Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche berichtet auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt von fruchtbaren Gesprächen mit Firmen aus dem Silicon Valley.

Frankfurt - Der Stuttgarter Autobauer Daimler sondiert offenbar eine Partnerschaft mit IT-Firmen aus dem kalifornischen Silicon Valley wie Google oder Apple. Er sei vor einigen Wochen mit den Top-100-Managern von Daimler zu Besuch im Silicon Valley gewesen, berichtete Zetsche am Rande der Frankfurter Automesse IAA. Diese Reise sei sehr ergiebig gewesen. Man habe dort in wenigen Tagen viel gesehen und gelernt. „Es hat auch Gespräche mit den in Frage stehenden Firmen gegeben“, sagte der Daimler-Chef. Auch er selbst sei daran beteiligt gewesen. „Dort sind auch weitere Dinge vereinbart worden“, so Zetsche. Zum jetzigen Zeitpunkt wolle er aber nicht konkreter werden.

 

Schon Daimler-Forschungs- und -Entwicklungschef Thomas Weber hatte im StZ-Interview angedeutet, dass zwischen den kalifornischen IT-Unternehmen und dem Autobauer etwas läuft. „Diese Firmen verstehen etwas von Daten, von Vernetzung, von dem, was Kunden wirklich wollen, auch zum Beispiel, wie Bedienkonzepte gestaltet sein sollten“, so Weber. Derzeit gebe es an vielen Stellen Diskussionen, sagte Weber, wollte aber keine Details verraten.

Daimler sieht in China keine Absatzprobleme

Zetsche hob zugleich den großen Stellenwert des Datenschutzes hervor. Autos würden mehr und mehr zu einem Datenlieferanten, sagte Zetsche. Diese Daten seien bei Mercedes aber sicher, versprach der Vorstandsvorsitzende. Anders als Internetfirmen aus den USA sei man nicht auf den Handel mit Daten angewiesen, um Geld zu verdienen. „Die Chancen sind also groß, genau wie unsere Verantwortung für die Privatsphäre unserer Kunden und dafür, dass persönliche Informationen nicht an Dritte gelangen. Auf der anderen Seite bedeutet diese Verantwortung auch, dass unsere Fahrzeuge sicher sein müssen gegen Manipulationen von außen.“

Daimler sieht in China im Gegensatz zu seinen Rivalen keine Absatzprobleme auf sich zukommen. Der Gesamtmarkt in China schrumpfte im August den dritten Monat in Folge.„Wir hatten auch im September wieder sehr signifikante Wachstumszahlen, wir sind auch optimistisch für das nächste Jahr“, sagte Zetsche. Mercedes-Benz baue die Produktionskapazitäten in China sogar weiter aus. „Wir haben keine Revision unserer Pläne. Wir sehen als maximales Risiko, dass wir Kapazitäten etwas später füllen können, aber nicht, dass sie zu Überkapazitäten werden können.“

Die Sub-Marke Mercedes-Maybach ist stark gefragt

Daimler hat im vergangenen Monat rund 33 000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert – so viele wie noch nie zuvor. Besonders gut gelaufen seien die Mercedes C-Klasse und der kleine Geländewagen GLA. Zudem zahle es sich aus, dass mehr Modelle direkt in China produziert würden. Zetsche bekräftigte, dass im gesamten Jahr 2015 wie geplant deutlich mehr als 300 000 Autos verkauft werden sollen. Ob die Stuttgarter schon 2016 den Rivalen BMW auf dem wichtigen Markt überholen könnten, ließ Zetsche allerdings offen. Stark gefragt ist dort auch die Sub-Marke Mercedes-Maybach. Jeden Monat werden dort nach Angaben von Daimler-Forschungs- und -Entwicklungschef Weber in China rund 500 Wagen der Luxuslimousine S-Klasse Maybach verkauft. Die Konkurrenten Audi und BMW haben dagegen mit erheblichen Problemen auf diesem größten Automarkt der Welt zu kämpfen. Der Markt schwächelt, Hersteller fahren ihre Produktion in den chinesischen Werken zurück.