Der belgische Superstar hat kurzfristig sechs Konzerte absagen müssen. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es heißt.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stromae ist ein Meister der Kommunikation. Auf der Bühne hat jede Geste des belgischen Superstars ihren Sinn und seine Musikvideos sind ausgeklügelte Meisterwerke, die seine oft sozialkritischen Botschaften transportieren. Doch nun schweigt der Sänger. Ohne Kommentar hat Stromae Anfang dieser Woche überraschend drei Konzerte seiner Europatour in Ostfrankreich abgesagt. „Aus gesundheitlichen Gründen“, wie sein Management kryptisch mitteilt. Nicht alle Fans hatten dafür Verständnis, da das erste Konzert nur drei Stunden vor Beginn gestrichen wurde. Nun werden drei weitere Auftritte gecancelt und bei seinen Fans schießen die Spekulationen ins Kraut – angeheizt durch den Hinweis des Veranstalters, dass die Konzerte nicht nachgeholt werden, das Eintrittsgeld werde zurückbezahlt.

 

Böse Erinnerungen an die Vergangenheit

Böse Erinnerungen werden wach. Schon einmal war Stromae, der mit bürgerlichem Namen Paul Van Haver heißt, einfach abgetaucht. Im Jahr 2015 brach er seine Welttournee ab und um sein Verschwinden rankten sich wilde Gerüchte. Die offizielle Version: wegen der Einnahme eines Malaria-Medikaments während der Auftritte in Afrika litt er plötzlich unter Angstzuständen. Die Wahrheit stellte sich erst später raus, der Sänger befand sich in einer existenziellen Krise. In einem kurzen Interview zwei Jahre danach konnte Stromae nicht sagen, ob er jemals wieder auf der Bühne stehen könne.

Dann tauchte Stromae so unvermittelt wieder auf, wie er verschwunden war. In einem Interview vor knapp zwei Jahren verkündete er ein neues Album und neue Konzerte. Acht Jahre nach seinem überwältigenden Erfolg Racine Carrée, das über drei Millionen Mal verkauft wurde und auf denen die Hits Papaoutai oder Formidable zu finden sind.

Stromaes triumphale Rückkehr auf die Bühne

Seine Rückkehr entwickelte sich zu einem Triumph. Stromaes Album „Multitude“ wird gefeiert und er heimst einen Preis nach dem anderen ein. Der 38-jährige Künstler, dessen Markenzeichen es ist, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen und sich neu zu erfinden, scheint in seinem Element. Dabei geht es dem Belgier nie darum, als abgehobene Glamour-Ikone aufzutreten. Seine Lieder und auch seine Figuren sind immer von der realen Welt inspiriert. Er singt über Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden, von Krankenschwestern, die an der Belastung ihrer Arbeit während der Covid-Pandemie zerbrechen. Und Stromae erzählt auch über die dunkle Zeit, die er hinter sich hat. Der Titel „L’Enfer“ (Hölle) ist eine zerbrechliche Ballade über die eigenen Dämonen.

Die nächsten Konzerte in Amsterdam

Schon vor Jahren verarbeitete der belgischen Künstler in dem Lied Papaoutai (Papa, wo bist Du) das Trauma des Verlustes seines Vaters. Der hatte die Familie einst verlassen und war in seine Heimat Ruanda zurückgekehrt, wo er im Jahr 1994 während des Völkermordes getötet wurde. Die Auftritte in Ruanda sollten für Stromae eine Art Höhepunkt sein, doch dann brach er dort seine Tournee ab und verschwand über viele Jahre von der Bildfläche.

Die Konzertabsagen des belgischen Superstars erinnern fatal an das abrupte Verschwinden vor acht Jahren. Die nächsten Auftritte sollen Mitte April in Amsterdam stattfinden. Seine Fans hoffen, dass sie bis dahin etwas mehr über den Zustand ihres Idols erfahren.