisen darf.

Christopher Cross im Vorprogramm

Nichts anderes erwartet man von dieser Band: Bevor Toto Toto waren, waren sie schließlich jedermanns Lieblings-Studiomusiker in Los Angeles. Sie spielten für Michael Jackson, Elton John, Cher oder Steely Dan. Daran erinnert Christopher Cross, der im Vorprogramm auftritt. Den Song „All Right“, mit dem der Texaner sein 50-minütiges Set eröffnet, oder später die Nummer „Arthur’s Theme“, die ihm 1982 einen Oscar einbrachte, hat er beispielsweise einst mit Toto-Musikern eingespielt.

Der fünffache Grammy-Gewinner umschmeichelt einen immer noch mit dieser sanftsamtigen Variante des Westcoast-Rock, die keiner in den 1980ern besser hinbekam als er, lässt seine Instrumentalisten gerne glänzen, hat natürlich zum Abschluss „Ride Like The Wind“ im Programm. Und er verrät, dass er eine enge Verbindung zu Deutschland habe, weil seine Mutter aus Koblenz stammte (dass Koblenz nicht am Meer liegt, wie er behauptet, sondern zwischen Rhein und Mosel, sei ihm verziehen).

Steve Lukather letztes verbliebenes Gründungsmitglied

Davon, dass Steve Lukather ähnlich enge Verbindungen zu Deutschland hat, ist nichts bekannt. „Wir haben euch vermisst“ sagt er zu Beginn der Show trotzdem. Der Gitarrist und Sänger ist das letzte verbliebene Toto-Gründungsmitglied. Drummer Jeff Porcaro starb 1992, Sänger Bobby Kimball stieg 2008 aus, die Keyboarder Steve Porcaro (Jeffs Bruder) und David Paich spielten das letzte Mal 2019 bei Toto. Auf der Bühne wird der Ausnahmemusiker Lukather inzwischen begleitet von Joseph Williams (Gesang), Greg Phillinganes (Keyboards/Gesang), Shannon Forrest (Schlagzeug), John Pierce (Bass), Warren Ham (Bläser/Perkussion/Gesang) und Dennis Atlas (Keyboards/Gesang).

Die Show ist fast ein bisschen zu perfekt

Es ist großartig, Songs wie das funky hin und her hüpfende „Georgy Porgy“ wiederzuhören. Die ausufernden Soli von Phillinganes, Atlas, Forrest und immer wieder Lukather sind imposant. Die Songs, die gerne Frauennamen tragen – neben Rosanna gibt es auch Lieder für Pamela und Carmen – sind perfekt inszeniert. Die Band beeindruckt sowohl in Balladen wie „I’ll Be Over You“ als auch in Rockern wie „White Sister“ dadurch, dass sie das Schwere leicht klingen lässt. Doch Toto spielen sich auch so souverän, so unangestrengt durch ihr Repertoire, das der Show manchmal ein bisschen das Unberechenbare, das Verspielte, die Lebendigkeit fehlt – und die Bereitschaft, eben nicht alles makellos zu präsentieren. Das ist schade, weil solche imperfekten Momente oft das sind, was Rockkonzerte so einzigartig macht.

Jeff Becks Stratocaster

Dafür gibt es aber, bevor das Konzert mit den größten Toto-Hits „Hold The Line“ und „Africa“ zu Ende geht, und bevor bei der Bandvorstellung auch mal kurz Michael Jackson- oder Huey-Lewis-Songschnipsel gespielt werden, noch etwas Zeit für angesoulten Bluesrock. Für „Don’t Chain My Heart“ hat sich Lukather eine weiße Stratocaster umgehängt. „Das war Jeff Becks Gitarre“, verrät er dem Stuttgarter Publikum, „sie wird zwar nicht dafür sorgen, dass ich so spielen kann, wie Jeff Beck, aber, hey, wer wöllte nicht Jeff Becks Gitarre spielen.“ Und natürlich klingt er dann in seinem Solo doch mindestens genauso gut wie Jeff Beck.

Toto: Setlist in Stuttgart

  • Child’s Anthem
  • Carmen
  • Rosanna
  • Mindfields
  • I Will Remember
  • Pamela
  • I Won’t Hold You Back
  • Angel Don’t Cry
  • Georgy Porgy
  • White Sister
  • I’ll Be Over You
  • I’ll Supply the Love
  • Don’t Chain My Heart
  • Stop Loving You
  • Hold the Line
  • Africa