The Sweet bringen alle ihre Hits mit und zaubern so bei ihrem Konzert Bombenstimmung ins Stuttgarter LKA.

Stuttgart - Die Stimme überschlägt sich in heißer Hysterie, die Gitarren donnern – „It was like Lightning, everbody was fighting, and the Music was soothing, and they all started grooving.“ So ist es, immer noch. The Sweet spielen „Ballroom Blitz“, ein Stück, das 46 Jahre alt ist; sie spielen „Fox on the Run“, „Block Buster“ und „Love is like Oxygen“, ihren letzten großen Hit, veröffentlicht im Frühjahr 1978, ein Ohrwurm seither.

 

Diverse Formationswechsel

Brian Connolly, der Sänger mit dem goldenen Haar, starb 1997. Andy Scott ist heute das letzte verbliebene Gründungsmitglied von The Sweet, führt die Band unter seinem Namen fort und trägt die silberne Frisur brustlang. An seiner Seite: Tony O‘Hara an Keyboard und Gitarre, Bruce Bisland am Schlagzeug und Pete Lincoln als Lead-Sänger und Bassist. Lincoln war vier Jahre alt, als The Sweet zum ersten Mal die Hitparaden stürmten.

Die Briten verneinten die Kunstfertigkeit, die sich zu ihrer Zeit in der Rockmusik breit zu machen begann, so entschieden, dass sie fast schon Punk waren. Das hielt sie nicht davon ab, ihre schwofigen Teenager-Epen mit unkompliziert glitzernden Soli aufzubrezeln und Keyboardklänge wie schäumenden Sirup über ihre Riffs zu gießen. Ihre Schlagzeugsoli waren knapp und gerade, ihre Gitarren quietschten und hämmerten vergnügt, ihre Refrains hüpften im Gehör und wollten es nimmer lassen. Bei The Sweet kam noch niemals einer aus dem Takt.

Gemischtes Publikum

Viele, die da sind, am Sonntagabend im LKA, tanzten vermutlich vor Jahrzehnten zu dieser Musik in der Disco, blätterten in „Bravo“-Heften, kauften „Arcade Hit Fever“ oder andere Schallplatten aus der Funk- und Fernsehwerbung. Das Publikum besteht aber nicht nur aus gut gelaunt gealterten Damen und Herren im Rock-Habitus – im Saal tummeln sich auch erstaunlich viele junge Menschen, die den alten Glamrock einfach cool finden. Frauen klettern auf die Schultern ihrer Männer, alle tanzen und brüllen im Chor: „We want the Sweet!“

Vor Jahren schon ließen diese Helden verlautbaren, sich nun auf ihre letzte größere Tournee zu begeben – seither schlagen sie mit einiger Regelmäßigkeit in Stuttgart-Wangen auf. Der Ruf, gute Stimmung mitzubringen, eilt The Sweet voraus. Das LKA ist voll bis zum Rand; 1200 Menschen toben hemmungslos, und Andy Scott bedankt sich bei ihnen: „Stuttgart is still Rock‘ n Roll“ – das wissen wir jetzt.