Exklusiv In den Räumen des ehemaligen Zapata entsteht eine neue Spielstätte. Von 2015 an sollen in Bad Cannstatt wieder Konzerte stattfinden. Die Betreiber der neu-alten Konzertlocation sind in der Pop- und Eventwelt keine Unbekannten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Seit der verfrühten Schließung der Konzertlocation Röhre wegen des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 im Januar 2012 hatte die Landeshauptstadt bei Konzertveranstaltern keinen guten Ruf mehr: Viele Tournee-Agenten machten mit ihren Bands einen Bogen um Stuttgart, einige stuften die Stadt von der A- in eine B-Kategorie ab, weil es an geeigneten Auftrittsmöglichkeiten in der Kapazität von 500 bis 800 Besuchern fehlte. Damit könnte bald Schluss sein: Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wird das Zapata auf dem Wizemann-Areal in Bad Cannstatt derzeit wieder in eine Spielstätte mit zwei Hallen mit 2200 und 700 Quadratmetern umgebaut. Das Ziel: im zweiten Quartal 2015 sollen hier wieder Konzerte stattfinden.

 

Hinter der neuen Konzertlocation stecken drei Unternehmen: die J. Wizemann GmbH, vertreten durch Constantin Wizemann, dem Besitzer und Betreiber des Areals. Die Firma Blue Estate, die das riesige Wizemann-Areal mit seinen 20 000 Quadratmetern verwaltet. Und eine neue Tochterfirma der Chimperator-Firmengruppe, die sich mit dem Künstler Cro einen Namen gemacht hat.

„Für uns soll das nicht nur ein neues Standbein werden, wir wollen dem Konzertstandort Stuttgart etwas zurückgeben. Wir sind in Stuttgart mit unglaublich tollen Veranstaltungen aufgewachsen und wollen diese Tradition nun fortführen“, sagt Steffen Posner, einer der Architekten hinter der Geschichte von Stuttgarts derzeit erfolgreichstem Pop-Export Cro. „Im Zapata sind schon früher namhafte Künstler aufgetreten, an diese Geschichte möchten wir anknüpfen, dabei die Art der Veranstaltungen aber auf ein anderes Level hieven“, ergänzt Constantin Wizemann.

Beim alten Zapata wurden viele Augen zugedrückt

Bei einer Ortsbegehung der traditionsreichen Hallen wird schnell klar, was für ein Dornröschen hier wachgeküsst werden soll. So viel Industrie-Charme wie an der Pragstraße findet man in Stuttgart sonst selten. Im Hinterhof des ehemaligen Zapata liegen drei riesige Waschbecken des Clubs auf dem Boden, die man auch gut zu Kinderschwimmbecken umfunktionieren könnte. Im Inneren finden sich Reste der alten Getränkekarte („Longdrinks sieben Euro“), ein Pfandrückgabe-Pfeil deutet auf einen stilisierten Jesus. „Die Ausschreibung zum Abriss der Wände, die nicht mehr gebraucht werden, ist bereits in vollem Gange“, sagt Axel Ramsperger, geschäftsführender Gesellschafter von Blue Estate.

Schaut man sich die Details des alten Zapata etwas genauer an, wundert man sich, dass der Veranstaltungsbetrieb in Bad Cannstatt so lange gut gegangen ist. Die Trennwände zwischen den Veranstaltungssälen sind mit Lehm gefüllte Paletten der Marke Eigenbau, die von den aktuellen Brandschutzbestimmungen in etwa so weit entfernt sein dürften wie der VfB Stuttgart von der Champions League. „Hier müssen wirklich viele Menschen viele Augen zugedrückt haben“, sagt Ramsperger. „Wir tüfteln schon lange an einer Planung, die genehmigungsfähig ist. Unsere Strukturierung und Herangehensweise ist eine ganz andere als beim alten Betreiber.“

Über die Kosten schweigen die Beteiligten

Bei der Stadt rennen die Macher des Zapata-Nachfolgers offene Türen ein. Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) ist „hocherfreut über die Nachnutzung“ des Clubs. Diesen wiederzubeleben, sei „eine Bereicherung für den Kulturstandort Stuttgart“. Sie sei zuversichtlich, „dass auch die bekannten Probleme in Sachen Brandschutz gelöst werden können“.

Auch das Eisenmann zugeordnete Kulturamt der Stadt hat in Sachen Neunutzung des Zapata bereits positive Signale ausgesendet. „Wir sind in einem guten Austausch mit dem Amt“, sagt Matthias Mettmann von Chimperator.

Der Name steht noch nicht fest

Mettmann freut sich darauf, künftig mit anderen Kulturschaffenden in Stuttgart zusammenzuarbeiten. „In der kleinen Halle kriegen wir 550 Besucher unter, in der großen 1200, wir haben einen Nightliner-stellplatz, kurze Ladewege, das sind Produktionsvoraussetzungen, die es in Stuttgart sonst nicht gibt.“ Die Rosenau habe bereits großes Interesse signalisiert, einen Teil ihrer Veranstaltungen künftig in Cannstatt über die Bühne zu bringen.

Über die Kosten des Projekts schweigen alle Beteiligten. Kulturbürgermeisterin Eisenmann hatte im vergangenen Jahr nach einer Ortsbegehung von einem siebenstelligen Investitionsvolumen gesprochen. In der Vergangenheit hatte es beim Zapata Probleme in Sachen Lärmschutz gegeben, die Anwohner hatten sich über zu laute an- und abfahrende Besucher beschwert.

Die neuen Betreiber hoffen durch eine „Parkplatzoptimierung“ auf bessere Nachbarschaft. „Wir werden die Parkplatzflächen tauschen und an einer besseren Stelle platzieren“, erklärt Axel Ramsperger. Ein Name für den Zapata-Nachfolger steht übrigens noch nicht fest. Die Beteiligten wollen die Öffentlichkeit bei der Namensfindung einbinden.