Cro feierte in Ludwigsburg mit rund 4000 Gästen eine entspannte Party. Der Rapper aus dem Süden beweist einmal mehr seine Nähe zu den Fans.

War da was? Eine Pandemie vielleicht? Man spürt nichts davon, am Freitagabend in der MHP Arena Ludwigsburg. Denn dort startet Cro seine Tour, der Mann mit der Maske, der Rapper aus dem Süden, sehr erfolgreich im ganzen deutschsprachigen Raum, - und vor seiner Bühne liegt ein Saal, gefüllt mit rund 4000 Menschen, die Cros Lässigkeit begeistert feiern.

 

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem der Vielbegabte auf der Bildfläche erschien. Mit seinem Song „Easy“ landete er einen Hit, weitere folgten. Immer blieb der Interpret dabei versteckt hinter einer fluffigen Panda-Maske. Nun trägt er an ihrer Stelle einen animalisch stilisierten Metallhelm, eine neue, futuristische Maske, und bittet, während er rappt, das Publikum ganz beiläufig um Tipps gegen das Beschlagen seines Sichtglases.

Gefühl einer großen Privatparty

Jenen beiläufigen, lässigen Stil kultiviert Cro seit jeher. Er gibt sich spontan, schlendert umher auf seiner Bühne, plaudert immer wieder mal ein wenig, begrüßt Gäste, feiert den Geburtstag seines Schlagzeugers, beginnt mit einem neuen Song und gibt seinen Fans immerzu das Gefühl, bei einer sehr großen, aber doch irgendwie privaten Party mit dabei zu sein.

Seine Bühne besteht aus zwei beweglichen Treppen, die sich zur Mitte hin senken, auf denen Cros Begleiter sich aufstellen, auf denen er selbst auch posiert, als Fabelwesen mit Mikrophon im Silberdress dahockt und reimt. Manchmal ziehen sich diese Stufen zurück, machen Platz für abstrakte Muster, belebte Graffiti, für Weltraumbilder, Mondlandschaften, Wolkenfluchten. Und wenn Cro sich eine rote Bühne wünscht, ausdrücklich – dann bekommt er sie, augenblicklich.

Zu wenig Liebe

Jeremias aus Hannover eröffnen den Abend; dass Cro selbst angekommen ist, rund 20 Minuten nach 20 Uhr, verkündet ein tiefer, sirrender Science-Fiction-Sound – und gleich steht er da, mit der neuen Maske, beklagt einen Mangel an Gefühlen, wünschte, er könne weinen, singt: „Oh Gott, ich bin ein Crobot! Mein Herz ist eine Platine, keine Liebe im System!“

Cro, der eigentlich Carlos Waibel heißt, in Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd geboren wurde am 31. Januar vor 32 Jahren, kreierte mit dem „Raop“, seiner selbstbewussten Mischung aus Rap und Pop, ein eigenes Genre der guten Gefühle. Auf der Bühne greift er zur Gitarre, setzt sich ans Keyboard, geht oft in die Hocke, um so, leicht federnd, den Fans die Hände entgegenzustrecken. Er wird begleitet von Flo König am Schlagzeug, Tim Schwerdter an der Gitarre, Victor Flowers am Bass, Psaiko Dino als DJ. Laura Kästel aus Wiesbaden, die 2019 als Teil des Duos „S!sters“ leider ganz erfolglos am European Song Contest teilnahm, und Wanja Janeva, geboren in Bulgarien, zuhause in Berlin, sind sein Backgroundchor.

Leuchtender Abgang

Cro gibt den Sängerinnen viel Raum, lässt ihre Stimmen ganze Songs tragen, in die er sich dann sprechend, singend einmischt. Sein Sound ist so entspannt wie sein Auftreten; oft genug denkt man hier an Soul, an Funk, an Länder, in denen immer die Sonne scheint. „Trip“ heißt Cros jüngstes Album, erschienen vor einem Jahr, sieben Stücke daraus singt er.

Zu sich auf die Bühne holt er sich den Berliner Julian Schmit alias Schmyt, an dessen Single „Alles anders“ er im Frühjahr mitwirkte – genau dieses Stück spielen nun beide. Später dann kommt Badchieff, der vor vier Jahren von Cro entdeckt wurde; gemeinsam bringen sie vier Stücke. Die Stimmung steigt, zuletzt singt Cro „Easy“, die Halle jubelt, der Rapper geht.

„Carlo bindet sich die Schuhe“, klärt einer der Musiker die Fans auf. „Ich hab’s Gefühl, da stehen noch ein, zwei Leute!“, ruft er nach hinten. Und schon ist Cro wieder da und macht aus seiner Zugabe eine noch größere Party: „Endless Summer“, „So schön“ und „Unendlichkeit“ sind Songs, die bejubelt werden, bei denen die Ludwigsburger Arena tanzt und mitsingt. Einmal noch kehrt er wieder: Cro sitzt dann am Keyboard, trägt seinen bärenhaften Weltraumhelm mit den spitzen Ohren, singt ein trauriges aber freundliches Lied. Es heißt „Letzter Song“ und ist das auch. Hinter ihm leuchten die Sterne, leuchtet der Mond.