Kleine Konzerte gehören zum Konzept der Bad Cannstatter Bistro-Bar Sideways an der Brählesgasse – bis ein Brief aus dem Amt für öffentliche Ordnung dem ein Ende gesetzt hat. Anwohner hatten sich beschwert. Der Betreiber will das nicht hinnehmen und organisiert Protest.

Bad Cannstatt - Kleine Konzerte gehören zum Konzept der Bad Cannstatter Bistro-Bar Sideways an der Brählesgasse – bis ein Brief aus dem Amt für öffentliche Ordnung dem Treiben fürs Erste ein Ende gesetzt hat. Anwohner hatten sich beschwert, weil sie sich von Lärm belästigt fühlten. Der Betreiber Toni Schreiner will das nicht hinnehmen und organisiert Protest. In der Gaststättenbehörde der Stadt Stuttgart zeigt man sich gesprächsbereit.

 

Ein Auftritt der Karlsruher Jazz- und Blues-Combo Marenka Anfang Juni ist Schreiner zum Verhängnis geworden. In einer Konzertpause gegen 21 Uhr sei es zu einem Wortgefecht zwischen einem rauchenden Gast und einem Anwohner am Fenster gekommen. Auch beleidigende Worte sollen gefallen sein, was Schreiner für unwahrscheinlich hält. „Das kann ich mir bei meinen Gästen nicht vorstellen.“ Beim Amt für öffentliche Ordnung gingen jedoch Beschwerden ein, die in einem Brief an den Betreiber mündeten. Inhalt: eine Ansage, die „zahlreichen Veranstaltungen“ zu unterlassen, da diese nicht zulässig seien und zu „erheblichen Lärmbelästigungen“ führen würden.

Mehr Kompromissbereitschaft gewünscht

„Ich bin erst einmal vom Stuhl gefallen“, sagt Schreiner, der in seinen vier Jahren an der Brählesgasse nie Probleme gehabt hätte, weder mit den Anwohnern noch mit dem Ordnungsamt. Der 34-Jährige ist enttäuscht, dass die Nachbarn nicht den direkten Kontakt mit ihm gesucht, sondern sich sofort bei der Stadt beschwert haben.

Nach den Worten von Timo Luppold, dem Sachgebietsleiter bei der Gaststättenbehörde, ist das nichts Ungewöhnliches. „Es ist durchaus ein Trend, dass die Anwohner sich eher an die Polizei oder uns wenden als an die Betreiber.“ Luppold wünscht sich deshalb mehr Kommunikations- und Kompromissbereitschaft. Als Behörde sei es nicht immer leicht, zwischen sich teils widersprechenden und dennoch – für sich genommen – legitimen Interessen von Anwohnern und Gaststättenbetreibern abzuwägen. Das Interesse des Amtes seien unbürokratische und pragmatische Lösungen, mit denen beide Seiten leben können.

Das funktioniert aber nicht immer, wie das Beispiel des Kunst-Cafés „Die Palette“ an der Brunnenstraße zeigt. Ein Vertrauter der Betreiberin spricht von „gewaltigen Umsatzeinbußen“, weil nach Lärmbeschwerden von Anwohnern statt wie früher alle zwei Wochen nur noch jährlich zwölf Konzerte stattfinden dürften.

Literatur und Kabarett

Im Falle des Sideways weist Luppold darauf hin, dass Schreiner keine Konzession für regelmäßige Live- und Musikevents besitzt. Der Barbesitzer ist inzwischen auf Kabarett- und Literaturveranstaltungen umgeschwenkt. Mottos: „Cannstatt lacht“, „Cannstatt liest“ und „Cannstatt hört zu“. Autoren können ihre Werke vorstellen, Gäste aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen. Einmal im Monat möchte Schreiner aber auch künftig Konzerte veranstalten. „Ich weiß, dass ich in einem Wohnmischgebiet bin und passe mich an“, sagt er. Die Musiker, die er einladen will, spielen meist unplugged, also ohne elektronische Unterstützung. Seine Gäste hat er aufgerufen, zu seiner Unterstützung „Gelbe Karten“ an das Ideen- und Beschwerdemanagement der Stadt zu schicken; er selbst hat sich mit der Stadtteilmanagerin Mareike Merx getroffen.

Timo Luppold bietet Schreiner derweil einen Termin mit der Gaststättenbehörde an. Es sei durchaus möglich, dass im Rahmen seines Betriebskonzepts auch gelegentlich Musiker zu ihm kämen – „so lange die dann nicht halb Cannstatt beschallen“.