„Jazz in der Zehntscheuer“ ist in der Region endgültig angekommen. Fola Dada und vier Musiker frönen dem Blues – und lösen Begeisterung aus.

Standing Ovations, zwei Zugaben und 140 begeisterte Zuhörer: die Combo „Fola Dada & Friends play the Blues“ riss am Samstagabend ihr Publikum bei „Jazz in der Zehntscheuer“ in Schönaich regelrecht von den Stühlen.

 

Zu verdanken hatten die Jazzfans dies auch der Schönaicher Kontrabassistin Judith Goldbach sowie dem Leiter der Schönaicher Musikschule, Thomas Schnellbach. Denn dank Goldbachs Kontakte in die Musikszene kommen immer wieder renommierte Jazzer in den Kreis Böblingen.

Gebürtiger Böblinger an der Gitarre

Die Sängerin Fola Dada gewann 2022 den Deutschen Jazzpreis Vokal und hat sich unter anderem bei der SWR-Bigband längst einen Namen gemacht. Mit an ihrer Seite war an diesem Abend der in Böblingen geborene und aus der Talentschmiede des Albert-Einstein-Gymnasiums hervorgegangene Gitarrist Jo Ambros.

Um es vorweg zu nehmen: Diese Musiker können auch Blues – und wie. Schließlich ist dieses Genre neben Worksongs, Spirituals und Ragtime eine der Wurzeln des Jazz. Auf der Bühne indes wurde es zunächst stürmisch – wenn auch nur musikalisch. „Stormy Monday Blues“ begann mit einem Gänsehaut-Intro, bereits bei „Stop This World“ war Ambros nicht mehr zu stoppen. Die Hingabe, mit der der 51-jährige Berliner seine sechs Saiten zum Schwingen brachte, war durchaus beeindruckend. Mimik und Gestik verrieten, dass er tief im Herzen wohl ein Bluesmusiker sein muss. Im Gegensatz zu diffizilen, jazzigen Arrangements bietet der Blues mehr Freiräume. Ein ums andere Mal zeigte Ambros, dass er sich hinter keinem Bluesgitarristen mit Weltruf zu verstecken braucht.

Und Fola Dada? Voll des Lobes über Ambros, wie auch über die drei anderen Mitmusiker Martin Grünenwald (Drums), Ulf Kleiner (Piano) und Joscha Glass (Bass), wartete sie mit vielen Facetten ihres Könnens auf. Mit einer wunderbaren Dynamik und einem beachtlichen Stimmumfang lebte sie den Blues wie kaum eine andere.

Zudem schien sie an diesem Abend demonstrieren zu wollen, wie lange sie den Ton in einer hohen Lage halten kann. Alleine vom Zuhören und Zuschauen japsten einige im Publikum regelrecht nach Luft und bedachten diese Leistung mit frenetischem Szenenapplaus.

Im Jazz wie auch beim Blues nehmen Improvisationen einen hohen Stellenwert ein; in Schönaich durfte man dies auch hinsichtlich der verbalen Kommunikation unter den Bandmitgliedern erleben. Diese zeigten neben Spielfreude auch szenische Improvisation mit viel Spaß und Humor. In der Pause strahlte Kontrabassistin Goldbach: „Ich bin total glücklich und freue mich, dass die Schönaicher so gut drauf sind und diese Reihe so gut angenommen wird. Wir waren bereits vor zwei Wochen total ausverkauft!“

Zugaben und Standing Ovations

In der zweiten Hälfte offenbarte „Centerpiece“ was es heißt, dynamisch zu musizieren und auch leisesten Passagen Würze zu verleihen, während „Backlash Blues“ zu einer gitarristischen Spielwiese ersten Ranges wurde. „Is You Is Or Is You Ain’t (My Babe)”, ein Stück, das Dada ursprünglich gar nicht so sehr mochte, hätte nicht besser intoniert werden können. Mit „Everyday I Have The Blues“ endete das Konzert – vorerst.

Denn mit weniger als zwei Zugaben und Standing Ovations ließ man die Combo nicht von der Bühne. Unter den Besuchern war auch Ex-„Dicke Fische“-Mitglied Jürgen Ammann. Er resümierte: „Spielfreude, Lebendigkeit und Spontanität. Alles war harmonisch abgemischt und man fühlte sich förmlich in die Musik hineingezogen.“

In diesem Konzertjahr plant „Jazz in der Zehnscheuer“ noch Konzerte mit den Landesjazzpreisträgern Christoph Neuhaus (Gitarre) und Klaus Graf (Saxofon) plus Band (7. Juni) sowie mit Landesjazzpreisträger Peter Lehel (Saxofon) und seinem Quartett (18. Oktober).